Und ich habe auch private Pläne. Nicht heute, nicht morgen. Aber ich möchte eine eigene Familie haben. Und möglichst viele Kinder!“
Als ich am 28. August 2014 meine Abschlussarbeit hier veröffentlichte, war das der letzte Satz von Ori. Und tatsächlich, sein Leben stand unmittelbar vor einem Wendepunkt.
Ich weiss nicht genau, ab wann im Facebook die ersten gemeinsamen Fotos von den Beiden auftauchten, es könnte Ende 2015 gewesen sein. Zuerst gab es nur vereinzelte Bilder, dann wurden es immer mehr, bis es fast keine anderen Sujets mehr gab.
Der Bewegungsradius von Ori wuchs und wuchs. Eine Reise nach Jordanien mit dem eigenen Wagen, Kurzferien in Barcelona und ein ausgedehnter Aufenthalt in den USA mit anschliessender Kreuzfahrt bestimmten das Jahr 2017. Es war keine wirkliche Überraschung, dass wir im Dezember 2017 von der geplanten Hochzeit hörten.
Am Freitag, 01. Juni 2018 / 18. Sivan 5778 ist er seinen Plänen und Träumen um einen grossen Schritt nähergekommen. Ori und Yasmin haben geheiratet!
Im benachbarten Kibbuz „Beit Oren“ (Haus der Tannen) fand das fröhliche Fest statt. Hochzeiten in Israel sind etwas ganz Anderes, als Hochzeiten in Europa. Die Zeremonie kann überall stattfinden, wo es Platz für die Chuppa gibt. Die Chuppa ist der Traubaldachin, unter dem die eigentliche Zeremonie von einem Rabbiner durchgeführt wird.
Zuvor wird die Ketuba, der Ehevertrag, von Braut und Bräutigam, sowie zwei Zeugen und dem Rabbiner unterschrieben. Während sie dieses archaische Dokument unterzeichnen, feiern die Gäste schon. Die Stimmung ist ausgelassen, es wird getanzt, gelacht. Man trifft Verwandte und Freunde, die man nicht jeden Tag sieht, erneuert alte Bekanntschaften, trifft auch manchen „liebsten Feind“ und versucht ihm aus dem Weg zu gehen. In orthodoxen Gemeinden feiern Braut und Bräutigam auch heute noch getrennt.
Es gibt Tendenzen, die klassische Ketuba abzulehnen, weil sie ausschliesslich die Pflichten des Ehemannes gegenüber seiner Frau festschreibt und auch eine Summe festhält, die im Falle einer Scheidung oder im Falle seines Todes an sie gezahlt werden muss. Die Frau scheint in diesem, meist aramäisch geschriebenen Papier nur eine Nebenrolle, sicher aber nicht die einer vollwertigen Partnerin zu spielen. Moderne Texte sind da wesentlich zeitnaher, beschreiben die gegenseitigen Rechte und Pflichten und können durchaus auch individuell gestaltet werden. Und selbstverständlich auch in der Landessprache.
Dann beginnt die eigentliche Zeremonie. Sie besteht aus zwei Teilen, der Verlobung und der eigentlichen Trauung. Diese Zweiteilung hat uralte Wurzeln. Mit dem ersten Teil, der Verlobung (Kiddushim) wurde das Brautpaar streng halachisch gesehen einander angetraut. Nach altem jüdischen Recht galt dies bereits als rechtsverbindlicher Zustand, der nur durch einen Scheidungsbrief (Get) eines jüdischen Rabbinatsgerichts gelöst werden kann. Das Brautpaar erhält nun einen Becher Wein, den es gemeinsam austrinkt. Anschliessend steckt der Bräutigam der Braut einen Ring an und spricht die Trauformel: „Durch diesen Ring bist du mir anvertraut nach dem Gesetz Moses und Israels». War es früher unüblich, dass auch die Braut dem Bräutigam einen Ring ansteckte, so ist das heute, vor allem in nicht-orthodoxen Gemeinden eine Selbstverständlichkeit. Das Vorlesen der Ketuba markiert das Ende des ersten Teils.
Endete die Zeremonie an dieser Stelle, so galt das Brautpaar zwar als Ehepaar, durfte aber noch nicht zusammenleben. Zwischen den beiden Zeremonien konnten Wochen oder gar Monate liegen. Heute beginnt meist unmittelbar anschliessend die zweite Zeremonie, Nisu’in. Mit dieser Zeremonie, in deren Zentrum die „Sheva Brachot“, die sieben Segenswünsche stehen, wird die eigentliche Eheschliessung vollzogen.
Lesen Sie den ganzen, reich bebilderten Artikel auf dem Webblog
von Esther Scheiner
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie uns bitte mit einer Spende, oder werden Sie Mitglied der Israel-Nachrichten.
Durch einen technischen Fehler, ist die Kommentarfunktion ausgeschaltet!
Leserkommentare geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Wie in einer Demokratie ueblich achten wir die Freiheit der Rede behalten uns aber vor, Kommentare nicht, gekuerzt oder in Auszuegen zu veroeffentlichen. Anonyme Zuschriften werden nicht beruecksichtigt.