Wladimir Putin als Friedensstifter
Wie wir eben erfahren, hat die Palästina-Friedenskonferenz, von der so viel gemunkelt wurde, letzte Woche tatsächlich in Kreml stattgefunden. Monatelange Verhandlungen hinter verschlossenen Türen waren nötig, um die Teilnehmer an den Konferenztisch zu bringen. Den Ausschlag sollen große Geldzahlungen aus dem russischen Staatsfonds zur Förderung geistig behinderter Kinder gegeben haben. Das ist aber nicht gesichert. Trotz strengster Geheimhaltung ist es unserem Moskauer Korrespondenten gelungen, eine Kopie des Tonmittschnitts zu ergattern. Hier seine Schilderung des Geschehens:
Teilnehmer der Konferenz waren neben dem russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin als Gastgeber sein amerikanischer Kollege Donald Trump, der britische Premier Boris Johnson, der französische Präsident Emanuel Macron, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, der türkische Präsident Recep Tayip Erdogan, der iranische Staatschef Hassan Rohani, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der Vorsitzende der niederländischen Freiheitspartei Geert Wilders. Letzterer vertrat den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, der wegen einer Einvernahme durch Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit in der Korruptionsaffäre nicht abkömmlich war. Ich brauche keine Friedenskonferenz, sondern Ihre Aussage, soll Mandelblit Netanyahu erklärt haben, als er ihm die Reise nach Russland unter Strafandrohung verwehrte. Rechtsstaat bleibt Rechtsstaat.
Putin hatte den Rahmen für die Konferenz vorgegeben. Es wurden zwei Lager gebildet. Lager A, bestehend aus Abbas, Rohani und Erdogan, vertrat den palästinensischen Standpunkt, Lager B, bestehend aus Trump, Johnson und Wilders, den israelischen. Merkel und Macron mussten das Los ziehen. Es teilte die Deutsche Lager A und den Franzosen Lager B zu. Putin fungierte als Schiedsrichter, falls keine Einigkeit erzielt werden konnte. Er eröffnete die Konferenz, wurde aber schon nach wenigen Worten von Rohani unterbrochen. Dieser beantragte, die Staatsbezeichnung Israel durch zionistische Verschwörerbande zu ersetzen. Wilders widersprach heftig und verlangte die Ausweisung Rohanis aus dem Saal. Trump gefiel der Streit der beiden. Er strich seinen Blondschopf zurecht und feuerte sie mit den Worten an: „Gib ihm Saures, Wilders“ und „Nur nicht nachgeben, Rohani!“ – „Aber meine Herren“, versuchte Putin zu schlichten, „so kommen wir nicht weiter. Contenance, contenance, wenn ich bitten darf!“ Abbas ließ sich nicht beeindrucken und forderte den Rückzug der Israelis hinter die Küstenlinie von 1948. Keinen Quadratmeter palästinensischen Bodens würde er ihnen überlassen. Sie hätten in Palästina nichts verloren. Das Land sei schon seit einer Million Jahre palästinensisch. Die ersten Affen, die dort wohnten, seien Palästinenser gewesen. Israelische Affen hätte es nie gegeben. Anderweitige Behauptungen seien eine Erfindung der Zionisten. Sie würden sich nicht scheuen, den Tempel Allahs in Jerusalem für sich zu reklamieren und alte Münzen auszugraben, die aber nur bestätigten, dass die jüdischen Könige Palästinenser waren. Im übrigen habe es gar keine jüdischen Könige gegeben und wenn doch, so waren es Flüchtlinge vor Judenverfolgungen, die ebenfalls nie stattgefunden haben. Trotzdem hätten sie die Verfolgungen verdient, denn Juden würden lügen, wenn sie den Mund aufmachen. Wer ließe sich das schon gefallen? Erdogan pflichtete ihm bei. „Ja“, meinte er, Abbas hat Recht, obwohl die ersten Bewohner Palästinas und des ganzen Planeten eigentlich Türken waren. Sie haben die Kurden vertrieben, die vor ihnen da waren.“ Das wurde Boris Johnson zu viel. „Seien Sie ruhig, Sie Brexit-Gegner“, schrie er Erdogan und Abbas an. Sie wollen doch nur Deutschland auf Ihre Seite ziehen, damit Großbritannien weiter unter dem französischen Joch bleiben muss!“ Macron, obwohl im selben Lager wie Johnson, widersprach: „Wir Franzosen unterjochen niemand“, sagte er und wollte wissen, was denn ein Joch überhaupt sei. Merkel erklärte es ihm: „Ein Joch ist ein Geschirr für Zugtiere“, sagte sie. Macron verstand das falsch, stand auf, ging auf Merkel zu und meinte zu ihr: „Angela, das hätte ich von dir nicht erwartet. Dafür gehe ich heute mit Brigitte essen statt mit dir. Einen Gutenacht-Kuss bekommst du auch nicht. Das hast du jetzt davon!“ Endlich griff Putin durch. „Wer hat meinen Kugelschreiber?“, fragte er scharf in die Runde. Das wirkte. Alle erinnerten sich daran, wie er die Oligarchen gemaßregelt hatte, als sie eine Fabrik hatten schließen wollten. Kleinlaut reichte ihm Macron seinen Kugelschreiber. Putin räusperte sich. „Kommen wir endlich zum Schluss“, forderte er, „wer für Frieden ist, soll die Hand heben!“ Wilders, Trump, Macron und Merkel taten es gleich, die drei anderen erst, als Putin sich zu ärgern begann. Seinen Ärger wollte niemand zu spüren bekommen. Gift ist nicht sehr bekömmlich und man war schließlich im Kreml. Da lauerten Putins Agenten überall. Verkappte Juden, dachten sie, trauten sich aber nicht, es auszusprechen. Der Meister zeigte seine Zufriedenheit nicht und verlangte von allen die Unterschrift des Sitzungsprotokolls. Er hatte es im Voraus aufsetzen lassen und zog es jetzt aus seiner Aktentasche. Alle unterschrieben, sogar Trump. Er hatte sowieso keine Zeit mehr. Melanie hatte ihm befohlen, rechtzeitig zum Abendessen in New York zurück zu sein. Sonst würde sie ihm beim anstehenden Besuch des Papstes zum zweiten Mal in aller Öffentlichkeit die Hand nicht reichen, was seine Chancen auf eine Wiederwahl auf den Nullpunkt sinken ließe, dessen war er gewiss.
Begossen wurde der Erfolg der Konferenz aus den bekannten Gründen mit russischer Schafmilch. Alle umarmten sich und beglückwünschten einander. Was im Protokoll steht, wird Präsident Putin bei seinem nächsten Besuch in Jerusalem der Weltöffentlichkeit mitteilen. Man darf gespannt sein.
Von Alexander Günsberg
Alexander Günsberg ist Buchautor und Schriftsteller, besuchen Sie ihn auf seiner Webseite: https://www.alexander-guensberg.com/
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