Ist das Etikett der doppelten Loyalität korrekt und wenn ja, ist etwas per se falsch an einer Vielzahl von Zugehörigkeiten oder Sympathien?
Die starke Verbindung die die meisten Juden gegenüber Israel empfinden hat dazu geführt, dass wir regelmäßig und vehement dafür kritisiert werden, doppelte und implizit widersprüchliche Loyalitäten zu haben, d.h. dass wir in der Diaspora angeblich genauso für Israel verpflichtet sind wie für unser Land in dem wir leben, wenn nicht noch mehr.
Es ist wahr, dass in der Vergangenheit auch andere Gruppen mit demselben Vorwurf konfrontiert wurden, wie zum Beispiel die amerikanischen Katholiken, als John F. Kennedy für den Präsidenten kandidierte. Aber keine Gruppe wurde so häufig oder so heftig kritisiert, wie Juden es waren. In der Tat, geben Sie auf Google „Dual Loyalty / Israel“ ein und Sie werden fast zwei Millionen Resultate finden.
Der Suchbegriff „Doppelte Loyalität“ allein erzeugt fast 20 Millionen Treffer, aber unter den 18 Millionen Dingen, die nicht mit Juden und Israel verwandt sind, gibt es relativ wenige die sich auf andere spezifische, identifizierbare religiöse oder ethnische Gruppen beziehen.
Die Frage ist dann, ob dieses Label der doppelten Loyalität korrekt ist und wenn dem so ist, gibt es etwas, das per se falsch ist an einer Vielzahl von Zugehörigkeiten oder Sympathien?
Wenn zum Beispiel das Recht der Israelis, im Golan, in Judäa und in Samaria zu leben (weil man glaubt, dass Juden einen legitimen Anspruch auf diese Gebiete aufgrund von Geschichte und Verteidigungsnotwendigkeit haben), widersprüchliche Loyalität darstellt, wenn das Land in dem wir leben behauptet, diese Siedlungen sind illegal? Nein, es bedeutet lediglich, dass wir nicht mit der Auslegung relevanter Gesetze oder historischer Präzedenzfälle durch unsere Regierung einverstanden sind. Dieses Dissensrecht ist ein grundlegender Grundsatz der Demokratie.
Tatsache ist, dass ein Jude stolz kanadisch oder amerikanisch oder irisch oder mongolisch oder was auch immer sein kann und wirklich all die Möglichkeiten und Freiheiten dieser Nationalitäten schätzt, ohne die starken Bindungen und spirituellen Verbindungen zu Israel zu leugnen oder zu minimieren. Warum müssen wir eine Zugehörigkeit gegenüber der anderen Länder erhöhen? Fragen wir ein Kind, welches Elternteil er mehr liebt?
Ein erstaunlicher Mangel an historischem Wissen
Die Infragestellung des Rechts eines Juden, starke Bindungen zu Israel unabhängig von seinem Wohnsitzland zu fühlen und auszudrücken, basiert in erster Linie auf der falschen Ansicht, dass israelische Interessen den Interessen anderer westlicher Nationen irgendwie entgegenstehen. Es verrät auch einen erstaunlichen Mangel an historischem Wissen, weil jemand, der die Zentralität Israels (und besonders Jerusalems) im Judentum minimiert oder abtut, Tausende Jahre jüdischer Geschichte ignoriert.
Leider umfasst diese Geschichte auch die endlose Verfolgung, die mit dem Holocaust kulminiert – aber nicht endet – und Israel erfüllt eine einzigartige und wesentliche Rolle bei der Gewährleistung der gegenwärtigen und zukünftigen Sicherheit des jüdischen Volkes.
Es kann gut sein, dass Juden mit diesem Vorwurf der doppelten Loyalität mehr als jede andere identifizierbare Gruppe zu kämpfen haben, nur weil das, was in Israel passiert, weitreichende geopolitische Auswirkungen hat. Ein Italiener zum Beispiel muss sich diesem Problem nicht stellen, denn sehr wenig von dem was sich heute in Italien abspielt, wirkt sich anderswo aus. Israel dagegen sitzt in der Mitte der Zunderbüchse, die der Nahe Osten ist.
Kann Israel für den Terrorismus verantwortlich gemacht werden?
Aber Israel, ein winziges Land von 8,5 Millionen Menschen, für weltweiten Terrorismus und Energiepreisspitzen verantwortlich zu machen und dabei die verheerenden Folgen des Tribalismus und des religiösen Extremismus der fast eine halben Milliarde Araber in der Region zu ignorieren, ist Ursache und Wirkung umzukehren.
Juden sollten nicht zögern, ihre Unterstützung für Israel lautstark zu verkünden und wenn das Ergebnis als „zweitrangig“ bezeichnet werden soll, dann sollten wir verstehen, dass das Epitheton mehr über den Ankläger sagt als über uns selbst.
Von: Henry Roth
für Welt Israel Nachrichten
Der Autor wohnt in Montreal, Kanada.
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