Araber und Juden haben sehr unterschiedliche historische Erfahrungen, die ihre jeweiligen Kulturen, Werte und Einstellungen dramatisch beeinflusst haben. Für die Juden ist der Kompromiss eine Tugend; für Araber, eine Einladung zu weiterer Aggression.
Israels jüngstes „Nationalstaats“-Gesetz sollte einfach das Offensichtliche sagen: Israel ist die nationale Heimat des jüdischen Volkes. Es wurde jedoch von westlichen selbsternannten Liberalen, der muslimischen arabischen Welt und post-zionistischen linken Juden weithin verurteilt. Sogar einige Juden, die sich offiziell als Zionisten betrachten, äußerten Ambivalenz, ein Tatsache als solche zu bezeichnen.
Die weit verbreitete Opposition gegen das jüdische „Nationalstaats“-Gesetz zeigt auch, warum die sogenannte Zwei-Staaten-Lösung nach wie vor ein Wunschtraum ist. Im arabisch-israelischen Konflikt ging es nie um bestimmte Grenzen, sondern um die Ablehnung eines jüdischen Nationalstaates durch Muslime innerhalb jeglicher Grenzen.
Laut der populären Mythologie sind Araber und Juden angeblich „Vettern“, mit einem gemeinsamen Erbe durch den Patriarchen Abraham. In Wirklichkeit gibt es eine große Kluft von Unterschieden zwischen den beiden benachbarten Nationen. Tatsächlich sind Araber und Juden die ultimative „Geschichte von zwei sehr verschiedenen Völkern“.
Es gibt rund 400 Millionen Araber auf der Welt. Im Gegensatz dazu gibt es auf der Welt nur 13 Millionen Juden, von denen etwa 50% in Israel leben. Es gibt 22 Mitgliedstaaten der Arabischen Liga, die ein riesiges Gebiet abdecken, das größer ist als die Vereinigten Staaten. Mit anderen Worten: Araber haben mehr Territorium als praktisch jede andere Nation der Erde. Für arabische Extremisten wie die PLO, reicht das jedoch nicht aus.
Im Gegensatz dazu gibt es nur einen winzigen jüdischen Staat, der etwa so groß ist wie New Jersey oder Wales. Mit anderen Worten, Israel ist eines der kleinsten Länder der Welt. Jedoch ist dies vielen in der Welt einfach noch zu viel. Darüber hinaus fühlen sich einige selbst ernannte jüdische Liberale unbehaglich darüber, dass das jüdische Volk ein winziges Stück Land in der jüdischen Heimat der Vorfahren zurückgewonnen hat.
Auf nationaler Ebene sind die Unterschiede zwischen Arabern und Juden jedoch viel tiefer und beschränken sich nicht auf Geographie und Demografie. Psychologisch gesehen sind die arabische Welt und das jüdische Volk die extremsten Gegensätze. Es gibt in der muslimisch-arabischen Welt eine starke Tradition, selbstverschuldete gesellschaftliche Probleme anderen, insbesondere Juden und Westlern, vorzuwerfen. Arabische Regime, Medien und Intellektuelle haben jahrzehntelang das kleine Israel und den Westen für all die selbstverschuldeten Krankheiten verantwortlich gemacht, welche die muslimische arabische Welt plagten.
Ein Großteil der jüdischen Welt hingegen ist besessen von ungesunder Selbstkritik. Selbsternannte jüdische Liberale in Israel und im Ausland, beschuldigen Israel häufig für den Mangel an Frieden mit der arabischen Welt. Soweit es viele linke Juden betrifft, hängt der Frieden von mehr israelischen Konzessionen gegenüber den Arabern ab.
Diese wahnhafte jüdisch-liberale Weltanschauung ignoriert die Tatsache, dass israelische Zugeständnisse die arabische Seite systematisch radikalisiert und die Aussichten auf Frieden noch weiter in die ferne Zukunft getrieben haben. Was PLO, Hisbollah und Hamas betrifft, wird nichts weniger als die Zerstörung Israels sie befriedigen.
Die intensive Debattierkultur Israels und der jüdischen Welt, ist in den Augen der despotischen muslimischen arabischen Welt fremd. Während die meisten Juden Kompromisse als Tugend betrachten, sieht die arabische Welt dies als Zeichen von Schwäche und Einladung zu weiterer Aggression.
Araber und Juden sind durch sehr unterschiedliche historische Erfahrungen getrennt. Dies hat ihre jeweiligen Kulturen, Werte und Denkweisen dramatisch beeinflusst. Das jüdische Volk lebt seit über 2000 Jahren im Exil. Im Gegensatz dazu ist die Entstehung einer großen arabischen Diaspora ein relativ neues Phänomen. Araber lebten und leben überwiegend weiterhin in muslimisch-arabischen Mehrheitsgesellschaften.
Für die Juden war die Minderheit für viele Generationen die Norm in der Diaspora. Äußere und innere Faktoren drängten die Juden daher dazu, Integration und Anpassung an die Mehrheitskultur der Gastgeber zu akzeptieren. Muslimische Araber sind dagegen gewohnt, als Mehrheit zu leben und nicht als Minderheit. Die Implikation dieser muslimischen arabischen Erfahrung ist sehr klar: Nicht-Araber und Nicht-Muslime sollen sich an muslimische Araber anpassen. Während dies in muslimisch-arabischen Mehrheitsländern vernünftig erscheint, untergräbt diese Denkweise die friedliche Koexistenz in Ländern, in denen Araber und Muslime als Minderheit leben, wie es in Israel und anderen westlichen Demokratien der Fall ist.
Der angesehene jüdische Philosoph Sir Isiah Berlin fasste einmal den jüdischen Zustand zusammen, als er eloquent sagte, dass das jüdische Volk „zu viel Geschichte und zu wenig Geographie“ habe.
Der scheinbar hartnäckige Konflikt zwischen Arabern und Juden beruht letztlich auf ihren großen historischen Unterschieden. Siebzig Jahre nach Israels Wiedergeburt sind viele Juden immer noch nicht an einen jüdischen Nationalstaat gewöhnt, in dem Nichtjuden sich an eine jüdische nationale Mehrheitskultur anpassen sollen. Im Gegensatz dazu sind Millionen muslimischer Araber immer noch nicht daran gewöhnt, in nicht-arabischen und nicht-muslimischen Ländern wie Israel, Frankreich, Großbritannien oder Schweden als Minderheit zu leben und zu handeln.
Echter Frieden zwischen Israel und seinen muslimisch-arabischen Nachbarn erfordert zwei gleichzeitige mentale Revolutionen. Die Araber müssen sich mit der Realität eines permanenten jüdischen Nationalstaates auseinandersetzen, in dem hebräische und jüdische Kultur und Identität die Norm sind. Zur gleichen Zeit müssen viele Juden die noch im Exil und in Israel leben, anfangen zu handeln und sich wie eine Mehrheitsnation verhalten, die in ihrem eigenen angestammten Heimatland lebt.
Von Daniel Kryger (MiDA)
Daniel Kryger ist Schriftsteller und politischer Analyst. Er lebt in Israel.
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