Für Captain Harold L. Hale und seine Besatzung verlief der Flug an Bord der Lockheed C-141A Star Lifter von Yokata in Japan zum Air Port Da Nang ohne besondere Vorkommnisse. Die Wolkenhöhe in Da Nang betrug 210 Meter und die Sichtweite 3,2 Kilometer bei Nebel. Es erfolgte ein regulärer, radargeführter Landeanflug, und die Maschine setzte um 3.39 Ortszeit auf der Landebahn 35L auf. Die Star Lifter drehte nach links von der Bahn ab auf den Rollweg W-6 und rollte in südlicher Richtung auf die Kreuzung von W-6 und W-2 zu. Der Pilot wurde von der Bodenkontrolle in Da Nang angewiesen, kurz vor W-2 zu stoppen, bis eine Air Force F-4C nach ihm auf 35L gelandet war und seine Position passiert hatte.
Nachdem die Star Lifter gelandet und im rechten Winkel von der Bahn abgerollt war, wartete sie darauf, die beiden in Da Nang parallel verlaufenden Start- und Landebahnen überqueren zu können, um das Frachtterminal zu erreichen. Die Gefahren eines solchen Systems sind nur zu offensichtlich. Am südlichen Ende der Sarte- und Landebahn 35R erwartete ein Marine-A-6A Störflugzeug mit laufenden Triebwerken die Freigabe zum Start. In dieser Maschine saßen der Pilot Major Fred E. Cone und sein Bomber/Navigator Chief Warrant Officer Douglas E. Wilson. Man befand sich im Krieg, und das Flugzeug hatte 7.491 Kilogramm „Snakeye-Bomben“ und sechs 19-schüssige Raketenbehälter geladen. Um 4.00 Uhr mussten sie ihr Angriffsziel erreicht haben.
Der Lotse im Tower, Airman First Class Thomas Moody, gab die Startfreigabe, und „Wallmut Hill 14-1“ begann zu rollen. Die Star Lifter 407 hielt am Rollweg W-6, bis die F-4C gelandet war. Danach erteilte Airman Moody der vietnamesischen Bodenkontrolle die Erlaubnis, die Star Lifter die Bahn 35L überqueren zu lassen, aber vor der 35R anzuhalten. Das riesige Transportflugzeug drehte nach links zum Rollweg W-2, überquerte die Landebahn 35L, rollte geradeaus auf dem Rollweg C-2 weiter und begann, die 35R zu überqueren. Sowohl der Lotse als auch der diensthabende Wachleiter im Kontrollturm bemerkten, dass die Star Lifter vor der Bahn 35R nicht abbremste. Sie wiesen die vietnamesische Bodenkontrolle an, die Maschine vor der Start- und Landebahn anhalten zu lassen. Aber es war bereits zu spät. Als der Vietnames mit der Durchsage begann, befand sich die Star Lifter bereits mit dem Bug auf der Bahn.
Doug Wilson, der Bomber/Navigator der A-6, die zur selben Zeit zum Start beschleunigte, erinnerte sich einige Zeit später: „Ich entsinne mich noch daran, dass Major Cone sagte, wir hätten eine Geschwindigkeit von rund 185 km/h erreicht und er hebe nun das Bugrad. Dann spürte ich, wie er das Bugrad wieder aufsetzte und die Leistung der Triebwerke drosselte; gleichzeitig rief er irgend etwas. Ich schaute auf und erkannte, dass er die Bremsen betätigte. Da sah ich, wie die C-141 die Rollbahn bei der 900-Meter-Markierung von links nach rechts überquerte. Sie schien recht schnell zu sein. Major Cone schrie sinngemäß etwas wie: `Ich kann sie nicht anhalten, wir sind zu schnell, wir werden sie erwischen!´ Wir bremsten immer noch, gleichzeitig zogen wir auf der Rollbahn nach rechts. Die A-6 traf die C-141 im Cockpitbereich in der 11.00-Uhr-Position unserer Nase. Ich kann mich erinnern, dass während dieser Zeit irgendeine Durchsage vom Tower oder von sonst irgend jemanden über UHF kam.
Die linke Seite der A-6 schlug gegen die C-141 und ich glaube, die linke Tragfläche riss ab. Ich sah schwarzen Rauch und Funken über der Kanzel, während die A-6 kräftig nach rechts zu rollen begann. Ich glaube, dass dann die rechte Tragfläche riss, wir uns überschlugen, das Dach zertrümmert wurde und wir dann weiterrollten. Mein Eindruck war, dass wir ungefähr drei Viertel des Weges gerollt waren und dann wieder auf die Kanzel aufschlugen. Es ist möglich, dass wir uns dabei eineinhalbmal überschlugen. Die Maschine blieb dann auf dem Dach liegen.
Das ganze Gebiet war von Feuer erleuchtet, und auch das Cockpit erfüllten Flammen und dichter Rauch. Ich sah nach links, um festzustellen, wie es Major Cone ging, aber ich konnte in all dem Rauch und den Flammen nichts erkennen. Ich suchte in der zerschmetterten Kanzel nach einer Öffnung, die groß genug war, um mich durchzuzwängen. Auf Händen und Knien kroch ich hinaus. Als ich ungefähr 3 oder 4 Meter vom Wrack entfernt war, stand ich auf und begann zu laufen. Ich traf auf Major Cone, der von der anderen Seite her kam. Nachdem wir festgestellt hatten, dass keiner von uns schwer verletzt war, sahen wir zurück auf die C-141, ob sich in oder neben der Maschine irgend etwas bewegte. Wir konnten niemanden erkennen; um die C-141 herum war ein einziges riesiges Flammeninferno“
Die Star Lifter transportierte 72 Acetylen-Gas-Zylinder und 4.600 Tonnen Speiseöl. Innerhalb weniger Sekunden stand alles in Flammen. Der einzige Überlebende der sechsköpfigen Besatzung, Staff Sergeant William Wilson, sagte später aus: „Die Maschine verließ die Rollbahn 35L, und Captin Hale sagte: `Die Überquerung der Startbahn ist freigegeben.´ Und so rollten wir auf die 35R, um sie zu überqueren. Das nächste, was ich über den Bordfunk hörte, war: `Schneller, schneller´, und dann kam die Explosion. Im Inneren der Maschine breiteten sich Flammen aus. Ich befand mich im Heckbereich der C-141, um eine Palette mit Fracht loszubinden. Der vordere Bereich des Frachtraums brannte lichterloh. Ich verließ das Flugzeug über die hintere Mannschaftsluke.“
Die Ursache dieses Zusammenstoßes konnte nicht zweifelsfrei festgestellt werden, da die Tonbandaufzeichnungen der vom Kontrollturm erteilten Anweisungen nicht auffindbar waren. Man konnte nicht mit letzter Sicherheit klären, ob der Pilot der C-141 die Anweisung an die F-4, das nördliche Ende der Rollbahn zu überqueren, missverstanden und auf sich bezogen hatte, oder ob ihm irrtümlicherweise die Erlaubnis erteilt worden war, die R35 zu überqueren, als die A-6 anrollte. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass der Pilot die Rollbahn ohne die notwendige Freigabe eigenmächtig überquert hätte, selbst wenn er nach einem langen Flug übermüdet war. Am Ende des Rollweges stand ein Einweiser-Lkw mit beleuchteter „Follow-me“-Tafel, der die C-141 zur Rampe leiten sollte. Vielleicht irritierte die Tafel den Piloten und trug so zu dem Unfall bei.
Im Unfalluntersuchungsbericht hieß es abschließend, es sei auf einen Fehler des Piloten zurückzuführen, dass die C-141 die Bahn 35R ohne Genehmigung überquert hätte, da er einer missverstandenen Rollanweisung gefolgt sei. Der Bericht empfahl, künftig alle Funksprüche zwischen dem Tower in Da Nang und den US-Maschinen von Amerikanern durchführen zu lassen. Ferner sollten die Piloten aufgefordert werden, die Anweisungen zu wiederholen, um Missverständnisse zu vermeiden. Um künftige Untersuchungen zu erleichtern, sollten für den Funkverkehr nur Geräte aus den Vereinigten Staaten von Amerika verwendet werden; die Aufnahmen müssten, falls erfoderlich, jederzeit verfügbar sein.
Von Rolf von Ameln
Redaktion Israel-Nachrichten.org
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie uns bitte mit einer Spende, oder werden Sie Mitglied der Israel-Nachrichten.
Durch einen technischen Fehler, ist die Kommentarfunktion ausgeschaltet!
Leserkommentare geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Wie in einer Demokratie ueblich achten wir die Freiheit der Rede behalten uns aber vor, Kommentare nicht, gekuerzt oder in Auszuegen zu veroeffentlichen. Anonyme Zuschriften werden nicht beruecksichtigt.