Vor der Errichtung Israels wurde das Schicksal von Millionen Juden von den Launen des christlichen Europas und der muslimischen Welt bestimmt. Was sich dramatisch verändert hat, ist, dass es heute einen mächtigen jüdischen Staat gibt.
Vielleicht erleben wir den Beginn des Endes der jüdischen Diaspora. Während der antisemitische Terroranschlag auf eine Synagoge in Pittsburgh eine schwere Warnung für das amerikanische Judentum darstellt, ist die Gefahr für die Juden in den skandinavischen Ländern, Frankreich und Großbritannien seit einiger Zeit offensichtlich.
Die jüdische Diaspora ist das beständigste Exil in der Geschichte der Menschheit. Seit 2000 Jahren ist das jüdische Volk auf der ganzen Welt verstreut und hat überproportional zum Wohle der Menschheit beigetragen. Allen Widrigkeiten zum Trotz haben die Juden die Verfolgung aus der Zeit Babylons und Roms bis zur spanischen Inquisition, Sowjetrussland, Nazideutschland und dem islamistischen Terrorismus überlebt.
Vor der Errichtung des modernen Israel wurde das Schicksal von Millionen Juden durch die Launen verschiedener nichtjüdischer Herrscher im christlichen Europa und in der muslimischen Welt entschieden. Kurzfristig mit wenig mehr als einem Koffer zur Flucht gezwungen zu sein, war die harte Realität für Generationen von Diaspora-Juden. Der islamistische Judenhass hat praktisch die alten jüdischen Gemeinden des Nahen Ostens, von Marokko bis in den Iran verdrängt.
Noch im Jahr 1939 lebten die meisten Juden der Welt in Europa und Russland. Infolge des Nationalsozialismus, des Kommunismus und der Emigration nach Israel und Amerika bleibt nur ein Bruchteil davon übrig. Sieben Jahrzehnte nach dem Holocaust altern und assimilieren sich die europäischen Juden, während sie sich zunehmend dem Antisemitismus des Islamismus und der Extremisten der Rechten und Linken stellen müssen.
Generationen von Juden haben Amerika als „The Golden Medina“ bezeichnet – das goldene Land der unbegrenzten Freiheit und Möglichkeiten. Die amerikanische jüdische Gemeinde ist die größte und erfolgreichste jüdische Bevölkerung in der Geschichte der jüdischen Diaspora. Tatsächlich betrachten sich viele assimilierte US-Juden, die wenig mit Israel und dem jüdischen Volk verbunden sind, nicht länger als im Exil lebend.
Historisch gesehen war der Antisemitismus in Amerika im Vergleich zum traditionellen europäischen Judenhass relativ mild. Antijüdische Diskriminierung und Bigotterie in den Vereinigten Staaten, erreichten nie die Pogrome europäischen Stils. Eine wachsende Zahl von US-Juden erkennt jedoch allmählich an, dass in ihrer geschätzten amerikanischen Heimat ein wachsendes Problem besteht. Ein kürzlich erschienener Bericht der Los Angeles County Commission für menschliche Beziehungen zeigt, dass 72% aller religiösen Hassverbrechen in Los Angeles im Jahr 2017 auf Juden abzielten. Während viele Liberale über Islamophobie sprechen, zielen nur 12% aller religiösen Hassverbrechen auf Muslime ab. Darüber hinaus zeigen die Berichte, dass der Anteil religiöser Hassverbrechen an Juden in Los Angeles von 68% im Jahr 2016 auf 72% im Jahr 2017 gestiegen ist. Sicher ist der Judenhass in Amerika keineswegs auf Los Angeles beschränkt.
Jüdische Führer in Schweden gaben kürzlich zu, dass es in Schweden wahrscheinlich keine jüdische Zukunft geben wird. Laut einer Umfrage von 2015 bezweifeln 58% der britischen Juden, dass es in Europa eine jüdische Zukunft gibt.
Private Gespräche mit Familienmitgliedern und Freunden, ob sie bleiben oder auswandern wollen, sind nicht länger auf das europäische Judentum beschränkt. Eine wachsende Zahl von US-Juden fragt sich privat, ob es in Amerika eine jüdische Zukunft gibt. Der jüngste antisemitische tödliche Angriff auf eine Synagoge in Pittsburgh, trägt sicherlich nicht zur beruhigung bei.
Immer mehr US-Juden, die seit Generationen Amerika als einen gesegneten letzten Halt betrachten, beginnen sich alternative Orte wie Kanada oder Israel anzuschauen. Selbst die meisten Pessimisten glauben nicht, dass im 21. Jahrhundert ein Holocaust stattfinden könnte. Die amerikanische jüdische Gemeinde ist heute jedoch nicht so selbstbewusst und sicher wie noch vor ein paar Jahren.
Viele jüdische und nichtjüdische Liberale beschuldigen Präsident Trump für den wachsenden Antisemitismus. Präsident Trump hat jedoch den Judenhass einschließlich des jüngsten antisemitischen Angriffs in Pittsburgh scharf verurteilt. Präsident Trump hat Israel auch viel mehr unterstützt als seine Vorgänger. Judenhass in Amerika gab es lange vor Trump. Während Drohungen von am Rand der Gesellschaft stehenden Neonazis real sind, sind Islamisten und linke Extremisten für die Mehrheit des Judenhasses in Europa und Amerika verantwortlich.
Einige post-zionistische Kritiker haben argumentiert, dass der gefährlichste Ort für Juden Israel ist. Der jüdische Staat steht vor ernsthaften Herausforderungen durch feindliche Nachbarn. Im Gegensatz zum Diaspora-Judentum haben israelische Juden jedoch einen jüdischen Staat und eine jüdische Armee, um sich zu schützen.
Die Zahl der tödlichen Terroranschläge in Israel ist seit Beginn des Zweiten Intifada-Terrorkrieges gegen Israel in den frühen 2000er Jahren, deutlich gesunken. Im Gegensatz dazu haben islamistische Terroranschläge in Amerika und besonders in Europa dramatisch zugenommen.
Von der Romantik des 19. Jahrhunderts beeinflusst, glaubte Theodor Herzl zu Unrecht, dass die Rückkehr des jüdischen Volkes in seine angestammte Heimat Israel den Antisemitismus beenden würde. Pragmatiker wie David Ben-Gurion, Golda Meir und Menachem Begin, hegten diese Illusionen jedoch nicht.
Der Antisemitismus wird nicht in absehbarer Zeit verschwinden. Was sich dramatisch verändert hat, ist, dass es heute einen mächtigen jüdischen Staat gibt. Nur in Israel ist das jüdische Volk in der Lage, sich selbst zu verteidigen.
Von Daniel Kryger (MiDA)
Daniel Kryger ist Schriftsteller und politischer Analytiker und Fellow am Haym Salomon Center.
Übersetzung: Dr. Dean Grunwald
für Israel Nachrichten Ltd.
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