«Die Geister führten die Könige an dem Ort zusammen, der auf Hebräisch Har Magedon heisst.» (Offenbarung d. Johannes 16.16)
Am Har Megiddo, dem Berg Megiddo, hatten sich schon oft Schicksale entschieden. Nach der Flucht aus Ägypten und der anschliessenden 40 Jahre andauernden Wanderung ist das Volk der Israeliten nicht mehr das gottesfürchtige Volk, als das es Mose gern gesehen hätte. Immer wieder verletzt es die göttlichen Gesetze. Die Strafe dafür scheinen andauernde Bedrohungen durch eroberungssüchtige Nachbarn zu sein. In diesen Momenten der Gefahr erinnern sich die Israeliten, die von einem gemeinsamen Staat noch einige Zeit entfernt sind, wieder an Gott und flehen um Hilfe.
Der schickt immer wieder Menschen, oft in Form von Richtern, die das Volk erretten. Deborah ist unter den bekannten Richtern die einzige Frau, die als solche anerkannt wird. Sie setzt sich über die vorherrschenden patriarchalischen Strukturen hinweg und erkämpft sich ein eigenständiges Leben.
Debora befielt Barak mit einem grossen Heer gegen den kanaanitischen König Jabin zu ziehen. Die Schlacht soll am Berg Tabor, in Sichtweite von Megiddo, stattfinden. Barak fleht Deborah an, mit ihnen zu ziehen, auch wenn er selbst dadurch nicht in den Genuss des Sieges kommen wird. Er muss akzeptieren, dass der Tod von Jabins Heerführer Sistera durch eine Frau herbeigeführt werden wird. Durch den Tod Sisteras können die Israeliten das Joch der Fremdherrschaft wieder für einige Zeit abschütteln.
Das Lied, dass nicht nur die Schlacht beschreibt, sondern vor allem auch die starke Deborah liebevoll schildert, gehört zu den ältesten Texten des Tanach und dürfte bereits um 1200 BCE entstanden sein.
Schon vorher, am 26. April 1457 BCE (21. Schemu I /21. Tag des ersten Hitzemonats nach ägyptischer Zeitrechnung) fand eine andere grosse Schlacht bei Megiddo statt. Hatschepsut (1495 – 14. Januar 1457 BCE) war eine der vier bekannten Pharaoninnen. Sie übte die Regentschaft für ihren Stiefsohn Thutmosis III aus. Hatschepsut war die Pharaonin der friedlichsten Zeit im antiken Ägypten. Zu ihren Lebzeiten fand nur ein bedeutender Feldzug statt, der mit der Einnahme von Gaza gegen Ende ihrer Regierungszeit endete. Thutmosis III liess sich bezeichnenderweise auf dem Vormarsch seines Heeres nach Norden in Gaza krönen.
Da zwischen dem Tod von Hatschepsut und dem Kampf in Megiddo nur sehr kurze Zeit vergangen war, geht man davon aus, dass Thutmosis III sie möglicherweise ermordete und der Feldzug schon zu ihren Lebzeiten vorbereitet worden war. Nach einem perfekt gelungenen Angriff auf die Verteidiger stiess das ägyptische Heer plötzlich auf passiven Widerstand – die Verteidiger hatten sich völlig in die Festung zurückgezogen. Ausgeklügelte Wasser- und Tunnelsysteme, die bis heute noch funktionsfähig sind, erlaubten es ihnen, sich einige Zeit mit Wasser und Lebensmitteln zu versorgen. Neun Monate musste der Ägypter die Festung belagern, bis er sie endlich erfolgreich einnehmen konnte. Statt die besiegten syrischen Fürsten zu ermorden oder in Gefangenschaft zu setzen, forderte Thutmosis III hohe Tributzahlungen. Mit der Eroberung von Meggiddo endeten die Eroberungszüge von syrischem Gebiet.
34 Mal wurde in und um Megiddo gekämpft.
Die letzte Entscheidungsschlacht fand zwischen dem Osmanischen Reich und Grossbritannien am 19. und 20. September 1918 statt. Es war die letzte grosse Schlacht des ersten Weltkrieges im Nahen Osten. Interessant ist, dass die Briten ebenso den Weg durch die schmale Schlucht von Südwesten aus in Richtung Megiddo nahmen, wie das Heer von Thutmosis III. Nach zwei Tagen war das Osmanische Heer ausgeschaltet und die Briten nahmen unter General Allenby ihr Hauptquartier im damaligen Westjordanland.
Zwischen den Schlachten und Kriegen träumte Megiddo einen teilweise beschaulichen Traum.
Die topografische Lage zwischen dem Mittelmeer im Westen und der arabischen Wüste im Osten, vom Süden her gut erreichbar über die Negev Wüste bis hinauf in den Libanon und weiter über die Türkei nach Europa bot sich an für die bekannten Handelswege der Antike. Seidenstrasse, Gewürzstrasse und Weihrauchstrasse, sie alle führten am Kreuzungspunkt Megiddo vorbei.
Die ältesten Zeugnisse andauernder Besiedlung gehen auf die Zeit um 4.000 BCE zurück, bereits 3.000 BCE ist die Stadt schon gut befestigt. Um 918 BCE wurde die Stadt völlig zerstört. In den folgenden Jahrhunderten war sie Teil von Ägypten, des Königreiches Israel, Assyriens, Persiens… Jeder Eroberer baute eine neue Schicht auf die bestehenden, so dass sich im Laufe der Zeit ein typischer Tell (künstlich entstandener Siedlungshügel) entwickelte. Seit mehr als hundert Jahren wird im Megiddo gegraben.
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von Esther Scheiner
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