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Märchenstunde bei Goebbels: Das 12 Uhr Blatt – BZ am Mittag – berichtet am Mittwoch, 14. Juli 1943 inclusive antisemitischer Judenhetze

Die Zeitung bringt folgende Schlagzeile: Über 2000 Panzer verloren die Sowjets in achttägigen Kämpfen / Die bisherigen Kämpfe auf Sizilien. Kampf sofort aufgenommen. Noch am 10.Juli gegen den Feind auf Sizilien angetreten.

12 Uhr Blatt Mittwoch, 14. Juli 1943. Foto: Archiv/RvAmeln

Berlin, 14. Juli: In den frühen Morgenstunden des 10. Juli begannen britische und nordamerikanische Truppen an verschiedenen Stellen der Südost- und Südwestküste Siziliens zu landen. Das Unternehmen kam der deutsch-italienischen Führung keineswegs überraschend, da der Gegner seit der Besetzung von Panterellia die Häfen, Flugplätze und offenen Städten Siziliens fortgesetzt mit starken Fliegerverbänden angegriffen hatte. Unermüdlich waren auch die Luftwaffenverbände der Achse am Feind, überwachten dessen Bewegungen und und bombardierten mit starker Wirkung die feindlichen Schiffsansammlungen und Transporte.

Die Absicht der gegnerischen Truppenführung war offensichtlich, einen Brückenkopf an der Südostküste Siziliens zu bilden. Zu diesem Zweck setzte der Feind in der Nacht zum 10. Juli Fallschirmtruppen in den schwer zugänglichen Gebirgen etwa 20 Kilometer nördlich der Küste ab. Sicherungseinheiten verwickelten diese feindlichen Kräfte sofort in heftige Kämpfe und konnten Teilgruppen vernichten. Unmittelbar nach dem Absetzen der Fallschirmtruppen stießen unter dem Feuerschutz schwerer Schiffsgeschütze und unter heftigen Bombenangriffen Hunderter von Flugzeugen die von zahlreichen Kriegsschiffen begleiteten Transportflotten gegen die Süd- und Ostküste der Insel vor.

Es gelang den britischen und nordamerikanischen Truppen, an verschiedenen Punkten der Küste im Raum zwischen Syrakus und Licata an Land zu gehen. Weiter nördlich und an der Südwestecke Siziliens angesetzte Landungsversuche scheiterten am energischen Widerstand der Küstenverteidigung, die zahlreiche Landungsboote versenkte und die Reste der feindlichen Kontingente zum schleunigen Rückzug aufs offene Meer zwang. Auch an den Landungsstellen nahmen die Küstensicherungen sofort den Kampf auf. Deutsche und italienische Luftwaffenverbände unterstützten in rollenden Abständen die Abwehr. Von Jägern geschützt, bombardierten sie die feindlichen Schiffsansammlungen und versenkten oder beschädigten zahlreiche Transportschiffe, Landungsboote und Kreuzer.

Zur weiteren Unterstützung der Küstenverteidigung traten noch am 10. Juli deutsch-italienische Eingreifgruppen zum Stoß gegen die feindlichen Brückenköpfe an und verhinderten an mehreren Stellen das weitere Vordringen der Landungstruppen und Fallschirmspringer. Im Küstenraum westlich Cap Passero gelang es am 11. Juli, nordamerikanische Kräfte im Gebirge abzuriegeln und an anderer Stelle wieder ins Meer zurückzuwerfen. In den Bergen nordwestlich des Caps stehen einige Kräfte in heftigen Gefechten mit feindlichen aus der Luft gelandeten Truppen, während die etwa 50 Kilometer nördlich Cap Passero an Land gegangenen Briten am 11. und 12. Juli ihren Druck gegen die deutsch-italienischen Sperrstellungen zu verstärken versuchen.

(So „sauber verpackt“ konnte Prpaganda-Märchenonkel Goebbels eine Niederlage in einen Sieg verwandeln und (k)ein Leser der gleichgeschalteten Presse sich ein „Bild von der Lage“ machen. Anm.d.Verf.)

Auf Seite zwei schreibt des Blatt: Am laufenden Band erledigt. Was war die Schuld der jüdischen GPU-Opfer von Winniza? / Drahtbericht /

Nowno, 14. Juli 1943: Die bisher stattgefundenen Untersuchungen der Leichen von Winniza haben gezeigt, daß hier Massenhinrichtungen stattgefunden haben müssen, die von einer unvorstellbaren Grausamkeit waren. Schon allein der kurze Zeitabschnitt, der für die Abschlachtung von Tausenden von Menschen verwendet wurde, läßt darauf schließen, daß die Leute gewissermaßen am laufenden erledigt und in den Fällen, wo der Tod nicht sofort durch Genickschuß eintrat, mit Gewehrkolben erschlagen oder halb lebend verscharrt wurden. Da man in der zivilisierten Welt selbst mit Schwerverbrechern in einer humanen Weise zu verfahren pflegt, könnte die Vermutung auftreten, daß es sich bei den Opfern von Winniza um Uebeltäter handelt, die durch irgendeine kriminelle Handlung oder durch eine staatsgefährdende politische Tätigkeit sich strafbar gemacht haben.

Eine Liste mit genauen Angaben der Namen, der Volkszugehörigkeit und dort, wo es ermittelt werden konnte, der Ursache der Verhaftung, gibt einen tiefen und erschütternden Einblick in das „Rechtsverfahren“ der Bolschewisten. Obwohl von den zuerst ausgegrabenen 91 Opfern alle von ihren nächsten Angehörigen erkannt wurden, mußte 61 Namen nach eingehender Befragung der Verwandten und Bekannten der Vermerk „Grund der Verhaftung unbekannt“ beigefügt werden. Aus der Kenntnis der NKWD-Praktiken kann mit Sicherheit angenommen werden, daß auch die Hälfte selbst, denen ein so grausiges Geschick beschieden war, sich keiner Schuld bewußt waren.

Sehr bezeichnend und aufschlußreich sind die Aussagen der Angehörigen, die wenigstens in der Lage waren, Vermutungen über die Verhaftung ihrer Männer, Väter und Söhne zu äußern. So haben beispielsweise in acht Fällen die Frauen dieser Unglücklichen ausgesagt, daß ihre vom NKWD „bestraften“ Männer die Schuld hatten, fromm zu sein. Einer der Häftlinge, der Pole Leon Sorotschinski, von Beruf Kolchosarbeiter, hat den Tod erleiden müssen, weil er im Kolchos zu wenig verdiente und, um seine Familie ernähren zu können, seine Arbeitsstelle gewechselt hatte. Mit tiefer Teilnahme sei auch eines Deutschen namens Heinrich Kwast, Kraftfahrer auf einem Kolchos, gedacht, der in die Fänge des NKWD geriet, weil er in Briefwechsel mit seinen Geschwistern in Deutschland gestanden hatte. Seine Verhaftung erfolgte im Jahre 1937. Dieses sind nur zwei Beispiele aus einer langen Reihe von Aussagen der Angehörigen. Das Urteil des NKWD lautete ausnahmslos auf Verschickung in Zwangsarbeitslager auf die Dauer von mindestens zehn Jahren, ohne Recht auf Briefwechsel. Das Ende war der Genickschuß; – und die Aufseher beim NKWD sind Juden.

Mit derartigen Horrorgeschichten konnte Gobbels nicht nur von den eigenen Verbrechen und Morden an den europäischen Juden ablenken, sondern – wahrscheinlich – auch noch dem letzten Deutschen klar machen, was „Der Stürmer“ schon beim „Anschluss Österreichs“ groß plakatierte: „Die Juden sind unser Untergang.“

Ich hingegen sage Dank an alle meine jüdischen Freunde auf Facebook, der Leserschaft der Israel Nachrichten für ihre Freundschaft und Hilfe im Kampf gegen den Antisemitismus.

Von Rolf von Ameln

Rolf v. Ameln ist Buchautor, sowie IN-Korrespondent in Deutschland und Spezialist für Themen der Zeitgeschichte. Er schreibt seit 25 Jahren für die Israel-Nachrichten.

 

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Von am 22/09/2019. Abgelegt unter Spiegel der Zeit. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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