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Politiker aus der ganzen Welt versammeln sich in Jerusalem um an den Holocaust zu erinnern und sich gegen den Antisemitismus zu stellen

Dutzende führende Persönlichkeiten der Welt kamen am Donnerstag nach Jerusalem, um an den Holocaust zu erinnern und den modernen Antisemitismus zu bekämpfen.

Der russische Präsident Wladimir Putin, der französische Präsident Emmanuel Macron, der britische Prinz Charles, der US-Vizepräsident Mike Pence und die Präsidenten von Deutschland, Italien und Österreich zählten zu den mehr als 40 Würdenträgern, die anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Todeslager Auschwitz nach Israel gekommen sind.

Staats- und Regierungschefs in der Residenz des Präsidenten in Jerusalem, 22. Januar 2020. Foto: GPO/Koby Gideon

Pence und Putin trafen am Donnerstagmorgen innerhalb von weniger als einer Stunde ein und beide wollen vor und nach dem Hauptereignis mit israelischen Führern zusammentreffen.

Die dreistündige Veranstaltung in Jerusalems Holocaust-Mahnmal Yad Vashem – mit dem Titel „Erinnerung an den Holocaust: Bekämpfung des Antisemitismus“ – soll eine Einheitsfront zum Gedenken an den Völkermord an den europäischen Juden inmitten einer weltweiten Zunahme antijüdischer Gewalt auf dem europäischen Kontinent und in den USA darstellen.

Aber die ungelösten Probleme der Politik des Zweiten Weltkriegs, haben die feierliche Versammlung über die unterschiedlichen historischen Erzählungen verschiedener Akteure durchdrungen. Polens Präsident, der wegen seines Revisionismus über die Rolle Polens im Krieges kritisiert wurde, hat die Versammlung boykottiert, da er nicht zum Sprechen eingeladen wurde. Während Putin eine zentrale Rolle zugestanden wurde, obwohl er eine Kampagne zur Herabsetzung des Vorkriegspakts der Sowjetunion mit den Nationalsozialisten leitet, um die Verantwortung für den Ausbruch des Krieges auf Polen zu verlagern, das 1939 von Deutschland überfallen wurde, womit die Kämpfe begannen.

Am Vorabend des Treffens beschwor der israelische Präsident Reuven Rivlin die Staats- und Regierungschefs, sich zu einem Abendessen in seiner offiziellen Residenz zu versammeln, um „die Geschichte den Historikern zu überlassen“.

„Ich hoffe und bete, dass von diesem Raum aus die Botschaft an alle Länder der Erde geht, dass die Führer der Welt im Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und Extremismus, bei der Verteidigung der Demokratie und der demokratischen Werte einig sind. Dies ist der Ruf unserer Zeit. Das ist unsere Herausforderung. Dies ist unsere Wahl“, sagte er.

„Die Rolle der politischen Führer und von uns allen ist es, die Zukunft zu gestalten“, fügte Präsident Rivlin hinzu.

Die Veranstaltung ist eine der größten politischen Versammlungen in der Geschichte Israels, als eine Kaskade von Delegationen, darunter europäische Präsidenten, Ministerpräsidenten und Royals sowie amerikanische, kanadische und australische Vertreter, am Ben-Gurion-Flughafen eintrafen. Mehr als 10.000 Polizeibeamte wurden in Jerusalem eingesetzt und wichtige Autobahnen und große Teile der Stadt wurden vor dem Ereignis geschlossen.

Für Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bot sich eine weitere Gelegenheit, das diplomatische Ansehen Israels zu festigen und sein Profil zu stärken, während er am 2. März eine Wiederwahl anstrebt drohen Untersuchungen wegen Kriegsverbrechen gegen Israel vor dem Internationalen Strafgerichtshof.

„Der Iran erklärt offen jeden Tag, dass er Israel vom Erdboden wischen will“, sagte Netanyahu gegenüber dem christlichen Sender TBN. „Ich denke, die Lehre von Auschwitz ist, dass man schlechte Dinge aufhalten muss, wenn sie klein sind … und zweitens verstehen muss, dass die Juden niemals wieder schutzlos sein werden gegenüber denen, die sie zerstören wollen.“

Für Historiker ist die Hauptbotschaft jedoch Bildung, inmitten wachsender Anzeichen von Ignoranz und Gleichgültigkeit gegenüber dem Holocaust. Eine umfassende Umfrage, die diese Woche von der Claims Conference veröffentlicht wurde, einer jüdischen Organisation, die für die Aushandlung von Entschädigungen für Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung verantwortlich ist, ergab, dass die meisten Menschen in Frankreich nicht wussten, dass 6 Millionen Juden während des Zweiten Weltkriegs getötet wurden.

Unter den Tausend befragten gaben 45% an, die französische Zusammenarbeit mit dem NS-Regime nicht zu kennen und 25% waren sich nicht einmal sicher, ob sie vom Holocaust gehört hatten.

Das World Holocaust Forum ist eine Idee von Moshe Kantor, dem Präsidenten des Europäischen Jüdischen Kongresses, einer Dachorganisation, die jüdische Gemeinden in ganz Europa vertritt. Die Gruppe berichtete kürzlich, dass sich 80% der europäischen Juden auf dem Kontinent unsicher fühlen.

Kantor gründete 2005 die World Holocaust Forum Foundation und veranstaltete bereits Foren in Auschwitz, den ukrainischen Tötungsfeldern von Babi Yar und im ehemaligen Konzentrationslager Theresienstadt. Die Veranstaltung am Donnerstag ist das erste Mal, dass sie in Israel stattfindet. Das offizielle Gedenken anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz, wird nächste Woche am Standort des Vernichtungslager in Südpolen stattfinden.

Die Organisatoren der Veranstaltung in Jerusalem wurden kritisiert, weil sie die Überlebenden des Holocaust nicht ausreichend mit einbezogen und sich stattdessen auf die zahlreichen Besuche von Würdenträgern konzentriert hatten. Als Antwort darauf hat der ukrainische Präsident Volodymyr Zelenskiy am Donnerstag getwittert, dass seine Delegation ihre Sitze aufgibt, um mehr Überlebenden die Teilnahme zu ermöglichen.

Simmy Allen, ein Sprecher von Yad Vashem, sagte, unter den 780 Teilnehmern würden „rund 100“ Überlebende erwartet. „Natürlich möchten wir, dass möglichst viele Holocaust-Überlebende teilnehmen, aber wir haben auch mit 48 Delegationen aus der ganzen Welt zu tun“, sagte er.

Die Versammlung findet inmitten einer Zunahme antisemitischer Gewalt statt. Forscher der Universität Tel Aviv berichteten im vergangenen Jahr, dass die Zahl der gewalttätigen Übergriffe auf Juden im Jahr 2018 erheblich zugenommen hat. Es wurde gemeldet, dass 2018 die größte Zahl von Juden, seit Jahrzehnten bei antisemitischen Handlungen getötet wurden. Sie verzeichneten 400 Fälle, wobei die Spitze in Westeuropa am dramatischsten war.

In Deutschland gab es zum Beispiel einen Anstieg der antisemitischen Gewalt um 70%. Zusätzlich zu den Schußangriffen, Übergriffen und Vandalismus wurde in der Forschung auch ein Anstieg des antisemitischen Einflusses im Internet und in Zeitungen festgestellt, da in mehreren Ländern die Macht extremistischer politischer Parteien zunahm.

Vor dem Forum wurde eine Sammlung von Statements von führenden Vertretern der Welt, die Delegationen nach Jerusalem entsandten, veröffentlicht, um eine neu entdeckte Verpflichtung zur Eindämmung eines antijüdischen Klimas zu projizieren, von der einige sagten, sie erinnere an die vor dem Zweiten Weltkrieg.

AP/IN-Redaktion

 

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Von am 23/01/2020. Abgelegt unter Welt. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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