Kurz nach der Gründung der UNRWA beschlossen die USA, die Eingliederung von jüdischen Flüchtlingen aus arabischen Ländern in Israel zu unterstützen. Was sich herausstellte, ist die Geschichte des gesamten Konflikts.
Die Entscheidung der USA, ihre Unterstützung für die UNRWA zurückzuziehen, lässt die Möglichkeit aufkommen, dass andere Länder diesem Beispiel folgen werden und diese Organisation ihr Ende finden wird. Diese Umstände erfordern eine rückblickende Betrachtung der Gründungszeit des UNRWA. Neben der UNRWA, die nach dem Krieg zur Rückführung der palästinensischen Flüchtlinge beitragen sollte, übergaben die Vereinigten Staaten Mittel für ein paralleles Projekt zur Unterstützung jüdischer Flüchtlinge aus arabischen Ländern.
Dieses Kapitel der Geschichte Israels ist aus einem einfachen Grund vergessen – es ist gelungen. Hunderttausende jüdische Flüchtlinge aus arabischen Ländern wurden in Israel assimiliert. Im Gegensatz dazu wurden Hunderttausende von palästinensischen Flüchtlingen von den Ländern, die sie aufnehmen sollten, in einer zynischen Bewegung zurückgewiesen, die den arabisch-israelischen Konflikt unter Bedingungen fortführen sollte, unter denen andere Konflikte längst gelöst sind.
In ihrem Buch „The War of Return“ befassen sich Adi Schwartz und Dr. Einat Wilf mit der Gründung der Organisation und der Beteiligung der US-Regierung an deren Gründung. Wenn die Linse jedoch leicht aufgeweitet wird, entdeckt man, dass neben der Gründung der UNRWA in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg ein großangelegter Schritt der amerikanischen Regierung zur Rehabilitierung von Flüchtlingen und Ländern stattfand. Die UNRWA und die Hilfe für jüdische Flüchtlinge aus arabischen Ländern sollten Teil dieses Prozesses sein.
Auf Marshalls Spuren
George Marshall war US-Außenminister unter der Leitung von Präsident Harry Truman. Truman vertraute ihm die Aufgabe an, die Welt nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges wiederherzustellen. Marshall spielte eine entscheidende Rolle im europäischen Wiederaufbau: Unter seiner Anleitung und Anweisung übertrugen die Vereinigten Staaten etwa 12 Milliarden Dollar – etwa 120 Milliarden Dollar an zeitgenössischem Wert – für die Sanierung des zerstörten Europa.
Die Mittel wurden hauptsächlich für Kredite an Industriebetriebe und für den Kauf von Waren aus den Vereinigten Staaten verwendet, einige wurden aber auch für die Rehabilitation und Assimilierung von Flüchtlingen bereitgestellt. So wurden beispielsweise eine Milliarde Dollar in die Ansiedlung von aus dem Sudetenland vertriebenen Deutschen in Deutschland investiert. Das Programm ist über alle Erwartungen hinaus gelungen und der hieraus resultierende wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland und Österreich wurde zum Beispiel das „Wirtschaftswunder“ genannt.
Flüchtling gegen Flüchtling
Yeshayahu (Si) Kennan war der Sprecher der israelischen Delegation bei den Vereinten Nationen während des Marshallplans. Kennans Chef, Botschafter Abba Eban, lehnte seinen Vorschlag ab, von der amerikanischen Regierung einen parallelen Plan im Nahen Osten zu verlangen, mit der Begründung, die Araber würden das Geld das sie erhielten gegen Israel verwenden. Kennan trat dann dem American Zionist Council (AZC) bei und begann sich in diesem Rahmen für die Implementierung eines ähnlichen Programms im Nahen Osten einzusetzen. Zu dieser Zeit gab es etwa 1,6 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene im Nahen Osten – die Hälfte von ihnen Juden. Kennans Wunsch war es, dass die Länder Zuschüsse zur Rehabilitierung der Flüchtlinge in den Ländern, in die sie nach dem Krieg kamen, einsetzen.
Ermutigt durch den Erfolg des Marshall-Plans in Europa, versuchten die Amerikaner den Nahen Osten mit denselben Mitteln zu rehabilitieren. Die Unterstützung der Truman-Regierung für die Errichtung des Staates Israel (im Gegensatz zu Marshalls Position), schuf ein Verantwortungsgefühl der Regierung für die Folgen der Unabhängigkeitserklärung und des Unabhängigkeitskrieges.
Vor diesem Hintergrund fand Kennans Initiative im US-Kongress und im Außenministerium ein offenes Ohr. 164 Kongressabgeordnete unterzeichneten einen Vorschlag zur Durchführung der Initiative, woraufhin die arabischen Länder begannen, Gegendruck auszuüben. Kennan nutzte dann führende Ökonomen, um den Kongress davon zu überzeugen, dass die Hilfe für Israel nicht nur für Israel, sondern auch für die USA gut sei.
Im September 1951, fast zwei Jahre nach der Gründung der UNRWA, trugen Kennans Bemühungen Früchte: Der Kongress bewilligte Hilfe in Höhe von 160 Millionen Dollar für die Rehabilitierung der Region: 68 Millionen Dollar wurden Israel gewährt, der Rest verteilte sich auf Libanon, Syrien, Irak, Ägypten und Jordanien.
Die Geschichte des ganzen Konflikts
Die Art und Weise wie diese Mittel verteilt wurden ist einer dieser spezifischen Fälle, die im Kleinen die Geschichte des gesamten arabisch-israelischen Konflikts erzählen: Der junge Staat Israel investierte diese Gelder, die der Reparation aus Deutschland um einige Jahre voraus waren, in Wohnungen, Entwicklung und Infrastruktur und in den ungeheuren Aufwand, die Juden zu absorbieren, die en masse aus den arabischen Ländern kamen. Auf diese Weise handelte Israel ähnlich wie die europäischen Länder mit den amerikanischen Hilfsgeldern, die aus dem Marshall-Plan kamen.
Auf der anderen Seite haben die arabischen Staaten erlaubt, dass diese Mittel in den Gesamthaushalt der UNRWA aufgenommen oder vielleicht nur für sich selbst behalten wurden. Schwartz und Wilfs Buch beschreiben den Mechanismus, den die Araber gegen die amerikanische Regierung einsetzten: Sie ermöglichten der UNRWA humanitäre Hilfe für Flüchtlinge und stimmten im Prinzip riesigen Infrastrukturprojekten zu, die ihre Länder neben der Rehabilitation der palästinensischen Flüchtlinge voranbringen sollten. In der Praxis verschleppten die arabischen Regierungen die Hilfe und verhinderten den Wiederaufbau. Das Motiv war, die Notlage der Flüchtlinge als Mittel zur Delegitimierung des Staates Israel zu nutzen. Rückblickend scheint es so zu sein, dass Abba Eban zu Recht gegen den Plan war.
Das UNRWA-Monster hat sich zu einer starren Struktur entwickelt, in der sich die Anomalien bei der Behandlung von Flüchtlingen vervielfacht haben: Der palästinensische Flüchtlingsstatus ist vererbt, die UNRWA selbst arbeitet nicht an der Rehabilitation der Flüchtlinge, sondern nur an humanitärer Hilfe und eine große Mehrheit ihrer Arbeiter sind selbst Palästinenser. Die UNRWA ist zu einem entscheidenden Faktor geworden, um den arabisch-israelischen Konflikt zu verstetigen, anstatt ihn zu lösen.
Im April 2008, einen Monat vor Israels 60. Unabhängigkeitstag, gab es erste Anzeichen für ein amerikanisches Erwachen: Angesichts der „unbestreitbaren Rechte“ der Palästinenser beschloss der Kongress, den jüdischen Flüchtlingen die aus arabischen Ländern geflohen waren, identische Rechte zu gewähren. Der Kongress beauftragte den Präsidenten, festzustellen, dass die Rehabilitation der Flüchtlinge an den Orten an denen sie leben der Weg ist, das Problem des Konflikts im Nahen Osten zu lösen und der Status „Flüchtlinge“ beziehen sich ausschließlich auf Menschen, die während des Krieges von 1948 aus allen Ländern des Nahen Ostens geflohen sind.
Die Entscheidung der Trump-Regierung, die Finanzierung der UNRWA einzustellen, scheint einen Kreis zu schließen. Die Zeit wird zeigen, ob der Schritt erfolgreich sein wird, aber wenn dies tatsächlich der Fall ist, kann davon ausgegangen werden, dass dies ein bedeutender Schritt ist, um das Ende des israelisch-arabischen Konflikts herbeizuführen.
Von Kobby Barda (MiDA)
Kobby Barda ist Historiker und analysiert die Beziehungen zwischen den USA und Israel.
Übersetzt von Dr. Dean Grunwald (MiDA Hebräisch)
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