In seiner Münchener Ausgabe titelt das Nazi-Blatt: Die Welt tief beeindruckt. Paris: Welche Armee – welche Macht! Ein Wunder der Vollkommenheit. Drahtbericht unseres ständigen Vertreters.
Paris, 21. April: Widerwillig, aber dennoch tief beeindruckt, schildert die Pariser Presse durch den Mund ihres Korrespondenten oder der Havas Agentur die überwältigende Geburtstagsfeier, die die Reichshauptstadt dem Führer bereitet hat. Hitler könne mit diesem Deutschland weit gehen. Er habe von ihm gestern wieder einmal einen Blanko-Scheck erhalten. Demonstrativ wird der militärische Charakter der Feiern herausgestellt. Eine Front in Feldgrau, nennt der „Excelsior“ in Anlehnung an deutsche Blätter das erlebte Schauspiel. Einen ganz besonderen tief empfundenen Eindruck gibt der Korrespondent des „Journal“, der schreibt: „Von sieben Uhr morgens angefangen, füllten sich alle Straßen und Wege, die zur Feststraße führten, und dann diese selbst. Es war eine ungeheure Menschenmenge, von einer Dichte, daß man von dem Aufbruch eines Volkes sprechen konnte. Singend vertrieben sie sich die langen Stunden des Wartens, entschlossen, den Mann von nahem zu sehen, der heute seinen 50. Geburtstag feierte, nach einer so außergewöhnlichen Karriere, wie sie kaum ein Mensch je gemacht hat!“ Unter dem Titel „Am Anfang waren es sieben“ folgt dann eine kurze Schilderung des Lebenslaufes des Führers. Weiter heißt es dann: „Ein Sturm von Begeisterung ging durch die Menge, als der Held des Tages vorbeikam, dem Donnern von Hunderten Geschützen vergleichbar. Führer wir danken Dir! – Sieg Heil, Sieg Heil! – tobte die Menge, sobald sich die ersten Konturen der Begleitfahrzeuge näherten und hörte erst damit auf, als die letzten verschwunden waren. Das, was das Diplomatische Korps, die Militärattaches des Auslandes und die Ehrengäste des Führers vom Balkan, aus der Türkei, aus Italien und selbst aus Südamerika von der deutschen Armee gesehen, war vom Besten, was man sich denken kann, zeigte, daß die deutsche Armee zu den modernsten und bestausgebildetsten Armeen der Welt gehört. Man hat sich besonders bemüht, die Vollendung des motorisierten Materials und der Artillerie zu zeigen. In untadeliger Haltung zogen die Truppen 5 Stunden lang vorbei. Welche Armee! Welche Armee! Welche Macht! Niemals hat Deutschland eine mächtigere Armee besessen. Niemals ist seine Armee so stark gewesen!“ „Journee Industrielle“, das Blatt der Großindustrie, schreibt unter dem Titel: „Eine Bilanz“: „Daß der Reichskanzler in seinem Volke eine große Popularität genießt, kann niemand leugnen. Das Gegenteil wäre verwunderlich, denn die Bilanz seines Wirkens sei eindrucksvoll, wenn man sich auf die Gegenseite der Barrikade stelle. Die statistischen Ziffern über den deutschen Wiederaufbau sprechen eine beredte Sprache, und auch auf dem politischen Plan hat der Führer eine sehr beträchtliche Leistung vollbracht.“ Weiter heißt es: „Uns Franzosen interessiert aber gerade diese letzte Erwägung besonders. Die Kraft Hitlers, seine Erfolge, seine Dynamik kommen von der Tatsache, daß er niemals an seinem Vaterlande gezweifelt hat, an den Geschicken Großdeutschlands, selbst dann nicht, als es darniederlag, selbst auch dann nicht, als er im Gefängnis saß und von allen verlassen war. Hier liegt vielleicht auch eine Lehre für alle Politiker, die Staatsmänner sein wollen und sich zu leicht vom Geist des Zweifels ankränkeln lassen.“
Und weiter lügt das Blatt: Alle Erwartunen übertroffen, Rom, 21. April: Die große Wehrmachtsparade vor dem Führer findet in der römischen Presse die stärkste Beachtung und wird unter Überschriften, wie „Stolze Kräfteschau des nationalsozialistischen Deutschlands“ als Höhepunkt der Geburtstagsfeierlichkeiten ausführlich geschildert und gewürdigt. So schreibt „Popolo di Roma“: Berlin hat den 50. Geburtstag des Führers mit einer prachtvollen Parade gefeiert. In Berlin marschierten vier Stunden lang die Männer aller Waffen eines der modernsten und kriegstüchtigsten Heere der Welt im Paradeschritt an ihrem Obersten Befehlshaber vorbei. Sie setzten sich nicht zur Eroberung irgenwelcher Länder der Welt in Marsch, sondern nur, um 50. Jahr eines fruchtbaren Lebens zu feiern, , das einem Volke in seinem Lebensraum Frieden, Freiheit und Unabhängigkeit in der Welt gesichert hat, und um zu zeigen, wie entschlossen dieses Volk ist, diesen Frieden zu verteidigen und aufrecht zu erhalten. Der Vorbeimarsch zeigte der Welt aufs neue die eiserne Disziplin, die tadellose Haltung, die vollkommene Ausrüstung, die genaueste Spezialisierung und eine Technisierung, die nur der Höhe des Geistes einer Miltärmacht gleichkommt, die im knappen Zeitraum weniger Jahre ihre eigenen Erwartungen übertroffen hat..!
Bei all dieser Lobehudelei auf Hitler stand zu diesem Zeitpunkt bereits fest, dass man Polen angreifen würde. Und eines soll an dieser Stelle nicht vergessen werden: Bei seinem ersten Besuch in Berlin, als der „Duce“ die Reichskanzlei besuchte, hatte er Hitler noch als „kleinen Clown“ bezeichnet. Aber auch er musste schnell einsehen, dass er Hitler unterschätzt hatte. Auch er folgte ihm in den Abgrund.
Von Rolf von Ameln
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