Polizeibeamte in der deutschen Stadt Halle sagen, dass die jüdische Gemeinde im letzten Jom Kippur, dem jüdischen Feiertag an dem ein Schütze erfolglos versuchte in eine örtliche Synagoge einzudringen, keinen zusätzlichen Schutz beantragt hätte.
Die Polizeichefin von Halle, Annett Wernicke, und mehrere Kollegen teilten am Mittwoch einem Untersuchungsausschuss im Magdeburger Landtag mit, dass die örtliche jüdische Gemeinde an diesem Tag keinen besonderen Sicherheitsantrag gestellt habe.
Die Polizei gab zu, dass sie nicht wusste, dass der 9. Oktober letztes Jahr Jom Kippur war, sagte aber auch, dass die jüdische Gemeinde ihnen keine Liste wichtiger Daten mitgeteilt habe und dass sie daher kein zusätzliches Sicherheitspersonal eingesetzt hätten.
Nach dem Angriff, bei dem ein Schütze zwei Menschen tötete, nachdem er die neu befestigten Türen der Synagoge nicht durchdrungen hatte, kritisierten jüdische Beamte die Polizei, weil sie das Gelände nicht angemessen geschützt hatte.
Der Präsident der jüdischen Gemeinde in Halle, Max Privorozki, sagte den deutschen Medien, er habe versucht, die jüdischen Institutionen im Land Sachsen-Anhalt besser zu schützen, aber ihm wurde immer gesagt: „Alles ist ruhig, alles ist in Ordnung.“
Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagte, das Versagen der Polizei sei „skandalös“.
„Dieser Mann hätte entwaffnet werden können, bevor er die Gelegenheit hatte, den Angriff auszuführen“, sagte Schuster am Tag nach dem tragischen Vorfall gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland.
Der Leiter der Polizeikontrolle in Halle, Mario Schwan, der für die Überwachung der Sicherheit religiöser Institutionen zuständig ist, sagte, es habe „keinen einzigen Hinweis auf eine Gefahr am Jom-Kippur gegeben“. Der Verantwortliche, Christian Baust sagte, er sei sich der Bedeutung des Datums [Feiertages] nicht bewusst gewesen.
Sigmount Koenigsberg, der Kommissar für Antisemitismus in der jüdischen Gemeinde Berlins, sagte diese Woche in einem Facebook-Post, dass die Polizei sich der möglichen Gefahr bewusst sein sollte.
„Alle sagen, für einen Terroranschlag gab es keine Anzeichen“, sagte er. „Aber die Sicherheitsbehörden müssen gewusst haben, dass jüdische Einrichtungen immer ins Visier genommen werden. Zumindest seit dem Terroranschlag auf die israelische Olympiamannschaft im Jahr 1972.“
Der beschuldigte Mordschütze soll im Juli wegen zweier Mordvorwürfe und 68 Mordversuchen, die durch Hass auf Juden und andere motiviert sind, vor Gericht stehen.
IN-Redaktion
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