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Ring frei zur nächsten Runde….. der lange Weg zur Wahl

Am vergangenen Donnerstagabend um 22 Uhr hätte es soweit sein sollen, dass die endgültigen Kandidatenlisten aller Parteien in der Knesset vorliegen sollten. Kurz zuvor muss es in den weitläufigen Gängen aber noch wie in einem Bienenstock gesummt haben. Da wurden noch fleissig Gespräche geführt, mögliche wahlnützliche Koalitionen gesucht, gefunden und wieder verworfen.

Doch dann standen sie endlich fest. Die ersten Umfragen zeigten noch, dass Likud und seine «natürlichen Partner» einen knappen Vorsprung in der Wählergunst hatten. Wie auch immer man den Begriff der «natürlichen Partner» definieren mag.

Am vergangenen Sonntag dann eine neue Umfrage und ein neues Bild.

Die neu entstandene Union zwischen Beny Gantz (Chosen le Israel) und Yair Lapid (Yesh Atid) mit dem Namen «Blau -Weiss» hat auf einmal die Chance, 35 Plätze in der 22. Knesset zu erreichen.

«Blau Weiss» war der Name eines jüdischen Jugendbundes in Europa. Entstanden ist er zu Beginn der 20. Jahrhunderts und stand dem zionistisch-liberalen Judentum nahe. Heute ist er nahezu bedeutungslos geworden. Im Winter veranstalten die wenigen Mitglieder der Nachfolgeorganisation «Emuna» gemeinsam mit dem Jugendbund der ICZ Zürich gemeinsam Winterferien.

Die Wahl des Namens für das neue Bündnis spiegelt also das klare Bekenntnis zum Zionismus. Und der ist politisch dem linken Lager zuzuordnen.

Die aktuelle Umfrage verwies den Likud des Amtsinhabers auf den zweiten Platz mit möglichen 29 Plätzen.

screenshot Ynet

Könnte damit die Wahl schon gewonnen werden? Oh nein, weit entfernt! Wenn auch die «Rechten» und die «Mitte-Links» Parteien gemäss den Umfragen auf jeweils 48 Stimmen kämen, so müssen sie weitere Bündnisse schmieden, um zumindest die hauchdünne Mehrheit von 61:59 Sitzen in der Knesset zu erhalten.

Das zu erreichen wird schwierig. Den Rechten stehen als weitere Koalitionspartner nur die ultra-orthodoxen Parteien zur Verfügung. Und die kennen ihre politische Bedeutung genau. Sie werden in die Koalitionsverhandlungen einbringen, was immer ihnen wichtig ist. Kein Militärdienst, keine Ziviltrauungen, keine Anerkennung von nicht orthodoxen jüdischen Ausrichtungen, keine nicht-orthodoxen Übertritte …… Es bleibt alles ganz anders, es bleibt alles wie es ist.

Den «Mitte-Links» Parteien geht es nicht besser. Ihnen stehen die arabischen Parteien zur Verfügung. Und die waren noch nie das Zünglein an der Waage. Zum einen ist die Wahlbeteiligung bei den Arabern immer sehr niedrig. Zum anderen hat es bisher noch nie eine Regierungsbeteiligung dieser Gruppe gegeben. Aber, vielleicht geschieht ja doch einmal ein Wunder.

Sämtliche Zahlen, die derzeit veröffentlicht werden, sind jeweils nur eine Momentaufnahme, ein flüchtiges Bild der Wählerstimmung. Sie werden sich ändern und am Wahltag wird alles nochmals ganz anders sein.

Erschreckend ist aber, mit welch untergriffigem Aktivismus der Amtsinhaber agiert. Er spielt mit der Angst «Wenn ihr ihn wählt bekommt ihr….» und verweist auf die erste und zweite Intifada. Ein wenig erinnert das an ein Video „The daisy girl“ , das während der Wahlkampagne zwischen Lyndon B. Johnson und Barry Goldwater im Jahr 1964 nach der Ermordung von Präsident J.F. Kennedy veröffentlicht wurde. Damals lautete die Botschaft: «Wenn ihr ihn wählt, bekommt ihr die Atom Bombe!» Heute heisst es: «Nur wenn ihr mich wählt, bekommt ihr Sicherheit.»

«Wenn ihr ihn wählt, dann bekommt ihr……», das ist es was der heutige Amtsinhaber mantrahaft verkündet. Ob dies eines Staatsmannes würdig ist, sei dahingestellt.

Wer der Bessere für Israel ist, wird erst die Geschichte wissen. Ich hoffe, dass das Wahlergebnis diese Erkenntnis widerspiegelt. Unser kleines Land hat es verdient, dass der Bestmögliche es regieren wird.

Von Esther Scheiner

Esther Scheiner ist Journalistin und Redakteurin der Israel Nachrichten. Sie lebt und arbeitet in Israel und der Schweiz.

 

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Von am 03/03/2019. Abgelegt unter Israel. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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