Gibt es mehr in der israelisch-chinesischen Beziehung als Technologie? Roi Feder denkt das. Er fungiert als Israels Geschäftsführer von APCO Worldwide, einer globalen Beratungsgruppe und hat zahlreichen israelischen Unternehmen geholfen, sich durch die chinesischen Märkte zu navigieren.
Er behauptet, dass Israel China viel zu bieten hat und dass es ein Fehler ist, die Beziehungen zwischen Israel und China nur über Technologie zu betrachten. Feder hat mindestens fünf Bereiche einer möglichen Zusammenarbeit identifiziert, darunter Energie, Produktion, Handel, Transport und Finanzen.
Nach Ansicht von Feder benötigt Israel eine eigene Belt & Road-Initiative, die sich auf die im Jahr 2013 angenommene chinesische Belt & Road Initiative (BRI) bezieht und vielleicht als riesige Wirtschaftskorridore gilt, die auf einer Landkarte wie die Seidenstraße verlaufen , ein altes Netzwerk von Handelswegen, die Ost und West miteinander verbinden. „Die Entwicklungs-Programme … werden alle Länder entlang der Routen umfassen und kein Solo für China selbst sein“, sagte der chinesische Präsident Xi Jinping am 28. März 2015.
Feder möchte, dass Israel Teil dieser Programme ist und meint, dass Israel Wege finden muss um das Land in die globale Initiative Chinas einzubinden.
Schlüsselrolle als Umschlagplatz
Energie ist der erste Bereich gegenseitigen Nutzens. Dank der Entdeckung riesiger Offshore-Erdgasfelder, ist Israel zu einem Energieexporteur geworden. Im Februar unterzeichnete Israel einen Vertrag über 15 Milliarden Dollar für den Export von Erdgas nach Ägypten. 2019 wird Israel eine endgültige Investitionsentscheidung für eine 2.000 Kilometer lange Pipeline treffen, die seine Gasreserven über Griechenland und Italien mit Europa verbindet. Ebenfalls in Arbeit ist der EuroAsia Interconnector, ein Projekt, um Israels Stromnetz mit Europa zu verbinden.
„Die Vorstellung, dass Israel Strom tatsächlich nach Europa exportieren kann, ist irrsinnig“, sagt Feder. Er stellt fest, dass es Pläne gibt, eine Datenautobahn auf derselben Route zu verlegen.
Energie speist sich in Feders zweiten Bereich von potenziellem Interesse für China ein: Israel als Fertigungszentrum.
„Es müssen billigere Fertigungskapazitäten näher an den Märkten sein“, sagt Feder. Er erinnert sich an ein Gespräch mit einem japanischen Außenpolitiker, der es für ein Kinderspiel hielt, als Feder vorschlug, dass Unternehmen wie „Mitsubishi, Hitachi und Motorola“ Drehscheiben in diesem Teil der Welt errichten, die näher an Europa liegen.“
Der israelische Energiekonzern Delek scheint bereits in diese Richtung zu denken. Der Haupteigentümer von Israels Offshore-Gasfeldern kündigte dieses Jahr eine Machbarkeitsstudie für die Errichtung einer Aluminiumfabrik in der Negev an, „nicht weil es einen besonderen Bedarf an Aluminium gibt, sondern weil es eine Möglichkeit ist, Energie zu nutzen, die nicht nur exportiert wird“, sagt Feder.
Drittens könnte Israel eine Schlüsselrolle als Umschlagplatz spielen. Israel baut zwei neue Häfen: einen in Haifa Bay, den zweiten im südlichen Ashdod. Die beiden privaten Häfen werden die Gesamtzahl der israelischen Häfen im Mittelmeer auf vier erhöhen und damit die staatlichen Monopole, welche die derzeitigen Häfen kontrollieren, durchbrechen. Ein chinesisches Unternehmen gewann die Ausschreibung für den Bau des neuen Hafens in Ashdod. Und da ein zweites chinesisches Unternehmen nach Fertigstellung seinen Betrieb am Haifa-Hafen übernehmen wird, scheint China das Potenzial Israels in diesem Bereich zu erkennen.
Israel, das historisch von der arabischen Welt getrennt war, könnte nach Angaben von Feder eine Landbrücke werden, die als Korridor für den Handel zwischen den Golfstaaten und Europa dient. Der größte Teil der Infrastruktur besteht aus einer Eisenbahn, die sich von Haifa nach Beit Shean im Jordantal erstreckt. „Israel baut jetzt eine Brücke, um die israelische Seite mit der jordanischen Seite zu verbinden“, sagt Feder. Wenn Israel sowohl maritimes Zentrum als auch Umschlagplatz wird, könnte es sicher für China von Interesse sein.
Der fünfte Bereich, den Feder identifiziert hat, ist das Finanzwesen. „Israel ist ein reiches Land und es wird noch reicher werden. Und einer der Gründe dafür ist, dass die Menge an Geld die wir sparen, dramatisch ist“, sagt er. „In israelischen Finanzinstituten sitzen etwa 1,5 Billionen Schekel.“
Feder merkt an, dass chinesische Unternehmen israelische Finanzinstitute kaufen wollen. Israels Ersparnisse könnten China helfen, in Technologie, Infrastruktur und andere Projekte zu investieren.
„Die Gespräche müssen beginnen“
Feders größte Sorge ist, dass die israelische Regierung immer noch in der Denkweise von „nur Technologie“ steckt. Er sagt, dass die israelische Regierung eine übergreifende Politik gegenüber China einsetzen muss: „Die Konversation ist noch nicht da, aber sie muss beginnen.“
Carice Witte, Gründer und Geschäftsführer von SIGNAL, (Sino-Israel Global Network & Academic Leadership), eine gemeinnützige Gruppe, die die Beziehungen zwischen China und Israel stärken möchte, stimmt zu. Sie sagt, was erforderlich ist, ist langfristiges strategisches Denken.
„Es gab noch nie ein Land wie China“, bemerkt sie. Es ist wie eine top Organisation mit einem CEO, der Hunderte von Millionen von Experten in einer Vielzahl von Bereichen hat, auf die sie zurückgreifen können. … Israel wird völlig durcheinander kommen, wenn es mit China nicht einig wird.“
Feder und Witte befürchten, dass in israelischen Außenpolitikkreisen über China nicht genügend Wissen vorhanden ist. Aber sie hoffen, dass der Beginn der Unterhaltung zu notwendigen Veränderungen führen wird.
Quelle: JNS
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