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Wunsch und Wirklichkeit klaffen im Iran der Ajatollahs weit auseinander

Seit 1989 leitet das geistliche Oberhaupt des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, den mehrheitlich schiitischen Iran und ist damit „Religionsführer“ und „Revolutionführer“ in Personalunion. An sich wäre das keine Schlagzeile in 2020, aber ausgerechnet zum Jahrestag (Jom Jeruschalajim  ,יום ירושלים) der Rückeroberung Ost-Jerusalems von der jordanischen Besatzung während des 6-Tage-Krieges 1967 und der Wiedervereinigung der bis dahin geteilten Stadt, einem für die Juden weltweit und insbesondere auch für Israel besonderen Feiertag, reißt der iranische Religionsführer alte Wunden der arabisch-stämmigen Bevölkerung Jerusalems, die diesen jüdischen Feiertag naturgemäß entgegen gesetzt bewerten wieder auf und gießt Öl ins Feuer derer, die Israel von der Landkarte getilgt sehen möchten.

Anlässlich des „Al-Quds-Tages“, an dem die Feinde Israels auf ihre Weise den Jerusalem-Tag begehen und öffentlichen Revisionismus betreiben dürfen (bisher auch ungestört in Berlin-erst die Corona-Pandemie hat dem Roten Berliner Senat eine gesichtswahrende Lösung beschieden, diese „Demo“ abzusagen), befeuert der mächtigste Mann des Iran die seitdem schwelenden Spannungen mit der Nazi-Rhetorik der „Endlösung“.

„ Ali Khamenei  hätte für den Erzfeind Israel keinen provokanteren Begriff als jenen der „Endlösung“ für  Jerusalem  wählen können. …Das Bild (auf seiner Homepage, Anm. des Autors) unter dem Motto „Palästina  wird frei sein“ zeigt den Jerusalemer Tempelberg. Darüber steht zudem: „Die  Endlösung: Widerstand bis zu einem Referendum“. Khamenei  drohte Israel via  Twitter: „Wir werden jede Nation oder Gruppe, die gegen das zionistische Regime ist und es bekämpft, unterstützen.“ Die „Eliminierung des zionistischen Regimes“ bedeute nicht die der Juden, schrieb er. Es bedeute vielmehr, ein „aufgedrängtes Regime“ wie das Netanyahus abzuschaffen. „Muslimischen, christlichen und jüdischen Palästinensern sollte erlaubt werden, ihre eigene  Regierung  zu wählen. Dies ist mit der Eliminierung Israels gemeint und dies wird auch passieren.“ [Kurier.at]

Nur ganz schlichte Gemüter können glauben, dass Chamenei nur eine revisionistische „Endlösung“ für Jerusalem im Sinn hat, also die Herstellung des Status quo vor 1967 und nicht die vollständige Auslöschung der Juden, wie sie in der Nazi-„Wannsee- Konferenz“ von 1942 gefordert und beinahe auch mit der Ermordung von 6 Millionen europäischer Juden vollendet worden wäre, wenn nicht die Alliierten dem 1000-jährigen Reich und dem 2. Weltkrieg mit fast 55-60 Millionen Toten ein Ende gesetzt hätten.

Erinnern wir uns an die Aussagen des ehemaligen Staatschefs des Iran Mahmud Ahmadinejad:
„  … Ahmadinejad hat mehrfach den Holocaust als Mythos abgetan und die seinem Weltbild nach gegen den Islam gerichtete jüdische Weltverschwörung gegeißelt. Den Staat Israel hatte er in einer Rede auf der Konferenz „Die Welt ohne Zionismus“ als „Tumor“ bezeichnet, der „von der Landkarte radiert“ werden müsse. [disorient.de]

Noch deutlicher wird er am 20.02.2008:
„Sie haben eine schwarze und dreckige Mikrobe mit Namen ,zionistisches Regime’ geschaffen, um sie wie ein wildes Tier auf die Völker der Nation loszulassen“,… Kurz zuvor hatte einer der höchsten Funktionäre des Iran, General Dschaafari, vom „krebsartigen Gewächs Israel“ gesprochen und dessen „Verschwinden in naher Zukunft“ prophezeit….Es ist dieses einzigartige ideologische Gebräu – Antisemitismus, Revolutionsideologie, Messianismus –, das die iranische Nuklearentwicklung so gefährlich macht. Warum treibt der Iran sein Atomprogramm um jeden Preis voran? Ahmadinedschad hat dazu im August 2007 gesagt: „Die Nuklearisierung Irans ist der Beginn einer grundlegenden Veränderung in der Welt“. Irans Atomtechnik, versprach er, werde „in den Dienst derer gestellt, die entschlossen sind, den brutalen Mächten und Aggressoren entgegenzutreten.“ [Tagesspiegel.de]

Kein Wunder, dass nach so viel Offenheit die geistlichen Führer in Qum die Reißleine zogen und diesen Propagandisten im Stile von Goebbels, Heydrich und Himmler von dem Staats-Parkett nahmen und durch einen Mann der propagandistisch leisen Töne ersetzten. Leiser und diplomatischer bedeutet aber noch lange nicht erfolgloser. Das Ergebnis dieser Politik der medialen Zurückhaltung und des Kreide fressenden Wolfes im Schafspelz war der Atom-Deal mit der Obama- Administration und zahlreicher europäischer Staaten, so auch Deutschland. Alle waren (oder sind es bis heute) trunken vor Profitgier, weil sie glänzende Geschäfte mit dem durch die jahrelangen Sanktionen Investitionsseitig ausgehungerten Iran erhofften. Dass mit diesem Deal stillschweigend weiter an der iranischen Atombombe gebastelt wurde, interessiert trotz der von Mossad und CIA vorgelegten harten Beweise niemanden in Berlin, Paris, London, Moskau und Peking. Erst die Trump-Adm. hat diese verheerende Entwicklung gestoppt, den Atom-Deal aufgekündigt und harte Sanktionen gegen den Iran und alle die mit ihm Geschäfte machen verhängt, wohlwissend, dass die Welt-Leitwährung der US-Dollar ist.
„Um sich aus der Zwickmühle zu befreien, hat die EU, genauer gesagt die sogenannten E3-Gruppe, bestehend aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien, schon vor Monaten INSTEX gegründet, eine Art halb-staatliche Handelsgesellschaft mit Sitz in Paris, die wie eine Tauschbörse funktioniert. Das Prinzip: Warenlieferungen in den Iran werden nicht in Dollar oder Euro bezahlt, sondern mit dem Gegenwert etwa des exportierten Erdöls verrechnet. Statt in Devisen laufen Transaktionen per Gutschrift ab, abgekoppelt vom globalen Bankensystem und damit unter dem Radar der US-Regierung.“ [Tagesschau.de]

Das ist nichts anderes, als offener Verrat und die Aufkündigung der transatlantischen Partnerschaft durch die stärksten EU-Mitglieder. Russland und China verfolgen unterdes eigene Ziele in und mit dem Iran.

Vergegenwärtigen wir uns das tatsächliche militärische Potential, das Chamenei in seine Kriegsplanung gegen Israel einbeziehen kann:

Teilstreitkäfte Iran Israel
Heer
Aktive Soldaten 523.000 170.000
Reservisten 350.000 445.000
Panzer 1.634 2.760
Gepanzerte (Kampf-)Fahrzeuge 2.345 6.541
Artilleriesysteme 2.698 950
Raketenwerfer 1.900 150
Luftwaffe
Jagdflugzeuge 142 253
Kampfflugzeuge 165 253
Transportflugzeuge 89 18
Kampfhubschrauber 12 48
Helikopter 126 146

Nicht genannt in dieser Statistik, aber in den Gesamt-Kontetxt gehören, sind:
die Hisbollah-Milizen mit rd. 25.000 gut ausgebildeten Kämpfern und 130.000 auf Israel zielende Raketen die Hamas-Milizen mit ebenfalls rd. 25.000 Kämpfer bei den Kassam-Brigaden, bestens ausgerüstet von Syrien als Speerspitze im Rücken Israels
die zunehmend aggressiver werdende Türkei (NATO-Mitglied), die kritiklos in Syrien einmarschieren und den Platz der USA nach deren Rückzug einnehmen konnte und provokativ vor wenigen Tagen eine kleine griechische Insel okkupierte.
Syriens reguläre Streitkräfte, die von der Hisbollah wie von einem Pilz-Mycel durchwachsen sind und damit kaum noch von Russland kontrolliert werden können und die verbliebenen Kämpfer des „Islamischen Staates“ und anderer radikal-muslimischer „Rebellengruppen“ im Irak

Hinzu kommt, mit der Aufkündigung des 25 Jahre andauernden Friedensvertrages mit Israel durch König Abdullah II. aus Jordanien eine weitere gefährliche Eskalationsstufe vom unmittelbaren und bis dato friedlichen Nachbarn. König Abdullah scheint nicht mehr Herr im eigenen Haus zu sein und beugte sich zunehmend dem Druck einflussreicher Militärs im Land, die offenbar nichts aus den bisherigen Kriegen mit Israel gelernt haben oder Hoffnung schöpfen, Geschichte jetzt korrigieren zu können. Hitler wollte das mit den Versailler-Verträgen auch – auch daran sollten die Revisionisten jenseits des Jordan denken.

Irans Revolutionswächter sollen inzwischen über beträchtliche Fähigkeiten im Cyberbereich verfügen und so unter anderem Industrie- und Militärspionage betreiben. Das US-Militär warf Iran zuletzt vor, unter anderem Luftfahrt- und Energieunternehmen sowie private Militärdienstleister ins Visier genommen zu haben. [Spiegel.de]

Diese Cyber-Kriegsführung hat der Iran nachgewiesener Maßen in Israel eingesetzt um die Wasserversorgung des Landes zu torpedieren und damit tausende Menschen in größte Gefahr zu bringen. Die Antwort Israels kam prompt, indem ein iranischer Hafen lahm gelegt wurde.

„Israel soll einen iranischen Hafen durch einen gezielten Hackerangriff mehrere Tage lang lahmgelegt haben. …Gemäß dem Bericht der Tageszeitung vermuten gleich mehrere Geheimdienste, dass Israel hinter dem Cyberangriff stand. Die Operation sei sehr präzise gewesen und habe der iranischen Hafenverwaltung einen schweren Schaden zugefügt. Der Mitarbeiter eines nicht genannten internationalen Geheimdienstes wird von der Zeitung mit den Worten zitiert, es habe in Shahid Rajaee ein »totales Durcheinander« gegeben.

…Als Grund wird Vergeltung für zwei – mutmaßlich iranische – Versuche angenommen, sich mittels Computerservern in den USA Zugang zur israelischen Wasser- und Abwasserversorgung zu verschaffen. Die »Post« berichtete, dass Ende April zwei regionale Wasserwerke einen Angriff auf ihre Computersoftware verzeichnetet hatten, darunter auf ein System, das die Zugabe von Chlor und anderer Chemikalien regelt. Der Angriff konnte allerdings erfolgreich abgewehrt werden.
Sicherheitsexperten vermuten, dass Israel auch im virtuellen Raum Angriffe auf seine Sicherheitsarchitektur umgehend durch Gegenschläge beantwortet [Jüdische Allgemeine]

“…Experten gehen davon aus, dass die Nationale Sicherheitsagentur NSA aus den USA und die israelische Einheit 8200 im Jahre 2010 die erste größere Cyberoffensive über den Computerwurm Stuxnet durchführten. Hunderte von Zentrifugen in einer Urananreicherungsanlage in der iranischen Stadt Natanz setzte Stuxnet damals außer Gefecht. Der Anschlag warf Irans Atomprogramm um mehrere Jahre zurück. „Durch seine hoch entwickelten Angriffs- und Verteidigungs-Tools gehört Israel zu den weltweit führenden Nationen im Cyberwarfare,“ sagt Barzilay. „Seine Soldaten sind die Augen und Ohren des Landes.“

Seid der Gründung Israels 1948 war die Technologie ein wichtiger Teil seines Sicherheitskonzeptes. Die arabischen Gegner sind bevölkerungsreicher und besser ausgestattet. Um dennoch einen Vorsprung in der Rüstung zu erreichen, gründete der Militärgeheimdienst 1952 die Aufklärungseinheit 8200. [n-tv.de]

Wichtig ist nicht das biblische Rechtsprinzip der Vergeltung aus dem Alten Testament :   „Entsteht ein dauernder Schaden, so sollst du geben Leben um Leben,  Auge um Auge, Zahn um Zahn,  Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Beule um Beule, Wunde um Wunde.“ (Exodus 21,23–25), wichtig ist das Signal an den Iran, dass jedweder Angriff auf Israel adäquat, hart und wirkungsvoll vergolten wird. Egal ob es sich um einen Cyberangriff handelt, oder um einen anderen militärischen Akt gegen Israel oder seine Bewohner. Diese Bedrohung ist höchst real und wird von Monat zu Monat größer.

Die durch den Iran auf- und ausgerüsteten Vasallen-Armee Hisbollah ist “…lt. einer Studie des in Washington ansässigen „Center for Strategic and International Studies“ (CSIS), die (die Hisbollah) weltweit der am besten bewaffnete nichtstaatliche Akteur. Besaß die Gruppe während des Libanon-Krieges im Jahr 2006 rund 15.000 Raketen, so verfüge sie mittlerweile  über 130.000. Diese machten vor allem der  israelischen Luftwaffe zu schaffen. Sie könne sich insgesamt zwar gegen sie schützen. „Dennoch zwingen sie die israelischen Flugzeuge dazu, höher zu fliegen und schränken so ihre Fähigkeit ein, Ziele am Boden zu beschießen“, heißt es in der CSIS-Studie. Das wiederum zwinge das Militär, in einer Auseinandersetzung vor allem auf Bodentruppen zu setzen. Genau darauf lege es die Hisbollah an. …Vor dem Hintergrund des neuen Kräfteverhältnisses  habe Israel seine bisherige Strategie modifiziert, liest man in einem  Ende August 2019 veröffentlichten Papier des israelischen „Institute for National Security Studies“ (INSS). So habe Israel den Radius seiner Aktionen kontinuierlich erweitert.“[dw.com]

Die massive Kriegsgefahr durch den Iran, wegen der europäischen Appeasement-potentiell auch nuklear, ist mit der neuen Regierung der Einheit für Israel zwar nicht weniger geworden, aber sicher jetzt geschlossener zu begegnen. Die Sicherheit Israels wird massiv auf die Probe gestellt und dennoch gibt es außer aus den USA keinen wirkungsvollen Schulterschluss, sondern nach wie vor täglich praktizierten Antisemitismus, egal ob es sich um die Zukunft von Judäa und Samaria handelt, oder um die Duldung der Iranischen Kriegs-Rhetorik. Aus Brüssel hört man nur Israel-konträre Töne, aus Moskau und Peking gar nichts und das politische Berlin und Paris hat offenbar mit dem Tragen der Corona-Mundschutzmaske auch ein Schweige- Gelübde abgelegt.

Von Gerhard Werner Schlicke,

Herr Schlicke ist Autor und Freier Mitarbeiter bei den Israel-Nachrichten, er lebt und arbeitet in Deutschland.

 

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Von am 27/05/2020. Abgelegt unter Naher-Osten. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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