Dass man im sogenannten „Dritten Reich“ unter Adolf Hitler das deutsche Volk belogen und betrogen hatte und sogar in einen mörderischen Weltkrieg führte, dürfte jedem normal denkenden Deutschen heute bekannt sein. Auch die Vernichtung der jüdischen Bürger hatte die wenigsten Deutschen interessiert. Man schaute weg und nach 1945 hatte „niemand etwas davon gewusst.“
Doch im Krieg waren alle Mittel erlaubt, und wenn diese ausgeschöpft waren, blieben die Lügen. Admiral Raeder gab dereinst die Parole aus, die als „Nürnberger Linie“ Eingang in die Geschichtsbücher fand: „Mit reinem Schild und unbefleckter Flagge“ habe man den Krieg geführt.
Dreister die Märchen nie klangen als in der Zeit nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Was sich wie eine altvordere Keuschheitsermahnung für die männliche Jugend anhörte, war für die Strategie der Propaganda mehr als erfolgreich und stärkte den Mythos vom letztendlich allein schuldigen „Führer“. Denn viele, im Zeichen der Konfrontation mit der UDSSR bald auch die Westmächte, zeigten großes Interesse an dieser Version. Über viele Jahrzehnte hinweg, bis die Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung am Ende des 20. Jahrhunderts die ersten bewusstseinsverändernden Breschen schlug, diente der Mythos von der „sauberen Großdeutschen Wehrmacht“ dazu, die Dimensionen der deutschen Mördergesellschaft von damals zu verschleiern. Vertreter aus der neuen „Elite der Militärhistoriker“ betonen oft die „inneren Widerstände“, die den Kommandeuren der Wehrmacht bei der Mitwirkung an den Verbrechen des Vernichtungskrieges in der Sowjetunion zu schaffen machten. (?)
So auch Johannes Hürter in seinem mit höchstem Lob bedachten Werk „Hitlers Heerführer“, in dem die Praxis des „eliminatorischen Antisemitismus“ ausführlich beschrieben wird. Der Einsatz der deutschen Generäle für die „ewigen Werte von Blut und Rasse“ und ihr fanatischer Hass auf Juden und auch auf Kommunisten wird hier offen geschildert und auch belegt! So kann selbst hier, beim Lesen dieses Buches, in dem die eindeutigen Fakten zur Beteiligung der höchsten Wehrmachtsoffiziere am Holocaust so eindrücklich ausgebreitet sind, der romantische Eindruck entstehen, ein in den Traditionen des „militärischen Preußentums“ stehender Offizier, was immer er befahl oder akzeptierte, „kein überzeugter Nazi“ gewesen sein. Immer wieder landet man bei Adolf Hitler, verfolgt man in den Darlegungen, wo der Ursprung aller Missetaten zu suchen ist.
Auch wenn die damaligen Befehlshaber ohnehin mit Rassenhass, Antisemitismus und kriegerischem Ehrgeiz aufgeladen waren, letztlich sei es immer wieder Hitler gewesen, der ihnen einen „Freibrief für einen schrankenlosen militärischen Utilitarismus“ ausgestellt habe, was sie „den Erfolg um jeden Preis und mit allen Mitteln“ anstreben ließ. Und nicht minder irritierend ist die entwaffnende Logik, mit der Hürters Werdegang und Durchhaltevermögen von „Hitlers Heerführern“ bewundert: „Sie bestanden alle die großen Überlebens- und Bewährungsproben des Ersten Weltkrieges. Das war angesichts der hohen Ausfallquoten an Offizieren, – in diesem Krieg fiel jeder vierte aktive Offizier -, bemerkenswert. Bei einem Sterben oder Scheitern in diesem Ausleseverfahren wären sie weder in die Reichswehr übernommen worden noch in die höchsten Ränge der Wehrmacht aufgestiegen.“ (Wer könnte heute noch daran zweifeln? Anm.d.Verf.)
Festzuhalten bleibt: Neben den neuen Wegen sind die alten, von „Bewährungsproben“ übersäten Straßen noch immer stark befahren. Auch von vielen „Militärhistorikern“, deren Bücher heute in den Seminarregalen ganz vorne stehen. Letzten Endes ist es auch hier stets Adolf Hitler, der die Weichen stellte und die entscheidenden Befehle gab. Gleichgültig, was die Kommandeure der Wehrmacht antrieb, gleichgültig, was vorausging, egal, was die Folgen waren, da ist weiter von „unvergleichlichen Leistungen auf dem Schlachtfeld“ zu lesen, von Erfolgen“ und „Triumphen“. So stellte ein Historiker zum „Unternehmen Barbarossa“ fest: „Bereits bei den Vorbereitungen wurde deutlich, dass die Wehrmacht sich in einen rasseideologisch motivierten Raub- und Vernichtungskrieg verstricken würde!“ Zu Beginn des „Russland-Feldzuges“ schien sich jedoch die „neu entwickelte Blitzkriegstaktik“ zu bewähren, so kann es auch im 21. Jahrhundert im „Hurra-Stil“ der früheren Jahre den „Kriegsberichterstatter“ geben: „Panzerrudel durchstießen die Front und kesselten in kühnen Operationen die feindlichen Verbände ein.“
Wo kämen wir denn in heutigen Tagen hin, wenn uns in der unrühmlichen Geschichte des Hitler-Regimes auch noch die Erfolge und Triumphe genommen würden? Es bleibt im heutigen Deutschland dabei: Schnaps ist Schnaps, Dienst ist Dienst, Erfolg bleibt Erfolg und Triumph bleibt eben Triumph.
Und das Ende der Story erfährt die Leserschaft der Israel Nachrichten in der nächsten Ausgabe.
Von Rolf von Ameln
Rolf v. Ameln ist Buchautor, sowie IN-Korrespondent in Deutschland und Spezialist für Themen der Zeitgeschichte. Er schreibt seit 25 Jahren für die Israel-Nachrichten.
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