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Monopoly im Nahen Osten: Gehen Sie zurück auf „START“!

Gibt es jemanden, der sich nicht schon einmal geärgert hat, wenn er diese Spielkarte zog, knapp bevor er das Hotel an der Parkallee kaufen wollte?
 
Monopoly ist der Klassiker aller Brettspiele, die neben „Eile mit Weile“ (in der deutschen Version: „Mensch ärgere dich nicht“) absolut familientauglich sind. Bereits 1904 erfand Elizabeth Magie Phillips dieses Spiel als erzieherische Maßnahme, um die Nachteile des monopolistischen Landbesitzes aufzuzeigen, die die arme Landbevölkerung noch mehr benachteiligte.
 
 
Heute gibt es für fast jede prominente Stadt ein eigenes Monopoly.

Heute gibt es für fast jede prominente Stadt ein eigenes
Monopoly.

Am 5.Januar 1904 erhielt ihr Spiel mit dem Titel „The Landlord’s Game“ die Patent Nummer: U.S. Patent 748626
 
Der Originalspielplan  mit dem US Patent von 1904

Der Originalspielplan mit dem US Patent
von 1904

 
Doch zurück zur Karte: „Gehen Sie zurück auf Start! Ziehen Sie keine DM 4.000, — ein!“  (Sorry, meine Version stammt noch aus der DM Zeit!) Zurück an den Start, ohne das Startgeld für die neue Runde zu erhalten, ein Neubeginn, wieder den Weg vorbei an den Straßen gehen, in denen es keine Einnahmen, sondern nur Ausgaben gibt, während alle anderen flott weiter Geld eintreiben, bauen, kaufen und verkaufen.
 
Warum ich hier über Monopoly schreibe? Nach den folgenden Verhandlungen zwischen Israel und den palästinensischen Arabern, der PA & PLO, hat die PA die Verhandlungen immer wieder einseitig abgebrochen oder stillschweigend im Sande verlaufen lassen, und immer hieß es: „Gehen Sie zurück auf START“.
 
1967 Khartum-Resolution, die „Drei Neins“ zu Israel
NO peace with Israel – Kein Frieden mit Israel
 NO recognition of Israel – Keine Anerkennung Israels
NO negotiations with Israel – Keine Verhandlungen mit Israel
 
1991 fanden die ersten bilateralen Gespräche zwischen Israel und einer palästinensisch-jordanischen Delegation in Madrid statt.
 
1993 Verträge von Oslo I
         – Anerkennung Israels durch die Palästinenser
         – Anerkennung  der PLO als Vertragspartner für Friedensverhandlungen durch Israel
         – Die PLO hebt die Vernichtungspläne für Israel, die  in  der Charta festgeschrieben sind, formal auf, de facto wurden sie nie aus der  Charta entfernt.
 
1994 Friedensvertrag Israel-Jordanien, der bis heute hält.
 
1994 Weitgehende Übertragung von Verantwortlichkeiten von Israel an die PA:
         – Erziehung und Kultur
         – Sozialwesen
         – Gesundheit
         – Steuerrecht
        
1995 Oslo II legte dann unter anderem die ABC Zonen im WJL fest:
         – Zone A: ca.  3% volle palästinensische Kontrolle über Ziviles und Sicherheit
         – Zone B: ca. 27% volle palästinensische Kontrolle über Ziviles, Sicherheit,
           Baurecht, die jeweilige Planung gemeinsam mit Israel
         – Zone C: ca. 70% volle israelische Kontrolle über Ziviles 
           und Sicherheit
         – Darüberhinaus gab es Übertragungen der Verantwortlichkeit an die PA´in den Bereichen:    
           Arbeit, Handel und Industrie, Gas, Benzin, Versicherungen, Post, Statistik, Landwirtschaft, kommunale Verwaltung
 
1998 Wye Abkommen
         – Rückzug  Israels aus weiteren 13% (gegenüber Oslo II) der Gebiete
           innerhalb von 3 Monaten
         – Transfer von 14% aus Zone B in Zone A
         – Weiterer Ausbau im Bereich Handel und Verkehr
         – Änderung der PLO Charta
         – Verstärkter Kampf gegen den Terrorismus gegen Israel
 
2000 Camp David II
          Diesmal war es Präsident Bill Clinton, der versuchte, gemeinsam mit  Jassir Arafat und PM Ehud Barak in Camp David den Gordischen Knoten zu zerschlagen. An den Themen hatte sich – selbstverständlich – nichts geändert.
          Trotzdem scheiterten die Verhandlungen an den folgenden Punkten:
 
10% des Gesamtgebietes des WJL sollten bei Israel bleiben (mehrheitlich   Siedlungsblöcke mit 69 Orten, in denen 85% der jüdischen Bewohner im WJL lebten = auf Basis der damaligen Zahlen)
 
Ein entsprechendes Gebiet sollte im Bereich des Negev dem Staat Palästina zugeschlagen werden.
 
Weitere 10% des Gebietes im WJL sollten für 20 Jahre unter israelischer Kontrolle bleiben (Sicherheit im Jordantal, allgemeine Infrastruktur)
 
Die Übergabe der Hoheit über einen Großteil von Ostjerusalem und die Verwaltung des Tempelberges waren, in den Augen der Palästinenser, nicht ausreichend, um die Souveränität Ostjerusalems zu sichern.
 
Die Beibehaltung der jüdischen Hoheit der Klagemauer, des einzigen jüdischen Heiligtums, war für sie inakzeptabel, weil diese aus ihrer Sicht einen Teil der palästinensischen Kultur und Geschichte darstelle.
 
Das Rückkehrrecht der Flüchtlinge bedurfte in den Augen Arafats weitgehenderer Zusagen. Ein „sinnvoller Friedensvertrag müsse auf die Zukunft dieser Menschen Rücksicht nehmen“.
 
Als Folge der gescheiterten Verhandlungen kam es zu einem deutlichen Rechtsruck in der israelischen Regierung. Ariel Sharon löste Ehud Barak ab, diese Wahlen markieren das (vorläufige) Ende der links-sozialistischen Regierungen in Israel.
 
2002  Arabische Friedensinitiative I
          Auf Bestreben des  saudischen Königs Abdulla erklärt sich die Arabische Liga bereit, Israel anzuerkennen und die Beziehungen zwischen den islamischen Staaten und Israel zu normalisieren. Voraussetzung ist, dass Israel sich aus allen 1967 eroberten 
          Gebieten zurückzieht.
          (i.e. Golan, WJL, Ostjerusalem, Gaza, Sinai)
          Anerkennung Ost Jerusalems als palästinensische Hauptstadt
          Rückkehrrecht der im Jahr 1948 geflohenen Palästinenser nach Israel
 
2008  Am 16. September kam es zu einem außergewöhnlich Erfolg versprechenden Treffen zwischen dem israelischen PM Ehud Olmer und dem Chef der PA,   Dr. Mahmoud Abbas. 
           Spät in der Nacht präsentierte Olmert die Vorschläge, die er den Palästinensern gemacht hatte:
– Übergabe der Hoheit über den Tempelberg an die Palästinenser
– Die zukünftige Verwaltung der „kritischen“ Stätten in Jerusalem sollte   von den fünf Staaten: Saudi Arabien, Jordanien, Palästina, den USA und Israel gemeinsam übernommen werden
– Endgültige Definition der Grenzen des Staates Palästina
– Quantifizierung der abzutauschen Gebiete, so sollten 6.3% der  Westbank gegen 5.8% israelischen Gebietes getauscht werden, um den Grenzverlauf zu begradigen und israelische Sicherheitsbedürfnisse zu er-füllen
– Bau eines Transittunnels zwischen Gaza und dem WJL
– Rückkehr von 5000 palästinensischen Flüchtlingen nach Israel innerhalb von fünf Jahren
Die Originalkarte wollte Olmert erst dann an Abbas übergeben, wenn der sie als Zeichen der Akzeptanz unterschrieben hätte. Daher zeichnete Abbas nach seiner Rückkehr nach Ramallah die Karte quasi als Gedächtnisprotokoll auf dem offiziellen Papier der PA nach.
 
Der Olmert Plan als Erinnerungsprotokoll

Der Olmert Plan als Erinnerungsprotokoll

 
Warum es trotz intensiven Nahfolgegesprächen zu keiner Unterschrift kam, ist nicht nachvollziehbar. Es gibt keine Protokolle über ablehnende oder kritisierende Gespräche.
 
Aber was klar ist, mehr wurde bisher von Israel nie geboten, mehr kann auch kaum je geboten werden. Im Prinzip war das Angebot Olmerts eine „Alles gegen Nichts“ Vorlage zu Gunsten der Palästinenser!
     
2013  Arabische Friedensinitiative II
          Im Zuge der aktuellen Verhandlungen spricht Scheich bin Jassen 
          aus Katar das „Angebot“ nochmals an.  
          Er beharrt nach wie vor auf den Grenzen vor1967, ist aber in der  Frage  eines geringfügigen Gebietsabtausches nachgiebig.
 
Seit März 2013 bemüht sich nun John Kerry als Reisender in Sachen Friedenspolitik im Nahen Osten.
 
Ein erster Erfolg seiner Bemühungen ist vertragsgemäß nahezu erfüllt. Von den 104 freizulassenden palästinensischen Gefangenen, allesamt rechtmäßig verurteilte Terroristen, warten nur mehr 26 auf den Tag, an dem auch sie heimkehren dürfen, und in Ramallah und Gaza mit großem Pomp als Helden und Märtyrer begrüßt werden. Abbas hat jedem der Terroristen eine erkleckliche Summe versprochen, wohl als Ausgleich dafür, dass sie nun doch noch ein wenig darauf warten müssen, sich im Himmel mit den 72 Jungfrauen verlustieren zu dürfen. Gezahlt natürlich aus den Geldern, die die EU und andere wohlmeinende Organisationen an die PA treuherzig überweisen.
 
Und sonst?
 
Es gibt keine israelischen Forderungen an die Palästinenser. Die sind, wie in den letzten Jahrzehnten bei den vorhergehenden Verhandlungen nicht vorgesehen. Die Hamas schickt weiter ihre Raketen nach Israel, die Tunnels gleichen mittlerweile den wohlausgebauten unterirdischen Einkaufsstraßen Torontos. Wo man nahezu alles bestellen und kaufen kann, was man derzeit oberirdisch nicht bekommt.
 
Aber, das ist nur eine Frage der Zeit.
 
Vorgestern, am 13.02.2014 hat Abbas noch einmal klar definiert, wo seine roten Grenzen sind:
 
Keine Anerkennung Israels als jüdischen Staat, die formale Anerkennung von 1993 müsse genügen
Ein Ende des Konfliktes auf der Basis der Arabischen Friedensinitiative und der relevanten UNO Resolutionen
Die Grenzen Palästinas auf denen des Jahres 1967
Rückzug Israels aus allen palästinensischen Gebieten innerhalb von 3 – 4 Jahren
Ostjerusalem wird die Hauptstadt Palästinas
Rückkehrrecht aller Flüchtlinge entsprechend der Arabischen Friedensinitiative und der entsprechenden UN Resolutionen
Freilassung aller palästinensischen Gefangenen
 
Gäbe es beim Monopoly so etwas wie eine Duo Karte, würde ich sie jetzt gerne beiden geben: Israel und der PA:
 
„Geht beide zurück auf START, zieht keine DM 4000 ein und macht euch noch einmal auf den mühsamen Weg des neuen Anfangs!“
 
Und lernt etwas dabei, nutzt die Chance des neuen Anfangs: wer hoch pokert, bekommt am Ende gar nichts! (Über die Rollenverteilung mag hier jeder selber nachdenken, wer in dieser Konstellation was hat, das er verteidigen will und muss und wer noch auf dem Weg ist, etwas zu bekommen und sich doch ein wenig einschränken sollte in den Maximalforderungen).

Von Esther Scheiner

 
Redaktion Israel-Nachrichten.org
 
 

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Von am 17/02/2014. Abgelegt unter Featured,Israel. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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