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Das Land Kanaan – Phantasie oder Realität?

Ganz so romantisch, wie in Andrew Lloyd Webbers’ Musical aus dem Jahr 1968 ist es im alten Kanaan sicher nicht zugegangen. Als Jakob und seine Söhne dort lebten, sein Sohn Josef nach Ägypten verschleppt wurde und dort zu hohem Ansehen kam, hatte bereits die mittlere Bronzezeit begonnen. (2.110 – 1.550 BCE)

Als «älteste Stadt der Welt» bezeichnet sich Jericho. Immerhin gehen die ersten Nachweise von Siedlungen dort bis auf 10.000 BCE zurück. Eine Stadtmauer, deren Zweck nicht gänzlich geklärt ist, wird auf etwas 8.000 BCE datiert, der berühmte Turm von Jericho lag interessanterweise innerhalb der Mauer. Die Funktion des acht Meter hohen Turmes, in dessen Inneren sich die erste bekannte Treppe mit 22 Stufen befindet ist unklar. Er könnte ein Versammlungsraum gewesen sein, er könnten rituellen Zwecken gedient haben. Zu der Zeit hatte Jericho geschätzte 3.000 Einwohner. In den kommenden Jahrhunderten wurde die Stadt immer wieder verlassen und neu besiedelt. Um 4.000 BCE endete die bewohnte Zeit und die Stadt verfiel. In der Frühbronzezeit (3.300 – 2.100 BCE) legten neuen Bewohner den Grundstein einer ganz neuen Stadtkultur. Nach einer Abfolge weiterer Zerstörung durch Erdbeben und verheerende Brände kamen um 1.500 BCE kanaanäische Siedler und nahmen die Stadt für sich ein. Kurze Zeit zuvor hatte ein gewaltiger Vulkanausbruch auf Santorin unermessliche Auswirkungen auf die Tektonik bis in das Gebiet vom Gaza bis in die Region von Jericho.

Luftaufnahme der kürzlich ausgegrabenen 5.000 Jahre alten Kanaaniter-Stadt. Foto: Assaf Peretz/Israel Antiques Authority

Ob es die Posaunen von Jericho waren, die die Mauern zum Einsturz brachten, oder ob es ein erneutes Erdbeben oder Grossbrand war, niemand weiss es genau. Funde aus der Zeit der ägyptischen Pharaonen Hatschepsut, Thutmosis IIi und Amenophis belegen, dass Jericho bis um 1.300 BCE bewohnt war, dann aber für einige Jahrhunderte unbesiedelt blieb.

Jede Grossbaustelle in Israel gleicht, bevor sie tatsächlich in Angriff genommen werden kann, einer archäologischen Ausgrabungsstätte. Jede Strasse, jede Siedlung, jede Bahntrasse, kurz alles, was über ein Privathaus hinausgeht, wird untersucht. Die israelische Antiquitätenbehörde kommt, vermisst, gräbt und trägt vorsichtig einige Meter tief den Erdboden ab. Deshalb sieht man auch an allen geplanten neuen Projekten die schwarzen Sonnenschutzplanen, die aufgestapelten Sandsäcke zum Beschweren der Fundstellen, provisorische Büros und Laboratorien und natürlich heute auch die allgegenwärtigen «Toi Toi» Kabinen. Finden sie nichts von Bedeutung, wird die Stelle wieder geschlossen und es darf gebaut werde. Doch wenn sie fündig werden, dann gibt es strikte Regeln. Friedhöfe und antike Grabfelder sind eine absolute «No-Go-Zone». Die Grabesruhe gilt im Judentum als unantastbar. Es gibt Fälle, in denen der Verlauf einer Schnellstrasse geändert werden musste, um diese zu gewährleisten. Bei archäologischen Funden wird abgewogen, ob es sich um einen wirklich wichtigen Fund handelt, oder ob es ein eher unbedeutendes, weil schon oft in der Art vorhandenes Objekt ist. In dem Fall wird die Probegrabung wieder geschlossen.

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von Esther Scheiner

Esther Scheiner ist Journalistin und Redakteurin der Israel Nachrichten. Sie lebt und arbeitet in Israel und der Schweiz.

 

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Von am 16/10/2019. Abgelegt unter Israel. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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