Nach dem Sieg in der Luftschlacht über England wurden die Besatzungen des RAF-Fighter-Command mit sehr viel Lob und höchster Anerkennung überschüttet. Weniger Aufmerksamkeit wurde jedoch denen geschenkt, die eigentlich erst die Voraussetzungen für den überraschenden Erfolg geschaffen hatten; – den Entwicklungs-Ingenieuren, den Konstrukteuren und den Herstellern der Militärflugzeuge, besonders der Supermarine Spitfire und ihres Merlin Motors.
Die Luftschlacht um Großbritannien ging eigentlich nur sehr knapp aus. Der Fighter-Command verlor insgesamt 1172 Maschinen, 102 von ihnen waren Spitfires. Die Luftwaffe des Nazi-Regimes büßte fast 2000 Flugzeuge ein; – die meisten von ihnen waren Bomber, darunter befanden sich 610 Messerschmitt Bf 109. Supermarine lieferte in dieser Zeit 808 Spitfires. Adolf Galland bemerkte damals dazu: „Die RAF kämpfte über ihrem eigenen Land. Piloten, die aus ihren Maschinen aussteigen mussten, konnten fast unmittelbar danach wieder eingesetzt werden, während unsere Piloten gefangen genommen wurden. Beschädigte britische Flugzeuge konnten manchmal noch ihre Basis erreichen, für uns bedeutete eine beschädigte Maschine oft den Verlust des ganzen Flugzeuges mitsamt dem Piloten.“
Bei der Nazi-Luftwaffe gab es eine große Anzahl an Varianten der Bf 109E, die sich oft nur durch kleine Abweichungen voneinander unterschieden. Es wurden aber auch tropentaugliche Versionen für den Einsatz in Nordafrika und für den Mittelmeerraum hergestellt, und es gab eine Version mit langen Tragflächen, die 109T, die für den Einsatz auf einem deutschen Flugzeugträger vorgesehen war, der niemals fertiggestellt wurde! Ein britische Pilot merkte damals an: „Die 109F wurde immer bekannter. Sie verfügte über mehr Leistung und war uns in der Geschwindigkeit leicht überlegen. Deshalb warn wir froh, als wir recht unerwartet mit der Spitfire VB ausgestattet wurden, die mit zwei 20-mm-Kanonen und vier 0.303-Browning-Maschinengewehren ausgerüstet war. Sofort stellten sich neue Erfolge ein, denn mit den stärkeren Kanonen waren die meisten Treffer wirksamer.“
Im Dezember des Jahres 1940 entschied das englische Kriegsministerium, die Zelle der Spitfire II mit dem Merlin-Motor-45 auszustatten, somit war die Spitfire V -„“geboren“. Ihr erster Flug fand am 20. Februar 1941 statt. Diese „Flugzeugkreuzung“ war ohne Zweifel ein Erfolg, und der Auftrag für 1.500 Mk III wurde zugunsten der MK V annulliert. Viele der Spitfire I und II wurden in Spitfire V umgebaut. Im Frühjahr 1941 wurden die Mk-V-Umbauten an das Fighter-Command ausgeliefert; sie konnten sich mit den Messerschmitt 109F durchaus messen. Als Antwort auf die mit dem Merlin-Motor-45 ausgestattete Spitfire V wurde nun auch die Bf 109 mit einem neuen leistungsstarken Motor, dem 1.200 PS starken Daimler-Benz-601E ausgestattet. Diese neue Variante hieß fortan Bf109F-4.
Das Grundmodell war erheblich überarbeitet worden, um den Briten contra bieten zu können. Die Spitfire V-Versionen für den Einsatz in Afrika und im Nahen Osten wurden mit schwerfälligen Vokes-Luftfiltern bestückt, die die Motoren vor eindringendem Sand schützen sollten. Dies hatte jedoch eine erhebliche Auswirkung auf die Leistung der Spitfire. Konnte es eine tropentaugliche Spitfire V noch mit einer Bf109E-4 Trop aufnehmen, so schnitt sie doch gegen eine gut gesteuerte 109F-4 Trop schon schlechter ab. Hans Joachim Marseille, der erfolgreichste Jäger-Pilot des Nazi-Regimes im Westen, verdankte die meisten seiner Siege einer 109F-4 Trop. Vor den 109ern hatten die Spitfire-Piloten doch einigen Respekt, und ein ungenannter britische Pilot merkte an: „Die TROPICAL V war schrecklich, aber dennoch gelangen uns einige Abschüsse. Vielleicht hatte es psychologische Gründe, aber sicherlich hat uns der Anblick dieser Dinger – Bf109 – geärgert. Natürlich haben wir dann gegen die 109E und später auch gegen die F aufgeholt.“
Im Laufe des Jahres 1941 begannen RAF-Piloten über einen Luftwaffenjäger mit Sternmotor zu berichten. Die 109F und die Spitfire V waren einander fast ebenbürtig, aber nach der Vorstellung der Spitfire IX, die als Antwort auf die Focke Wulf Fw 190 konzipiert war, geriet der Messerschmitt-Jäger ins Hintertreffen. Viele deutsche Jäger-Piloten hatten den Eindruck, dass mit der 109 F die technischen Entwicklungsmöglichkeiten des Grundmodells ausgereizt waren, und sowohl höhere Leistungen als auch höheres Gewicht auf Kosten der Manövrierfähigkeit des Jägers gehen würde. Nach knapp einem Jahr und dem Bau von über 2.000 Exemplaren wurde die 109 F von der „Gustav“ 109 G, abgelöst.
Die „Gustav“ konnte eine ganze Reihe tödlicher Waffen tragen. Rheinmetall-Borsig, der Waffenhersteller, konnte allerdings seine Mk-108-30 mm- Kanonen nicht schnell genug herstellen, um alle produzierten Flugzeuge damit auszustatten. Die Tests verliefen recht erfolgreich und die Maschine wurde als ein „One-Shot-Killer“ angesehen. Dass sie jedoch nur über 60 Schuss Munition verfügte, spielte dabei keine Rolle mehr. Im Jahre 1942 wurden insgesamt 2.664 Maschinen vom Typ Bf 109 – Messerschmitt produziert, fast alles G-Modelle. Zudem produzierte die deutsche Flugzeugindustrie weitere 1.878 Focke Wulf 190. eine gut geflogene „Gustav“ stellte für die Piloten der Royal Air Force eine ernst zu nehmende Bedrohung dar, sie waren ihr im Manövrieren überlegen, aber in der Bewaffnung und der Leistung in bestimmten Höhen unterlegen.
Der Kampfgeist der englischen Piloten, die gegen das Regime der Nazis über England ihr Bestes gaben, war zu damaligen Zeiten unübertroffen. Und das war gut so.
Von Rolf von Ameln
Rolf v. Ameln ist Buchautor, sowie IN-Korrespondent in Deutschland und Spezialist für Themen der Zeitgeschichte. Er schreibt seit 25 Jahren für die Israel-Nachrichten.
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