In einer unvollkommenen Welt verdeutlichen die erst kürzlich verstärkten Beziehungen zwischen Österreich und Israel die Notwendigkeit, Ideologie zugunsten des Pragmatismus aufzugeben.
Bei seinem kürzlichen Besuch in Israel, äußerte der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz Verständnis für Israels herausfordernde Sicherheitslage.
„Sie leben in einer gefährlichen Gegend und Ihre Nachbarn sind nicht wie unsere … Liechtenstein oder die Schweiz“, sagte Kurz.
Obwohl er das Offensichtliche sagte, waren seine Worte dennoch bemerkenswert, weil sie eine etablierte europäische Politik gegenüber Israel und dem Nahen Osten in Frage stellten. Ein Großteil der Kritik der Europäischen Union (EU) gegenüber Israel beruht auf der Fantasie, dass das, was in einem nach-1945 demokratischen Europa funktioniert, auch in einem totalitären und islamistischen Nahen Osten funktioniert.
Der politische Aufstieg europäischer rechtsextremer Parteien, hat zu Spaltungen innerhalb Israels und der weiteren jüdischen Welt geführt. Auf der einen Seite haben sich rechtsextreme Parteien in Österreich, Ungarn, Dänemark und Schweden als überzeugende Unterstützer des jüdischen Staates in der EU herauskristallisiert. Auf der anderen Seite haben diese Anti-Einwanderer- und Anti-Islam-Parteien oft eine problematische Geschichte, die auch Nazi-Verbindungen einschließt.
Viele liberale Juden und Nichtjuden argumentieren, dass Jerusalem keine freundschaftlichen Beziehungen zu kontroversen rechten Parteien haben sollte. Den Kritikern fehlt jedoch folgende Einsicht.
Länder sind hauptsächlich Interessensgruppen, keine Freundschaften. Als eine umkämpfte Demokratie, die von aggressiven Nachbarn umgeben ist und einer feindlichen Weltmeinung gegenübersteht, muss Israel Verbindungen zu Verbündeten weltweit aufbauen.
Die jüngst gestärkten Beziehungen zwischen Österreich und Israel sind ein Beispiel für die Notwendigkeit, Ideologie zugunsten des Pragmatismus in einer unvollkommenen Welt aufzugeben.
Österreichs konservativer Kanzler hebt sich als einer der wenigen europäischen Staats- und Regierungschefs hervor, die in Bezug auf Israel und den Nahen Osten die Realität erkennt. Anders als die vorherrschende politische Korrektheit in Paris, London und Brüssel artikuliert die neue Regierung in Wien ein erfrischendes Verständnis der israelischen Sicherheitsherausforderungen in einer feindseligen Region. Kurz verhehlt nicht die Tatsache, dass sich der Umgang mit Iran und der Hamas, sehr von dem Umgang mit der Schweiz oder Dänemark unterscheidet.
Es wäre politisch töricht, einem aufstrebenden europäischen Verbündeten wie Österreich die kalte Schulter zu zeigen.
Kurz ist sicher kein Antisemit und seine konservative Volkspartei fördert nicht den Neonazismus. Als Ergebnis eines zerbrochenen österreichischen Parlaments, schließt die von Kurz geführte Regierung jedoch die umstrittene österreichische Freiheitspartei mit ihrer unbestreitbaren NS-Vergangenheit ein.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass Israel sich mit Neonazis einläßt.
Im Jahr 1999 rief Israel seinen Botschafter aus Wien zurück, als die österreichische Regierung die Freiheitspartei des antisemitischen Nazi Jörg Haider einbezog. Zu dieser Zeit äußerte Haider auch Unterstützung für den irakischen Diktator Saddam Hussein. Im Gegensatz dazu hat Heinz-Christian Strache, der derzeitige Leiter der Freiheitspartei, seine starke Unterstützung für Israel ausgedrückt und Wien aufgefordert, seine Botschaft nach Jerusalem zu verlegen.
Kritiker haben argumentiert, dass einige der rechtsextremen Parteien Europas derzeit versuchen, sich als moderat darzustellen und ihr Immage zu ändern, indem sie ihre Unterstützung für Israel zum Ausdruck bringen. Die derzeitige österreichische Regierung hat jedoch Verantwortung für die nationalsozialistische Vergangenheit Österreichs übernommen und sich geschworen, den Antisemitismus zu bekämpfen. Während Israel eine österreichische Regierung ohne die Freiheitspartei bevorzugt hätte, muss sich Jerusalem mit der unvollkommenen Realität und nicht mit Wunschdenken befassen.
Wie Jerusalem, sind Österreich und Ungarn gegen den islamistischen Extremismus und die EU-Diktate.
Die politische Landkarte Europas verändert sich schnell. Liberale Parteien, die früher pro-jüdisch und pro-israelisch waren, werden zunehmend feindselig gegenüber dem jüdischen Staat und dem jüdischen Volk. Die derzeitige sozialistische schwedische Regierung und die linke britische Opposition, angeführt von Jeremy Corbyn, sind keine Freunde Israels. Wenn der Pragmatismus die saudisch-israelischen Beziehungen stärkt, kann er sicherlich auch die Beziehungen zwischen Österreich und Israel stärken.
Von Daniel Krygier,
für Welt Israel Nachrichten
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