In Polen schien sich am Freitagmorgen eine diplomatische Kriese mit Israel anzudeuten, in der es um Kommentare von Premierminister Binyamin Netanyahu zur polnischen Zusammenarbeit mit den Nazis ging. Polen sagte, es habe von der israelischen Regierung Klarstellungen erhalten, die seine Besorgnis ausgeräumt haben.
Ein Sprecher des polnischen Präsidenten Andrzej Duda warf den Medien Manipulation vor, für ein Missverständnis über die Bemerkungen von Netanyahu am Donnerstag.
Netanyahu wurde am Donnerstag in Warschau von einem Reporter zum Holocaust-Revisionismus in Polen befragt und antwortete: „Hier sage ich, dass die Polen mit den Nazis zusammengearbeitet haben. Ich kenne die Geschichte und werde sie nicht reinwaschen. Ich stehe dazu.“
Im vergangenen Jahr waren Polen und Israel in einen erbitterten Streit geraten, nachdem Polen ein Gesetz verabschiedet hatte wonach es ein Verbrechen ist, die polnische Nation für Holocaust-Verbrechen verantwortlich zu machen. Israel sah es als einen Versuch Polens an, die Diskussion über die Ermordung von Juden durch Polen während der deutschen Besatzung zu unterdrücken.
Der Streit wurde gelöst, als Polen das Gesetz milderte und Netanyahu und sein polnischer Amtskollege einer gemeinsamen Erklärung zustimmten, in der die Beteiligung des polnischen Widerstands an der Unterstützung von Juden betont wird. Dies wurde als diplomatischer Coup für Polen gesehen und Netanyahu wurde von Historikern in Israel, darunter auch vom Yad Vashem kritisiert, weil er einer Aussage zustimmte, welche die Geschichte verzerrt darstellt.
„Die Idee, dass wir die Geschichte verzerren oder verschleiern ist Unsinn“, sagte Netanyahu. Einige Reporter berichteten jedoch, dass „Polen mit den Nazis zusammengearbeitet hat“, eine Aussage die in Polen illegal ist und die polnische Regierung provozierte.
Diese Berichte führten dazu, dass Polens Präsident Duda drohte, sich zu weigern an einem hochrangigen Gipfel teilzunehmen, der nächste Woche in Israel stattfinden soll.
Duda schrieb auf Twitter, dass wenn Netanyahu sich tatsächlich dazu äußern würde, er anbieten würde, ein bevorstehendes Treffen der sogenannten Visegrad-Gruppe in Polen auszurichten, anstatt das Treffen in Israel abzuhalten.
Israel ist Gastgeber der Premierminister der vier Länder der Gruppe – Polens Mateusz Morawiecki, Andrej Babis aus der Tschechischen Republik, Peter Pellegrini aus der Slowakei und Viktor Orban aus Ungarn – vom 18. bis 19. Februar in Jerusalem.
„In dieser Situation ist Israel kein guter Ort, um sich zu treffen“, hatte Duda gesagt.
Die israelische Botschaft in Polen kontaktierte die polnische Führung am Donnerstagabend und stellte klar, dass Netanyahu „nicht gesagt hat, dass die polnische Nation Verbrechen gegen Juden verübt hat, sondern nur, dass niemand nach dem Holocaust-Gesetz verklagt worden ist, weil er gesagt hat, dass Polen mit den Nazis zusammengearbeitet hatte.“
Trotzdem gab es widersprüchliche Anzeichen dafür, ob dadurch die Angelegenheit beruhigt wurde. Unbestätigten Berichten in polnischen Medien zufolge, wurde die israelische Botschafterin Anna Azari vom polnischen Außenministerium zur Klarstellung vorgeladen. Das israelische Außenministerium äußerte sich nicht zu den Berichten.
Inzwischen war Netanyahu gezwungen, eine zusätzliche Nacht in Warschau zu verbringen, nachdem sein Flugzeug kurz vor dem Abflug beschädigt worden war. Dies war ein unglücklicher Abschluss eines turbulenten Besuchs.
Der Premierminister und sein gesamtes Gefolge, befanden sich am Donnerstag nach einem zweitägigen Besuch einer hochrangigen Sicherheitskonferenz an Bord eines gemieteten El Al-Flugzeugs, als ein Fahrzeug welches das Flugzeug zur Startbahn schleppen sollte, mit der EL Al-Maschine zusammenstieß.
Ein Foto, das an reisende Journalisten verteilt wurde, zeigte große Kratzer am Unterbauch des Flugzeugs.
Netanyahu und seine Frau wurden aus dem Flugzeug gebracht und kehrten in ihr Hotel zurück. Andere Helfer, darunter der nationale Sicherheitsberater von Netanyahu und sein Militärsekretär, verbrachten die Nacht im Flugzeug. Sie sagten, sie wollten nicht die lästigen Sicherheitsüberprüfungen erneut durchlaufen.
Ein Ersatzflugzeug wurde aus Israel geschickt, um den Premierminister noch vor Shabbos zurückzubringen. Das Flugzeug startete am späten Freitagmorgen.
Es war ein turbulenter Besuch für Netanyahu, der zu einer von den USA gesponserten Sicherheitskonferenz in Polen war, an der auch mehrere hochrangige arabische Beamte aus den Golfstaaten teilnahmen.
Netanyahu hatte gehofft die Versammlung zu nutzen, um seine aufkeimenden Beziehungen zu den Golfarabern zu demonstrieren. Aber ein verbaler Fauxpas und ein Video das von seinem Büro veröffentlicht wurde, drohten, die Veranstaltung zu überschatten.
Am Vorabend des Treffens hatte Netanyahu scheinbar andere Teilnehmer aufgefordert, sich auf einen „Krieg mit dem Iran“ vorzubereiten. Sein Büro sagte später, Netanyahu sei falsch übersetzt worden und habe nur andere Länder aufgefordert, den iranischen Einfluss in der Region zu „bekämpfen“.
Am späten Donnerstagabend veröffentlichte sein Büro kurz ein Video, in dem der Außenminister von Bahrain und Vertreter Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate, den israelisch-palästinensischen Konflikt herunterspielten und den Iran scharf kritisiert haben.
Netanyahus Büro sagte, die Veröffentlichung des Videos sei ein „technischer Fehler“ gewesen und man habe es schnell gelöscht.
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