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New Yorks „letzter Nazi“ nach Deutschland deportiert für das er im Namen der Barbarei gekämpft hat

Jakiw Palij mag tief in der Nazi-Hierarchie gestanden haben, aber er war während eines „tagelangen Amoklaufs von unergründlicher Brutalität, Rücksichtslosigkeit und Entsetzen“ anwesend, als 6.000 jüdische Frauen, Männer und Kinder in Trawniki von den Deutschen und ihren örtlichen Hilfstruppen ermordet wurden.

Ich erinnere mich daran, dass während meines formellen Interviews für die US-Staatsbürgerschaft der befragende Beamte mir in die Augen schaute und fragte, ob ich jemals irgendeine Verbindung mit dem nationalsozialistischen deutschen Regime gehabt hätte. „Ähm, ähm … nein“, antwortete ich und lächelte ein wenig unbeholfen. „Wissen Sie, ich muss das fragen“, antwortete er und schüttelte sanft seinen Kopf.

Ehemaliger Nazi-Lagerwächter Jakiw Palij. Foto: US-Justizministerium.

Aber das war vor 70 Jahren eine todernste Frage – wurde aber von den Behörden nicht sehr ernst genommen. Zu einer Zeit, als Tausenden von Holocaust-Überlebenden die Einreise in die Vereinigten Staaten verweigert wurde, erhielten Tausende von Nazis und ihre Verbündeten – von führenden Wissenschaftlern des Regimes bis zu kleinen (relativ gesehen) lokalen Kollaborateuren – Zugang zu diesem Land.

Dieser Skandal hatte in dieser Woche ein gewisses Ende, als der 95-jährige Mann, bekannt als „der letzte lebende Nazi in New York“, von FBI-Beamten aus seinem Haus in Queens, New York, entfernt wurde und die ihn mit einer Trage ins Flugzeug trugen, das ihn nach Deutschland deportierte. Der amerikanische Aufenthalt des in der Ukraine geborenen Jakiw Palij begann im Jahr 1949, als er fälschlicherweise in diesem Land als „polnischer Bauer“ erschien. 1957 wurde ihm die Staatsbürgerschaft verliehen, 2003 wurde diese schließlich widerrufen, nachdem US-Ermittler feststellten, dass Palij eine Rolle als bewaffnete Wache im Nazi-geführten Trawniki-Zwangsarbeitslager in Polen gespielt hatte. Aber eine Abschiebung erfolgte nicht, weil kein Land bereit war ihn aufnehmen – bis Deutschland diese Woche auf den Plan trat.

Als Palij 1943 in Trawniki stationiert wurde, entwickelte sich der Ort von einem Trainings- und Kriegsgefangenenlager zu einem Sklavenarbeitslager, in dem Matratzen und Pelze für die deutsche Firma FW Schultz und Co. hergestellt wurden, eine Holdinggesellschaft, die ihre Verträge mit Schultz und anderen „Kunden“ abwickelte. Aber später im selben Jahr, beschleunigte ein Aufstand jüdischer Häftlinge im Todeslager Sobibor die Ermordung von jüdischen Häftlingen in anderen Teilen des von den Nazis besetzten Polen. Am 3. November 1943 – in dem, was der Ermittler des US-Justizministeriums Eli Rosenbaum in dieser Woche als „ein tagelanger Amoklauf von unergründlicher Rücksichtslosigkeit, Brutalität und Schrecken“ beschrieben hat – wurden 6.000 jüdische Frauen, Männer und Kinder in Trawniki von den Deutschen und ihren lokalen Hilfskräften massakriert.

Auf einer der vielen kleinen Holocaust-Gedenkstätten im Internet findet sich eine Liste der SS-Männer und ihrer ukrainischen Verbündeten in Trawniki. Die Liste beginnt mit dem Führungspersonal der Lager SS-Offiziere wie Franz Bartezko und Karl Streibel und endet mit den Namen von mehr als 50 Ukrainern, die neben den Nazis als Wachen dienten, darunter auch Jakiw Palij. Er mag tief in der Lagerhierarchie gestanden sein, aber er war anwesend, als, um Eli Rosenbaum noch einmal zu zitieren, „ein gräßlicher Anfall von Völkermorden stattgefunden hat“.

Hat Palij während der 15 Jahre die er in Queens verbrachte, ohne dass er deportiert wurde, seine Staatsbürgerschaft verloren, jemals Gewissensbisse für sein Verbrechen gezeigt? Unwahrscheinlich! Seiner Ansicht nach war er genauso ein Opfer wie die Juden, bei deren Ermordung er assistierte. „Ich weiß was sie sagen, aber ich war nie ein Kollaborateur“, sagte er der New York Times 2003. Hätte er nicht in Trawniki gearbeitet, dann hätten die Deutschen „mich und meine Familie getötet“, behauptete er. „Ich habe es getan um mein Leben zu retten und ich habe nie eine Naziuniform getragen.“

Zehn Jahre später sagte Palij dasselbe. „Ich war nie in der SS, ich habe nichts mit der SS zu tun“, sagte er zwei Reportern von der New York Post im November 2013, die kamen, um über eine der zahlreichen Demonstrationen vor Palijs Haus zu berichten, die von der örtlichen jüdischen Gemeinde organisiert wurden. Er spielte sogar die Sympathiekarte aus und sagte, „meine Frau, sie ist vor zwei Monaten gestorben und Sie hat mir gesagt, ich soll diese Kinder die hierher kommen und mich einen Nazi nennen nicht verurteilen. Denn, sie tun nur, was ihnen beigebracht wird. Aber die erwachsenen Männer, die reden nur Unsinn.“

Palijs Ausreden wurden natürlich hunderte Male von anderen Nazi-Kollaborateuren in Europa gehört, die sagen, dass ihre Komplizenschaft bei der Ermordung von Juden der Preis dafür war, unter der Nazi-Besatzung am Leben zu bleiben. In jüngerer Zeit ging dies einher mit einer Tendenz der Regierungen in der Region – in den baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland die zu den schlimmsten Tätern in dieser Hinsicht gehörten – bestimmte Nazi-Kollaborateure öffentlich zu ehren, da sie auch heroische Anti-Sowjetische Widerstandskämpfer waren. Durch diese Revision der Geschichte, wird die Ermordung von 6 Millionen Juden nur eines von vielen Beispielen von Unmenschlichkeit während des Zweiten Weltkriegs und nicht die treibende Obsession und das ultimative Ziel des Nazi-Regimes.

Daher auch die Bedeutung dessen, was oberflächlich wie die verspätete, vielleicht sogar sinnlose Gerechtigkeit an einem alten Mann aussah, der wahrscheinlich nicht mehr lange leben wird. Einer von Palijs Nachbarn in Queens, Jason Quijano, formulierte es nett in einem Presseinterview: „Ich bin nicht jemand, der anderen etwas Schlechtes wünscht, aber wenn er jetzt Gerechtigkeit erfahren muss, denke ich, dass es passieren muss. Du kannst dich vor nichts auf dieser Welt verstecken. Es wird zu dir zurückkommen.“

In Deutschland, wo Palij seine verbleibenden Tage erleben wird, wird er menschlich behandelt und mit all der Aufmerksamkeit versorgt, die eine Person in seinem Alter benötigt, um ihren Komfort und ihre Würde zu bewahren. Das wird höchstwahrscheinlich die letzte Lektion sein, die dieses Monster als Verdienst von der Zivilisation erhält, für die er im Namen der Barbarei gekämpft hat.

Von Ben Cohen (JNS)

Ben Cohen schreibt eine wöchentliche Kolumne für JNS über jüdische Angelegenheiten und die Politik des Nahen Ostens. Seine Schriften wurden im Kommentar der New York Post, dem Wall Street Journal und vielen anderen Publikationen veröffentlicht.

 

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Von am 26/08/2018. Abgelegt unter Featured. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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