6.11.1941: U-Bootskriegführung: 1. Feindlage. Nach spanischer Meldung soll in den ersten Novembertagen ein größerer Geleitzug nach England aus Brooklyn ausgelaufen sein. Nach Aussage schwedischer Seeleute laufen seit Mitte August die New-Yorker-Geleitzüge südöstlich Neufundland, südlich Jaland nach England. USA-Zerstörer geleiten bis 62 Grad Nord 21 Grad West, wo Ablösung durch englische Zerstörer erfolgt. Nach Feststellung Abteilung 3 der Seekriegsleitung schließen sich diese New-Yorker-Geleitzüge anscheinend in Höhe Neufundland den HX- SC-Geleitzügen an. Nach Reuter erklärte kanadischer Marineminister, daß 2 deutsche U-Boote in Belle Jale Straße gesichtet wurden, und eines von ihnen wahrscheinlich versenkt ist.
Funkaufklärung erfaßte Flugzeugmeldung über U-Bootssichtung in mittlerer Biscaya, und Unterrichtung von Einheiten der „Northern Patrol“ am 3.11. über ein U-Boot südwestlich der Färöer, sowie Meldung eines Gibraltar-Flugzeuges über 2 französische Handelsschiffe mit Begleitfahrzeug westlich Kap Vincent auf der Fahrt nach Casablanca.
Nach amerikanischer Rundfunkmeldung wurde norwegischer Dampfer „Barfonn“ (9 739 BRT), vermutlich aus dem „Kearny“-Geleitzug versenkt. Aus gleicher Quelle wurden aus dem „Reuben James“- Geleitzug 4 Schiffe versenkt.
Nach Mitteilung italienischer Marine wurden mit 100 englischen Schiffbrüchigen aus dem Atlantik auch 4 deutsche gefangene Flieger in Gibraltar gelandet.
Nach schwedischer Pressemeldung aus London soll englische Flotte eine neue Art Wasserbomben besitzen, die nicht geworfen, sondern aus einer Art Mörser geschossen werden. Die Bomben seien von unerhörter Explosionskraft und seien mit Einrichtungen zum Tauchen wie ein vertikalgehender Torpedo eingerichtet.
6.11.1941, eigene Lage: U-Lagen siehe Kriegstagebuch Teil B, Heft IV. Hinsichtlich der Geleitsicherung durch U-Boote hält Skl. Gewinnung weiterer Erfahrungen für notwendig. Befehlshaber der U-Boote und Gruppe West erhalten daher Weisung, vorerst nach bisherigen Richtlinien zu verfahren.
Zu Anträgen von Befehlshaber der U-Boote und Gruppe West auf Verstärkung des Jagdschutzes im Ein- und Auslaufgebiet der U-Boote – siehe KTB 2. und 5. 11. – muß Seekriegsleitung (Skl) leider ablehnenden Bescheid geben, da Mangellage an Zerstörer-Flugzeugen und operative Luftlage bis auf weiteres die Erfüllung des nur zu sehr berechtigten Wunsches nicht erlauben.
Mittelmeer: In Zusammenhang mit Werft Salamis – siehe KTB 5.11. – , die schon durch dringende Anforderung von Facharbeitern durch „Admiralität Ägäis“ am 31.10. bleuchtet wurde, spielt der Umstand, daß gleichzeitig 5 oder sogar alle U-Boote die Werft beanspruchen, nach Auffassung Skl. entscheidende Rolle. Wenn auch diese unbeabsichtigte Dislosierung teilweise darauf zurückzuführen ist, daß ein großer Teil der U-Boote vorzeitig verschossen war, so bleibt es doch notwendig, den U-Boot-Einsatz baldigst so zu regeln, daß das Operationsgebiet dauernd mit mindestens 2, möglichst 3 Booten besetzt ist. Entsprechende Stellungnahme wird an „Admiralität Ägäis“, Chef der 23. U-Boot-Flotte, nachrichtlich Gruppe Süd übermittelt.
Luftkriegführung, Ostfront: Aufklärungstätigkeit über der Kronstadt-Bucht und an Eismeer-Küste ohne besondere Erkenntnisse. Bei Kampfeinsatz gegen Schiffsziele im Schwarzen Meer wurden im Raum der Krim 3 Dampfer mit insgesamt 13.000 BRT versenkt, 3 weitere mit 9.000 BRT beschädig und 2 weitere mit 13.500 BRT wahrscheinlich beschädigt gemeldet. Die Unterstützung der Armee war besonders wirksam im Raum von Moskau. Gorki und Leningrad wurden angegriffen, die eigene Armeespitze südwestlich Tichwin durch Abwurf von Verpflegung und Munition versorgt.
Besonderes: a) Nach Weisung Oberbefehlshaber der Luftwaffe wird Stab Fliegerführer Ostsee Luftflotte 4 unterstellt, und als Fliegerführer Süd nach Rumänien verlegt. Da auch die Räum-Flugzeuge hiermit verlegen, entstehen für die weiteren Minenräumarbeiten im Finnenbusen und Gebiet der Baltischen Inseln erhebliche Schwierigkeiten. Entsprechende Meldung von Gruppe Nord siehe Fernschreiben 1620.
b) In Besprechung bei Oberbefehlshaber der Luftwaffe-Führungsstab am 3.11. hat dieser beschleunigte Bearbeitung einer Vorschrift für Zusammenarbeit der Jäger mit Einheiten der Kriegsmarine zugesagt, und grundsätzliche Forderung der Seekriegsleitung nach Zerstörer-Flugzeuggruppen ohne bindende Zusage entgegengenommen, da der Bau von Zerstörer-Flugzeugen eine Abzweigung von der hinsichtlich der Typen festgelegten Gesamtkapazität der Luftwaffer erforderlich macht. Führungsstab kann sich nicht langfristig auf Gestellung von Zerstörer-Kräften für Übungen und Operationen festlegen, fühlt sich indes voll verantwortlich für Gestellung jeweils ausreichenden Schutzes, unter Vorbehalt der Bestimmung der hierfür erforderlichen Mittel. Im einzelnen wurde Antrag auf Verstärkung des Jagdschutzes im Raum Norwegen entsprechend Antrag Gruppe Nord vorläufig nicht genehmigt, für Übungen mit „Scheer“ Teilnahme von Luftverbänden genehmigt, bzw. bezüglich Jäger oder Zerstörer- und Torpedoflugzeugen Prüfung zugesagt. Gestellung von Focke Wulf 200 zur Aufklärung Dänermarkstraße wurde im Prinzip zugestimmt. Skl drängt weiter auf sofortige Aufklärung der Dänemarkstraße, damit Lagebild bereits vorhanden ist, sobald Führer-Genehmigung für Unternehmung „Admiral Scheer“ eintrifft. Weitere Einzelheiten und Niederschrift über Besprechungsergebnis in Kriegstagebuch Teil C, Heft V. Flottenkommando und Gruppe Nord werden durch Fernschreiben auszugsweise unterrichtet.
Und so sah man bereits im November 1941, daß der von Hitler und Konsorten begonnene Krieg nicht mehr zu gewinnen war.
Fortsetzung folgt.
Von Rolf von Ameln
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