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Die Rolle der Frau im Reich der Nationalsozialisten – Folge I.

Die Frauen, welche das Nazi-Regime des sogenannten „Dritten Reiches“ aufbauen halfen, waren erschreckend jung. Als am 30. Januar 1933 Hitler die „Macht ergriff“, waren mehr als zwei Drittel seiner Anhänger unter vierzig Jahre alt. Bei der Wannsee-Konferenz war der Chef des SD, Hexdrich, gerade mal 37 Jahre alt, als er den Mord an den Juden organisierte und legalisierte. Ganze Legionen von Sekretärinnen, welche die Tötungsmaschine der Nazis am Laufen hielten, waren zwischen 18 und 25 Jahre alt. Auch die Krankenschwestern, die im Kriegsgebiet arbeiteten, bei medizinischen Versuchen assistierten und tödliche Injektionen verabreichten, waren noch ganz unbedarft in ihrem Beruf. Die Geliebten und Ehefrauen der SS-Elite, deren Aufgabe darin bestand, die „Reinheit der arischen Rasse“ durch gesunden Nachwuchs auch in Zukunft zu sichern, waren alle im gebärfähigen Alter.

KZ-Aufseherinnen in Bergen-Belsen 1945. Foto: Britische Armee

Das Durchschnittsalter der Aufseherinnen in den Konzentrationslagern lag bei 26 Jahren, und die jüngste unter ihnen – freiwillig gemeldet – gerade einmal 15 Jahre alt, als sie ihren Posten im KZ Groß-Rosen an der Grenze zu Polen antrat. Die zunehmende Anzahl weiblicher Häftlinge mit dem Vorrücken der Wehrmacht bedeutete auch, dass man mehr Aufseherinnen benötigte, die man aus den Frauenorganisationen der NSDAP rekrutierte. Auch Ärztinnen und Rot-Kreuz-Schwestern waren in den Lagern tätig; – kurz vor Kriegsende 1945 war rund ein Zehntel des Lagerpersonals weiblich. Mindestens 3.500 Frauen wurden als Wärterinnen für die Konzentrationslager ausgebildet, überwiegend in Ravensbrück, von wo aus sie in die verschiedenen Lager abkommandiert wurden, unter anderem nach Stutthof, Auschwitz-Birkenau und Majdanek.

Die jungen Frauen, die sich freiwillig für diese grauenhafte Tätigkeit meldeten, sahen die Orte des Massenmordes als „Arbeitsplatz“ und berufliche Chance. Mit der Uniform – vor allem die der SS – konnte man Eindruck schinden, die Bezahlung war überdurchschnittlich hoch, und die Aussicht, über Macht zu verfügen, war verlockend. Ein Teil der Frauen, die KZ-Aufseherinnen wurden, waren selber straffällig geworden oder hatten im Gefängnis eingesessen, und die neue „Arbeit“ bedeutete für sie die Möglichkeit, sich im Regime der Nationalsozialisten zu rehabilitieren. Hatten die Bewerberinnen ihre Ausbildung hinter sich gebracht, den Eid auf den „Führer“ geleistet, traten sie in das Lagersystem ein.

Nur wenige von ihnen legten eine menschliche Einstellung gegenüber den Häftlingen, für die sie zuständig waren, an den Tag. So waren beispielsweise die Aufseherinnen im KZ Neuengamme berüchtigt für ihr schrilles Gebrüll und für die Prügel, die sie verabreichten. Aber auch außerhalb der Lager verfolgten Frauen andere Frauen. Passte einer der Frauen die Nachbarin nicht, so konnte man sie als Drückebergerin, Saboteurin oder Asoziale denunzieren. Die Gestapo verhaftete diese Frauen willkürlich und viele erlagen in der Haft den ihnen zugefügten Verletzungen, obgleich sie unschuldig waren. Eine Diktatur braucht keinen großartigen polizeilichen Sicherheitsapparat, wenn die Nachbarn bereit sind, die Überwachungsarbeit für das Regime zu verrichten, sei es nun aus Angst, Fügsamkeit, Boshaftigkeit oder Fanatismus.

Hitler verkündete einst, der Platz der Frau sei sowohl zu Hause als auch in der Bewegung. Auf dem Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg 1934 bemühte er die für ihn typische martialische Rhetorik: „Was der Mann einsetzt an Heldenmut auf dem Schlachtfeld, setzt die Frau ein in ewig geduldiger Hingabe, in ewig geduldigem Leid und Ertragen. Jedes Kind, das sie zur Welt bringt, ist eine Schlacht, die sie besteht für das Sein oder Nichtsein ihres Volkes. Wir haben deshalb die Frau eingebaut in den Kampf der völkischen Gemeinschaft, so, wie die Natur und die Vorsehung es bestimmt hat. So ist unsere Frauenbewegung für uns nicht etwas, das als Programm den Kampf gegen den Mann auf seine Fahne schreibt, sondern etwas, das auf sein Programm den gemeinsamen Kampf mit dem Mann setzt. Denn gerade dadurch haben wir die neue nationalsozialistische Volksgemeinschaft gefestigt, dass wir in Millionen von Frauen treueste fanatische Mitkämpferinnen erhielten.“ Und im Jahre 1936 erklärte Hitler in seiner Rede vor der Nationalsozialistischen Frauenschaft auf dem Reichsparteitag, eine Mutter von fünf, sechs oder sieben Kindern, die allesamt gesund und wohlerzogen seien, habe „mehr geleistet, mehr getan“ als eine „weibliche Juristin.“

Der fanatische Nazi und Parteiideologe Alfred Rosenberg fasste das nationalsozialistische Ideal der Bildung der Frau wie folgt zusammen: „Der Frau sollen alle Möglichkeiten zur Entfaltung ihrer Kräfte offen stehen; aber über eines muss Klarheit bestehen: Richter, Soldat und Staatslenker muss der Mann sein und bleiben..!“ Von deutschen Frauen und sogar schon von jungen Mädchen wurde Fügsamkeit verlangt. Formal begann die Indoktrinierung der Nazi-Ideale im Alter von zehn Jahren. Ab dem Jahre 1936 war die Mitgliedschaft im Bund Deutscher Mädel – BDM -, dem weiblichen Pendant zur männlichen Hitler-Jugend verpflichtend.

Wenig später machten dann die Nazis den meisten anderen Jugend-Organisationen ein Ende oder gliederten sie sofort in die Hitler-Jugend ein; ausgenommen waren nur einige wenige katholische Jugendgruppen, die unter dem Schutz des Vatikans standen. Da Eltern, die ihr Kind vor der Nazi-Bewegung zu schützen und abzuschirmen versuchten, ihre häusliche Autorität und ihr gesellschaftliches Ansehen verloren, gaben sie in der Regel dem Drängen der Parteiagitatoren, Kollegen und Nachbarn nach. In vielen kleinen und großen Städten versorgten lokale Beamte die Partei mit Listen der registrierten Mädchengeburten, und damit gingen Freiwillige der NSDAP von Tür zu Tür, um deutsche Mädchen für die Bewegung zu gewinnen.

Fortsetzung in der nächsten Ausgabe der Israel Nachrichten.

Von Rolf von Ameln

Rolf v. Ameln ist Buchautor, sowie IN-Korrespondent in Deutschland und Spezialist für Themen der Zeitgeschichte. Er schreibt seit 25 Jahren für die Israel-Nachrichten.

 

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Von am 20/02/2019. Abgelegt unter Spiegel der Zeit. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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