Kaiser und Königshäuser gab es einige in Europa bis zum Ende des 1. Weltkriegs. Mehrere Kaiser und Könige dankten ab, andere blieben. Königliche Hoheiten und Prinzessinnen gibt es noch heute im modernen Europa, selbst die Volksrepublik Rumänien hatte einen König bis 1947. Die kommunistischen Herrscher ertrugen den König nur zwei Jahre und stießen ihn 1947 vom Thron. König Michael I. verließ sein angestammtes Land Rumänien ging ins Exil in die Schweiz und heiratete 1948 die in Paris geborene Prinzessin Anna de Bourbon-Parma in Athen. Königin Anna gebar im Laufe der Jahre fünf Rumänische Prinzessinnen. Rumänien, das Land, das 1918 zu Groß Rumänien wurde verschwand nach dem 2. Weltkrieg für Jahrzehnte hinter dem Eisernen Vorhang, erst 1989 nach der blutigen Revolution und dem Tod des Diktatorehepaars Elena und Nicolea Ceausescu tauchte es wieder auf der Landkarte Europas auf. Erst in den 1990er Jahren durfte das Rumänische Königspaar in Rumänien einreisen, so manches enteignete Schloß ging in ihren Besitz zurück und seinen Rumänischen Paß überreichte ihm die Republik Rumänien. Ohne Land und ohne Thron wuchsen die fünf Prinzessinnen im westlichen Ausland auf. Jahre vergingen und Königin Anna wurde 2016 in der Kathedrale von Curtea de Arges in der Großen Walachei bestattet und König Michael I. im Jahr 2017.
Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Maria von Rumänien, die jüngste Tochter dieses letzten Königspaares besuchte Berlin und kam ins Rumänische Kulturinstitut in die Reinhardtstraße in Berlin – Mitte. Claudiu Florian der Leiter des Kulturinstituts empfing sichtlich nervös, doch freundlich, den königlichen Gast und den Rumänischen Botschafter in Deutschland, S.E. Emil Hurezeanu. Nicht alle Tage wird im Kulturinstitut eine Königliche Hoheit empfangen! In rumänischer Sprache las Ihre Königliche Hoheit, Prinzessin Maria, ihren Text über ihre Urgroßmutter Königin Maria von Rumänien vor. Wir erfahren von ihr, dass Königin Maria eine Englische Prinzessin war, eine Enkelin von Königin Victoria und dem Zaren Alexander II. von Rußland, erfahren die englische Familiengeschichte, erfahren auch, dass ihre Heirat 1893 mit Prinz Ferdinand von Hohenzollern im Sigmaringer Schloß in Württemberg stattfand und ein neues Leben für sie in Rumänien begann als Ferdinand König von Rumänien wurde und sie seine Königin. Auch erzählt uns die Urgroßenkelin, dass Königin Maria am kulturellen und sozialen Leben ihrer rumänischen Untertanen gerne und intensiv teilnahm und ihnen eine gute Königin sein wollte. Attraktiv, klug und sozial war Königin Maria. Persönlich besuchte sie im 1. Weltkrieg Soldaten an der Front, machte Visiten auf Schlachtfeldern, pflegte verwundete Soldaten in Lazaretten und Hospitälern, selbstlos packte sie an, ohne Rücksicht auf Stand und Adel und wurde dem Volk die „Soldatenkönigin“. Nach dem Ende des furchtbaren 1. Weltkriegs und dem Entstehen Groß-Rumäniens fand die Krönung von König Ferdinand I. und Königin Maria in der Kathedrale von Alba Julia statt, sechs Kinder bekam das Königspaar. Eine romantische Frau soll Königin Maria gewesen sein, fantasievoll und kreativ gestaltete sie ihr Leben, schriftstellerisch betätigte sie sich bis zu ihrem Tod 1938. Als erste Monarchin bekannte sie sich zum Glauben der Bahai.
Als die Juden in der Bukowina, in Rumänien, bereits in den 1930 er Jahren verfolgt und schikaniert wurden, war oft von den Überlebenden zu hören: „Königin Maria hat uns Juden beschützt!“
Seine Exzellenz der Botschafter erzählt, dass er bereits in Düsseldorf die Ehre hatte, Ihre Königliche Hoheit, Prinzessin Maria von Rumänien, kennenzulernen. Er begrüßt die Prinzessin als Vertreterin des monarchischen Rumäniens von 1881-1947 und erwähnt, dass Rumänien in dieser Zeit ein moderner Staat geworden ist. Im großen historischen Bogen spricht er über die Geschichte des Rumänischen Königshauses, erzählt, dass Hohenzollern-Sigmaringen die Heimat des Königshauses ist, auch betont der Botschafter, dass der Rumänische Staatspräsident Klaus Johannis deutscher Abstammung ist und, dass sich stets auch große Dichter und Musiker in Rumänien von der deutschen Kultur beeinflussen ließen. Die deutsche katholische Monarchie wurde zu einer Orthodoxen Monarchie. Auch gehören die Siebenbürgischen Evangelischen Kirchenburgen zum deutschen Erbe.
Von einer Hommage an Königin Maria und von einer der größten Figuren des letzten Jahrhunderts spricht der Botschafter, erklärt die historische und menschliche Wichtigkeit dieser großartigen Königin, die Urenkelin präsentiert als Namensträgerin. 1918 war Rumänien von mehreren Mächten besetzt und der Bolschewismus war eine weitere Bedrohung. 1918 war die Donaumonarchie beendet. Königin Maria als Vertreterin eines kleinen Staates, reiste mit hohem diplomatischen Verstand und besten Beziehungen zu den Friedensverhandlungen 1919 nach Paris. Als starke Persönlichkeit war sie bekannt und geschätzt in ganz Europa bis in Amerika. Mit ihrem persönlichen Geschick und ihren Beziehungen zum Britischen Königshaus erkämpfte sie für Rumänien die beste staatliche Lösung, Rumänien spielte in der Weltgeschichte keine große Rolle. Königin Maria wurde zu einem „Weltstar“, im Weißen Haus in Washington empfing sie Präsident Wilson und seine Frau, in New York übergab ihr der Bürgermeister den Stadtschlüssel. Sie genoss eine hohe Popularität, war eine der führenden Frauenfiguren des vorigen Jahrhunderts, hat Weltgeschichte geschrieben.
Claudiu Florian hat grandios in die deutsche Sprache übersetzt.
Fotos von Königin Maria liefen über die Leinwand. Brigitte Drodtloff, die bekannte Drehbuchautorin und Filmemacherin sprach von einer wahnsinnigen Ehre Prinzessin Maria persönlich begrüßen zu können. Jahrelang hat sich Drodtloff, die in Bukarest geboren wurde, in München wohnt und in Los Angeles hoch geehrte Drehbuchautorin, mit Königin Maria und ihrem Leben befasst und erzählt hoch engagiert, sehr interessant und kompetent abwechselnd in rumänischer und deutscher Sprache über diese „unglaubliche Frau ihrer Zeit, eine Frau mit einer Vision nach dem 1. Weltkrieg“. Während des Krieges packte die Königin selber an, vertrackt war die Situation danach. Barbu Stirbei war Vertrauter der Königin, hat sie beraten und sie nach Paris und London geschickt. Das Land sollte von der ungarisch-österreichischen Besetzung befreit werden. Menschenmassen empfangen die Königin in Paris, im Hotel Ritz bewohnt sie eine Sweet. Elegante Kleider werden ihr geschenkt, die sie dankend annimmt, doch an andere verschenkt. Ein großes Programm bewältigt sie in Paris, die Großen der damaligen Zeit lernt sie kennen, knallhart wird um Rumänien verhandelt, Clemenceau den Französischen Präsidenten, muss sie umstimmen, die „Löwin“ kam zum „Tiger“, Graf Kessler bietet der Königin Geld für Waisenhäuser an, sie hat Waggons mit Hilfsgütern für Rumänien organisiert, sie bettelt für die Minderheiten und bittet für ein starkes Europa.
Zu ihrem Cousin König Georg V. reist sie nach London, trifft den jungen Winston Churchill auf der Isle of Wight und wird von ihm gut beraten. Nancy und Waldorf Astor, den bekannten Zeitungsverleger, lernt sie kennen. Ihren Sohn Nikolaus sieht sie, der in London studiert.
In der Galerie des Kulturinstituts im Parterre des wunderbaren Gebäudekomplexes, den der rheinische Architekt Caspar Clemens Pickel 1912 als Krankenhaus entwarf, sind großformatige schwarz-weiße Fotos als Ausstellung in den drei Räumen zu sehen. „Maria die Soldatenkönigin“ war vor acht Tagen eröffnet worden, historische Fotos zeigen die Königin als Rot-Kreuz-Schwester im 1. Weltkrieg, in Gesprächen mit hohen Militärs und bei Ordensverleihungen, an der Front und beim Besuch des Schlachtfeldes wurde sie fotografiert und am Bogdana Kloster in der Südbukowina, auf anderen Fotos empfangen Orthodoxe Priester 1918 die Königliche Familie bei ihrer Heimkehr nach Bukarest. Nicht nur Soldaten werden versorgt sie in Feldlazaretten, auch arme Kinder besucht sie in ihren Elendsquartieren und lässt ihnen Essen bringen. Auf einem anderen Foto ist die Königin in Militäruniform auf dem Pferd zu sehen…
Königin Maria hat den entscheidenden Punkt gesetzt bei der Friedenskonferenz 1919, meint Brigitte Drodtloff. Mit ihrer Fotoserie hat die Filmemacherin sehr spannend ihr Erzähltes über die Königin von Rumänien dokumentiert.
Von Christel Wollmann-Fiedler
Frau Wollmann-Fiedler ist Journalistin, Fotografin und Autorin der Israel-Nachrichten. Sie lebt und arbeitet in Berlin und in Bukarest, Rumänien.
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