Juden in der Diaspora sind zunehmend mit dem Mainstream-Israel in Bezug auf entscheidende Fragen, die die Zukunft des jüdischen Volkes betreffen, in Konflikt geraten. Dazu gehören der Weg zum arabisch-israelischen Frieden, afrikanische Infiltratoren in Israel, das schnelle Wachstum der muslimischen Gemeinschaften im Westen und der Atomvertrag mit dem Iran.
Vor kurzem trafen sich jüdische Führer in den Vereinigten Staaten mit politischen Führern aus Katar, trotz der Opposition von Israel. Katar unterstützt finanziell die antisemitische Terroristengruppe Hamas und ist die Heimat des bigotten, anti-israelischen Mediennetzwerkes Al Jazeera.
Im Mittelpunkt dieser Meinungsverschiedenheiten steht eine Wiederholung der zeitlosen Herausforderung für das jüdische Volk – das richtige Gleichgewicht zwischen Partikularismus und Universalismus zu finden. Extremistisch isoliert der Partikularismus das jüdische Volk, während der Universalismus die jüdische Identität und damit die jüdische Zukunft untergräbt.
Während der hellenistischen Besetzung waren die Juden im alten Judäa zwischen denen geteilt, die sich der griechischen Kultur verschrieben hatten und denen, die die jüdische Tradition und Kultur pflegen wollten.
Heute nehmen viele junge liberale westliche Juden, den Universalismus auf Kosten ihrer jüdischen Identität an. Das Ergebnis zeigt sich bereits in den schwindelerregenden Mischehen und der schnellen Assimilation junger nicht-orthodoxer Diaspora-Juden. Die israelischen Mainstream-Juden bleiben dagegen der jüdischen Nation und einer blühenden hebräischen Kultur verpflichtet, während sie eine breite Interaktion mit der Außenwelt anstreben.
Als Konsequenz, während das Judentum in der Diaspora altert und im Niedergang begriffen ist, wächst Israels jüdische Bevölkerung und ist bereits die größte jüdische Gemeinde der Welt.
Das moderne Israel und das amerikanische Judentum, entwickelten sich beide in Opposition zum traditionellen jüdischen Ghetto-Leben in Europa und in der muslimischen Welt. Das amerikanische Reformjudentum und der moderne politische Zionismus, sind beide Kinder der jüdischen Aufklärung des 19. Jahrhunderts, die auch als Haskala bekannt ist.
Sie wurden jedoch von zwei grundlegend verschiedenen Visionen angetrieben. Das Reformjudentum entwickelte sich aus der Vision des deutsch-jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn, der eine stärkere Integration der Juden unter den Mehrheiten der Nichtjuden befürwortete. Mendelsohns pro-integration-Modell wurde allmählich zu einem rutschigen Abhang, der zu einer schnellen Assimilation unter den westlichen Juden in Europa und in den Vereinigten Staaten führte.
Im Gegensatz dazu befürworteten osteuropäische jüdische Zionisten eine jüdische Erweckung, die die Modernität mit der Wiederherstellung einer jüdischen nationalen Heimat in Israel verband.
Viele Diaspora-Juden werden nur von jüdischen Werten angezogen, wie Tikkun Olam (das Reparieren der Welt), die so ausgelegt werden können, dass sie dem kosmopolitischen Universalismus über den nationalen Partikularismus entsprechen. Sie kritisieren zunehmend auch Israel und den Zionismus als „extremen“ Tribalismus.
Israel hingegen tritt in die Fußstapfen von Hillel, einem der bedeutendsten Denker der jüdischen Geschichte. Hillel’s zeitlose Philosophie: „Wenn ich nicht für mich selbst bin, wer wird dann für mich sein? Aber wenn ich nur für mich bin, wer bin ich dann? Wenn nicht jetzt, wann?“ passt sehr gut zur Einstellung vieler Israelis, im Gegensatz zu assimilierenden Juden in der Diaspora.
Dies bedeutet nicht, dass Israel nicht fest dem jüdischen Geist „Tikkun Olam“ verpflichtet ist, die Welt zu reparieren. In seinem neuen Buch „Thou Shalt Innovate“, stellt der Unternehmer Avi Jorisch bemerkenswerte Geschichten von israelischer Innovation und Inspiration vor, die Millionen Menschen auf der ganzen Welt positiv beeinflusst haben.
Trotz seiner Schwächen strebt Israel danach, ein Licht unter den Nationen zu sein. Der kleine jüdische Staat spielt eine überproportionale Rolle bei der Ernährung der Hungernden, dem Schutz der Wehrlosen und der Heilung der Kranken, weit über seine Grenzen hinaus. David Ben-Gurions Traum, zum Beispiel Wüsten zum Wachsen zu bringen, wurde nicht nur in Israel, sondern auf der ganzen Welt verwirklicht, dank der Erfindungsgabe der israelischen Tropfbewässerungstechnologien.
Der jüdische Staat ist keine Nation, die für sich alleine lebt. Ganz im Gegenteil. Israel gehört häufig zu den ersten Ländern, die humanitäre Hilfe für bedürftige Menschen von Haiti bis nach Syrien, von Texas bis Nepal bereitstellen. In der Tat sollte Israel eine Quelle der Inspiration für andere Länder in Bezug darauf sein, was man erreichen kann, wenn man ein großes Herz mit engagierter Arbeit und Einfallsreichtum verbindet.
Der moderne Staat Israel wurde jedoch mit dem klaren Ziel gegründet, dem jüdischen Volk eine nationale Heimat zu bieten, wo seine Kultur und Traditionen gepflegt und erhalten werden konnte. Nur in Israel sind Juden Meister ihres eigenen Schicksals als Nation und nur in Israel kann sich das jüdische Volk selbst verteidigen.
Wir leben in einer Ära die im Westen Vielfalt offiziell annimmt, in der Realität aber zunehmend postnationale Konformität auferlegt. Die Liebe zur eigenen Nation wird häufig von der internationalen Linken als „Rassismus“ dämonisiert, die das Monopol auf Menschenrechte für sich beanspruchen.
Der verstorbene israelische Premierminister Menachem Begin, verkörperte die Harmonie des Zionismus zwischen Partikularismus und Universalismus. Begin war ein uneinsichtiger Zionist, Patriot und Verfechter der nationalen Freiheit der Juden. Sein selbstloser Humanismus umfaßte sowohl die jüdische Nationalität, als auch die Empathie für Nichtjuden.
In den späten 1970er Jahren bot Menachem Begin vietnamesischen Bootsflüchtlingen die nirgendwohin hin gehen konnten, die israelische Staatsbürgerschaft an. Es war auch Begin, der Tausende äthiopischer Juden in Israel willkommen hieß. Zum ersten Mal in der Geschichte wurden Menschen aus Afrika geholt, um nicht in die Sklaverei verkauft zu werden, sondern um als Gleichberechtigte in der Freiheit zu leben.
Der Zionismus ist eine inspirierende Erfolgsgeschichte, die die nationale Freiheit der Juden mit einem universellen Mitgefühl für die Menschheit umfasst.
Von Daniel Kryger (MIDA)
Daniel Kryger ist Schriftsteller und politischer Analyst. Er lebt in Israel.
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