Auch das Pontifikat von Johannes Paul II zeichnete sich durch zahlreiche, teils radikale Änderungen aus: 1992 wurde Galileo Galilei rehabilitiert, die Erde durfte endlich rund sein! 1986 besuchte er als erster Papst eine Synagoge, 1993 nahmen der Vatikan und Israel ihre diplomatischen Beziehungen auf. Verschlossen blieb er aber den dringlichen Themen der Neuzeit gegenüber, Geburtenregelung und Homosexualität.
Im Jahr 2000 besuchte er den Nahen Osten. Jordanien, Israel und die Palästinensergebiete. Als erster Papst betete er an der Klagemauer. Der damals bereits von Parkinson gezeichnet Papst verlas dort eine
Erklärung: „Wir sind bestürzt über das Verhalten derjenigen, die im Lauf der Geschichte den Kindern des jüdischen Volkes Leid zugefügt haben.“ Zu einer Entschuldigung bei den Juden konnte er sich aber nicht durchringen.
Sein Nachfolger, von der Bild Zeitung frenetisch mit
„Wir sind Papst“ begrüßt, Benedikt XVI, von vielen als ehemaliger Chef der Nachfolgeorganisation der Inquisition, der Kongregation für Glaubenslehre, gefürchtet, blieb in seinem Pontifikat eher blass.
2009 reiste auch er nach Israel und schaffte es nicht, die an diesen Besuch gekoppelten Hoffnungen zu erfüllen. Gerade er, der deutsche Papst, der die Zeit der Shoa in Deutschland erlebt hatte, der für kurze Zeit Flakhelfer gewesen war, hätte persönlichere Worte finden können und müssen.
Seine Bemühungen um den jüdisch-christlichen Dialog demonstrierte er lieber in seiner Heimat, wo er 2005 die Kölner Synagoge besuchte und der Kölner Opfer der Shoa gedachte.
Sein Verhältnis zu den Juden blieb, trotz anderslautender Lippenbekenntnisse eher unterkühlt. So nahm er die Exkommunikation des überzeugten Holocaustleugners Richard Williamson und anderer Angehörigen der Piusbruderschaft zurück, wenngleich sie nicht mehr ihre höheren Ämter innerhalb der Kirche ausüben durften.
Für besonders intensive Diskussionen sorgte die Wiedereinführung der uralten Karfreitagsfürbitte, die nun, 40 Jahre, nachdem sie abgeschafft wurde, mit folgendem Text wieder in den Kanon der
Karfreitagsliturgie aufgenommen wurde:
„„Lasst uns auch beten für die Juden, auf dass Gott, unser Herr, ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen, den Retter aller Menschen. Allmächtiger ewiger Gott, Du willst, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Gewähre gnädig, dass beim Eintritt der Fülle aller Völker in Deine Kirche ganz Israel gerettet wird. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.“
Ein schwerer Rückschlag für die noch sehr zarten Annäherungsversuche zwischen Juden und Christen. Er hat nicht in Betracht gezogen, dass wir so gar nicht gerettet werden wollen, dass die Wiedereinführung dieser Fürbitte uns zu, in seinen Augen dummen Ignoranten abstempelt.
Franziskus wird auch nur wenige Stunden in Israel verbringen, noch ist das Programm nicht endgültig beschlossen. Fest scheint aber zu stehen, dass es zwei große Messen geben wird, eine in Bethlehem und eine in Jerusalem. Die Erwartungen sind gedämpft, nicht zuletzt deshalb, weil der Besuch des letzten Papstes so enttäuschend war.
Franziskus hat sich, zumindest was die koschere Küche anbelangt, daheim schon gut auf seine Reise vorbereitet. Von seinem Freund und Mitplaner der Israelreise, Rabbiner Abraham Skorka, erhielt er schon vor einiger Zeit eine Kipa, die zwar dem Pileolus der katholischen Priester optisch ähnelt, aber ganz andere Wurzeln hat.
Wann immer dieser bisher seinen päpstlichen Freund in Sta Marta besucht hat, musste er mit den kulinarischen Möglichkeiten von koscheren Caterern vorlieb nehmen. Vielleicht sogar mit dem obligatorischen Plastikgeschirr und –besteck. Nun, unter Freunden ist das ok, da sind andere Dinge wichtiger.
Am 16. Januar aber waren einige argentinische Rabbiner zu Gast. Und für die wurde die gesamte Küche, mit allem Geschirr, Besteck, Gläsern, Pfannen, Töpfen, Steamern, Backöfen und Herdplatten „koscher gemacht“.
Wer unter meinen Lesern weiß, wie aufwändig es ist, einen ganz normalen Haushalt „koscher le Pesach“ zu machen, also den Vorschriften entsprechend für die eine Woche des Pessach Festes vorzubereiten, der weiß, von was ich rede! (Hier ein kleiner Tipp für alle, die es betrifft! Krümel entfernen ist ok, aber Staub hinter dem antiken Heizkörper an der Wand, den lasst bitte, wo er ist! Pessach Putz ist kein Frühjahrsputz, den hebt euch für einen anderen Zeitpunkt auf, wenn es nicht so stressig ist!)
Wir funktioniert das „koscher machen“? Jeder, aber auch wirklich jeder einzelne Gegenstand muss quasi sterilisiert werden. Dazu gehört natürlich auch, dass Backöfen eine bestimmte Zeit auf höchster Temperatur laufen, also das Programm der pyrolitschen Reinigung durchlaufen. In den Kühlschränken und Tiefkühlern darf nichts Fleischiges neben Milchigem liegen. Sollten sich in den Vorratsräumen nicht koschere Lebensmittel befinden, so müssen sie sorgfältig von den koscheren getrennt werden.
Um die Köche von Sta Marta nicht hoffnungslos zu überfordern, assistierte der Küchenchef des bekannten Restaurants
BaGhetto bei den Vorbereitungen und beim Kochen.
Die Rabbiner wollten einfach nur ihren alten Freund Jorge Mario besuchen. Wie ernst dieser ihren Besuch nahm, lässt Hoffnung aufkommen. Hoffnung darauf, dass dieser Papst wirklich den Weg zu uns Juden sucht.
Auch wenn er nur für einen knappen Tag zu uns kommt!
Von Esther Scheiner
Redaktion Israel-Nachrichten.org
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