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Die Deutschen im Zweiten Weltkrieg: Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt

Wie die Propagandamaschine des Dritten Reiches langsam auf Hochtouren lief, soll der nachstehende Beitrag verdeutlichen:

Die Hand des Generalstaboffiziers zeigt auf mehr oder weniger dicke rote Linien, die in die Karte Westdeutschlands eingezeichnet sind. Je häufiger die Besuche der feindlichen Flieger auf einer Route sind, umso dicker wird die „Schneise“. Wie eine anatomische Zeichnung der Blutbahn sieht die Sache auf der Karte aus. Ein besonders dicker Strang zeigt deutlich, daß die Phantasie der feindlichen Flieger beschränkt ist: Albions fliegende Söhne bevorzugen einen ganz bestimmten Kurs, dicht an der Grenze entlang. „Eigentlich stumpfsinnig“, fährt der Offizier fort, „erinnert ein bißchen an Wildwechsel. Na, uns soll es recht sein.“ Die Karte mit dem nüchternen graphischen Niederschlag des Luftkrieges in der „Wartezeit“ wird zusammengerollt und verschwindet im Schrank.

                                                            ………………..

 Der junge braune Hund von unbestimmter Rasse jagt hinter einem eingebildeten Karnickel über den kahlen Boden des Feldflugplatzes. Mit keuchendem Atem und wedelndem Schweif kehrt er zu seinem Herrn zurück und bettelt um den Handschuh, der als „jagdbares Wild“ zu dienen pflegt. Herrchen ist Oberleutnant B., ein alter Spanienkämpfer, der an dem glorreichsten Tag der Legion Condor, dem 7. Februar 1937, in fünf Minuten vier rote Bomber abschoss; und der brave Hund ist ein Waisenkind, daß der Oberleutnant aus dem polnischen Feldzug mitgebracht hat. Der Hund kennt keinen Nationalstolz und betrachtet jeden Flieger als seinen besten Freund; nur gegenüber anderen Waffengattungen übt er Zurückhaltung. Ein richtiger Fliegerhund. Der Oberleutnant klopft dem Hund das braune Fell und nimmt ihm den Handschuh ab: „Brav gemacht, Hundchen, jetzt aber Marsch nach Hause!“

Der junge Staffelkapitän wirft einen prüfenden Blick über den Platz, diesen öden kahlen Platz, der zwischen Moor und Heide in der Nordwestecke des Großdeutschen Reiches liegt. Na ja, ganz so schön wie zu Hause sieht es hier nicht aus. Eine Reihe kümmerlicher Kiefern deckt an zwei Seiten des Flugplazes die Messerschmitt-Staffeln. Langsam schlendert der Oberleutnant an den Flugzeugen entlang. „Na, Schneider, wie lange müssen Sie noch sitzen?“ Feldwebel Schneider hat „Sitzbereitschaft“, er muß alarmbereit in der startbereiten Maschine sitzen. „Noch zehn Minuten, Herr Oberleutnant!“

Bugkanzel eines Bombers mit der Aufschrift "Vestigium leonis" - Die Spur des Löwen. Foto: Archiv/RvAmeln

Bugkanzel eines Bombers mit der Aufschrift „Vestigium leonis“ – Die Spur des Löwen. Foto: Archiv/RvAmeln

Der Oberleutnant sieht in die Luft. Wenig Aussicht, daß´sich hier und heute unangemeldet ein Flugzeug sehen läßt, aber eine Rotte muß für alle Fälle Tag und Nacht alarmbereit sein. Der Gefechtsstand ist eine dürftige Bretterbude. Warme Komißluft schlägt dem Staffelkapitän entgegen, als er die Tür öffnet. „Keine besonderen Vorkommnisse“, meldet der Nachrichtenoffizier. „Nichts Besonderes. Es ist zum Kotzen.“ Zwei Nachrichtensoldaten sitzen am Empfangsgerät, die Kopfhörer über die Ohren. Sie warten, warten, warten, wie der ganze Fliegerhorst. Die Tommys könnten sich ruhig ein bißchen mehr betätigen, man hätte nichts dagegen.

„Achtung!“ Die Mikrophone auf dem Flugplatz und in den Baracken bekommen plötzlich Stimme. „Achtung, Fluko meldet: Zwei feindliche Flieger, wahrscheinlich Bristol-Blenheim, über Gustav Emil vier gesichtet, Höhe 2.000 Meter, Kurs Richtung O. Achtung“ Achtung! Zwei feindliche Flieger…“  Im Offizierskasino fliegen Messer und Gabeln auf den Tisch. Endlich, endlich das Zauberwort, das die lähmende Spannung des Wartens löst. Das Mikrophon hat seine Meldung noch nicht wiederholt, als bereits die Propeller der Alarmrotte zu dröhnen beginnen und die Motoren der Bereitschaftsstaffel angelassen werden. Die beiden Alarmflugzeuge rasen über den Platz, heben sich in die Luft und verschwinden nach Norden. Ein dünner Wolkenschleier liegt über dem Platz und verschluckt die beiden Maschinen. Richtung O.? Verdammt! Dann müssen sie ja eigentlich direkt über den Platz kommen, wenn sie nicht vorher erwischt werden. Wozu liegt man denn auch genau in der Mitte der breitesten Einflugschneise?

Das Flugfeld belebt sich. Sogar die Soldaten und Arbeitsdienstmänner der Baukolonne, die am Rand des Flugplatzes an Baracken und Unterständen herumbasteln, lassen die Spaten und Sägen sinken und starren in den milchigen Himmel. Die schwere Flakbatterie des Feldflughafens ist wie elektrisiert. Der Flugmeldeposten drückt sich das Glas in die Augen, daß ihm die Knochen wehtun. – Im Gefechtsstand gibt der Nachrichtensoldat die Meldungen der in der Luft befindlichen Maschinen weiter: „…sind da und da, fliegen so und so, vom Feind nichts zu sehen.“ – Nichts zu sehen? Immer noch nichts? Nach der Fluko-Meldung müßte der Feind längst erreicht sein. Sollten die Tommys den Kurs geändert haben? „Achtung!“ Eine neue Meldung im Sender. „Feindberührung! Eine Bristol-Blenheim 500 Meter vor mir. Kurs Richtung Flugplatz.“ Nach den Kennbuchstaben, die der Meldung vorangingen, muß es Feldwebel R. sein, der die Bristol erwischt hat. Jetzt hören die Meldungen auf. Klar, wenn man den Feind vor seinen Kanonen hat, denkt man nicht daran, sich mit den Leuten zu Hause zu unterhalten. Schließlich ist man kein Boxkampfansager, sondern deutscher Flieger. 

„Ist dieser Tommy verrückt geworden?“, denkt der Feldwebel R. Der Engländer stößt aus den Wolken, statt möglichst lange drin zu bleiben, um seinem Verfolger zu entgehen. Jetzt legt er sich in eine Kurve, aber der Feldwebel kommt noch nicht zum Schuß. Er jagt hinter dem Engländer her, der nach dem ersten Schreck anscheinend wieder zur Besinnung kommt und in die Wolkendecke zurückflüchtet. Wenn er jetzt bloß nicht entwischt. Feldwebel R. strengt seine Augen an, daß ihm die Tränen über die Backen laufen. Gott sei Dank, der Wolkendunst ist ziemlich dünn. Wie ein Gespenst sieht er den Engländer vor sich durch die Wolkenfetzen huschen. Jetzt endlich liegt die Blenheim gut. Der Deutsche zieht sich heran und drückt auf alle Knöpfe. Aus zwei Kanonen und zwei MG´s spritzt dem Engländer Stahl- und Sprengstoff in Rumpf und Tragflächen. Der Rauch der Spurmunition wird in Sekundenbruchteilen von der verfolgenden Maschine eingeholt. Fast sieht es so aus, als schlucke die deutsche Maschine ihn auf.

Immer noch jagt der Engländer wie ein Schemen durch den Nebel. Plötzlich geht er tiefer, ja, er macht einen regelrechten Tiefflug, ohne Rücksicht darauf, daß er die Wolken über sich läßt. Feldwebel R. kann wunderbar zielen. Seine vier Rohre geben her, was sie können. Der Engländer macht heftige Abwehrbewegungen, als wolle er sich den Gegner buchstäblich vom Leib schütteln. Es nützt ihm nichts mehr. Feldwebel R. ist jetzt so nahe an ihm, daß jeder Schuß sitzt. Der linke Motor der Blenheim fängt bereits an zu „stinken“. Eine Rauchfahne zeigt an, daß er wundgeschossen ist. Das Motorenöl spritzt bis auf die Fenster der verfolgenden deutschen Maschine und nimmt dem deutschen Flieger für Sekunden die Sicht. Jetzt legt sich die Blenheim auf die rechte Fläche. Der Deutsche hat aufgehört zu schießen. Sieht denn der Tommy nicht, daß er 50 Meter vor sich Wald hat? In dieser Lage kann er doch unmöglich seine Maschine hochziehen. Der Tommy sieht den Wald nicht. Er sieht nichts mehr. Mit durchschossenem Kopf hängt er in den Gurten, und führerlos rast die britische Maschine in den Wald, während Feldwebel R. sein Flugzeug abfängt und hochzieht.

 

Erfrischung nach erfolgreichem Flug - ein Schluck heißer Tee aus der Thermosflasche. Foto: Archiv/RvAmeön

Erfrischung nach erfolgreichem Flug – ein Schluck heißer Tee aus der Thermosflasche. Foto: Archiv/RvAmeön

 

Dicht unter dem Deutschen krachen die ersten Wipfel, sie rasieren die rechte Tragfläche der Blenheim ab. Aber es ist, als ob noch irgendein unheimliches Leben in dieser rasenden Maschine steckt. Sie tobt gegen die Bäume, knickt krachend schenkelstarke Stämme wie Streichhölzer, läßt in einem Chaos splitternder Baumstümpfe ihre Tragflächen und ihr Leitwerk, bohrt sich immer tiefer in die dichte Schonung. Eine grelle Stichflamme bricht aus dem rechten Motor, aber noch immer nicht hat sich die Wucht der zerschellenden Maschine ausgetobt. Jetzt endlich löst sie sich in ihre Bestandteile auf. 200 Meter ist die Schneise lang, welche die rasende Blenheim durch den Wald gerissen hat. Als die ersten Männer an der Stelle des Absturzes sind, ist von dem stolzen britischen Kampfflugzeug nichts übrig als glimmende, verkohlte Reste. Soldaten und Männer vom Arbeitsdienst bergen die unkenntlichen Reste des Flugzeuges. Wenige Tage später wird mit allen militärischen Ehren die gefallene Besatzung des englischen Flugzeuges beigesetzt. Der gefallene Gegner hat aufgehört, ein Feind zu sein.

Die Bistol-Blenheim ist nicht der einzige Erfolg dieses Tages. Ein zweites Flugzeug von diesem Typ wurde gestellt, auf die Erde gedrückt und von einem deutschen Jäger verfolgt. Ganz dicht über dem Boden vollzogen sich Flucht und Verfolgung; über Häuser und Hecken sprangen Jäger und Gejagter, bis – kurz vor der holländischen Grenze – der Brite den Boden berührte und mit brennenden Motoren liegenbleibt.

Es war ein „klassisches Gefecht!“

Von Rolf von Ameln

Redaktion Israel-Nachrichten.org

 

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Von am 17/03/2014. Abgelegt unter Spiegel der Zeit. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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