Das irische und das jüdische Volk, teilen eine gemeinsame Geschichte der grausamen Verfolgung und der nationalen Erlösung. Aber heute ist das moderne Irland, einer der schärfsten Kritiker Israels in Europa. Dies war letzte Woche zu sehen, als der irische Senat Gesetze zur Kriminalisierung des Handels mit israelischen Siedlungen in Erwägung zog.
Die Gesetzgebung mit dem Titel „Kontrolle der Wirtschaftstätigkeit (besetzte Gebiete) Gesetz 2018, verbietet die Einfuhr und den Verkauf von Gütern, Dienstleistungen und natürlichen Ressourcen aus illegalen Siedlungen in besetzten Gebieten“, nach Sen. Frances Black, dem Sponsor des Gesetzes.
Während die Abstimmung über die Gesetzgebung schließlich verschoben wurde, sahen viele in Israel dies als ein weiteres Beispiel für die wachsenden Bemühungen in Europa, den jüdischen Staat zu boykottieren.
Das Büro des israelischen Premierministers Benjamin Netanyahu sagte, dass der einzige Zweck der Gesetzgebung darin bestehe, die BDS-Bewegung zu unterstützen und dem Staat Israel Schaden zuzufügen.
Die israelische Botschaft in Irland verurteilte das Gesetz ebenfalls und sagte, dass es „nur einen Anreiz für diejenigen bietet, die Israel boykottieren wollen und in krassem Gegensatz zu den Leitprinzipien von Freihandel und Gerechtigkeit steht.“
Orde Kittrie, Professor für Rechtswissenschaften an der Arizona State University und Mitglied der Stiftung für die Verteidigung von Demokratien, erklärte gegenüber JNS, dass die vorgeschlagene Gesetzgebung eindeutig darauf abziele, den Staat Israel zu delegitimieren.
„In dem Gesetzentwurf geht es darum Israel unter Druck zu setzen, das Westjordanland zu evakuieren und es der palästinensischen Herrschaft zu übergeben. Wie in so vielen Fällen scheint das Hauptziel des Gesetzes zu sein: Zur Delegitimierung des Staates Israel beizutragen“, sagte Kittrie.
Ein Sprecher der irischen Pro-Israel-Gruppe „Irish4Israel“ sagte, dass der Gesetzentwurf auch von mehreren anti-israelischen NGOs unterstützt werde, darunter Christian Aid und Trocaire, zusätzlich zu den Gewerkschaften in Irland.
„Der Gesetzentwurf wurde von Gewerkschaften und anderen unterstützt und hatte auch die Unterstützung von vielen kleineren Parteien. Die Motivation ist die naive Hoffnung, Solidarität mit den Palästinensern zu zeigen“, sagte der Sprecher.
Irisch-Israelische Beziehungen
Aber warum ist den Iren, die wie die Juden jahrhundertelang verfolgt wurden, die palästinensische Sache so sympathisch?
Ein großer Teil der Sympathien Irlands für die Palästinenser scheint sich auf ihre eigene unruhige Geschichte mit dem Vereinigten Königreich zu beziehen.
„Die Iren sehen Israel so, wie das Vereinigte Königreich als es ganz Irland (bis zur irischen Unabhängigkeit 1921) und Nordirland bis zum heutigen Tag besetzte“, sagte Kittrie. „Im Speziellen vergleichen sie die israelischen Siedlungen in der Westbank mit den Protestanten aus Großbritannien, die sich in Nordirland niedergelassen haben.“
Die irisch-jüdischen Beziehungen waren nicht immer so schlecht. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sympathisierten viele irische Führer mit dem jüdischen Volk, wobei die Iren stark auf historische Parallelen zu Juden zurückgriffen. Einschließlich ihres Leidens, der großangelegten irischen Migration im 19. Jahrhundert und ihres Aufwärtskampfes um nationale Selbstbestimmung und der Entschlossenheit gegen die Briten.
Aber nach der Unabhängigkeit Israels 1948, verschoben sich unerklärlicherweise die irischen Sympathien. Die Iren betrachteten Israel nicht mehr als Außenseiter der um nationale Rechte kämpfte, sondern stattdessen als ausländischer Besatzer auf dem Land eines anderen – den Palästinensern – ähnlich wie die irische Erfahrung mit der britischen Kontrolle über Nordirland.
Irland hat die Anerkennung bis 1963 nicht auf Israel ausgedehnt und erst 1996 in Tel Aviv eine Botschaft eingerichtet. Darüber hinaus hat Irland 1980 als eines der ersten europäischen Länder einen palästinensischen Staat gefordert und sich eingehend auf die palästinensische Flüchtlingsfrage konzentriert.
Heute hat Irland trotz seiner untergeordneten Stellung innerhalb der Europäischen Union hinter so großen Mächten wie Frankreich und Deutschland, eine übergeordnete Rolle als Stimme in Angelegenheiten Israels und des arabisch-israelischen Konflikts gespielt. Letztes Jahr verabschiedete das irische Parlament eine symbolische Resolution, in der die Regierung aufgefordert wurde, die palästinensische Staatlichkeit anzuerkennen. Irland war auch das erste europäische Land, das die Palästinensische Befreiungsorganisation anerkannte.
Gleichzeitig wird die BDS-Bewegung in Irland von vielen als eine der mächtigsten Gruppen in Europa angesehen.
Die Irland-Palästina-Solidaritätskampagne (IPSC), die an vorderster Front der antiisraelischen Stimmung in Irland steht, hat kürzlich dazu geführt, dass Israel 20 AktivistInnen, die mit der in Dublin ansässigen Gruppe verbunden sind, den Eintritt in den jüdischen Staat verweigerte. Aufgrund einer „schwarzen Liste“ der israelischen Regierung, gegen anti-israelische BDS-Gruppen.
„Es ist eine irische Obsession, sich mit dem wahrgenommenen Außenseiter zu identifizieren. Das ist sehr enttäuschend und eine vollständige Verzerrung der Fakten vor Ort“, sagte der irische Sprecher. „Wenn Israel die irische Mentalität gegenüber Israel ändern will, muss es sich stärker mit Irland befassen.“
Können irische Augen auch Israel lächeln?
Eine der größten Herausforderungen im Engagement sind jedoch die jüngsten Berichte, dass Israel seine Botschaft in Irland schließen will. Es handelt sich dabei um Pläne für die Schließung von sieben Botschaften weltweit aus Gründen des Budgets, berichtete Yedioth Ahronoth.
Israel eröffnete 1996 seine Botschaft in Irland, in einem der letzten Länder in der EU, nach jahrelangen Verhandlungen. Trotz der angespannten politischen Beziehungen, ist der Handel zwischen Irland und Israel stark gewachsen, da beide Länder in Bereichen wie Technologie und Pharmazie zu einer globalen Führungsposition geworden sind. Im Jahr 2016 war Israel Irlands elftgrößter Exportpartner mit 1,63 Milliarden US-Dollar.
Trotz der wachsenden wirtschaftlichen Beziehungen glaubt Kittrie, dass Israel seine Kontakte zu den Iren verbessern muss, wenn der jüdische Staat hofft, die Beziehungen mit dem Land zu verbessern.
„Israel hat eine gute Geschichte zu erzählen. Nur, sie muss den Iren viel besser erzählt werden“, sagte er.
„Wenn man sich die Debatte im irischen Senat anschaut, würde man meinen, dass der Mangel an Frieden zwischen Israel und den Palästinensern völlig an Israel liegt. Das ist einfach nicht wahr. Ich denke, Bildung spielt eine große Rolle bei der Verbesserung der Beziehungen zwischen Irland und Israel.“
Quelle: JNS.org
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie uns bitte mit einer Spende, oder werden Sie Mitglied der Israel-Nachrichten.
Durch einen technischen Fehler, ist die Kommentarfunktion ausgeschaltet!
Leserkommentare geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Wie in einer Demokratie ueblich achten wir die Freiheit der Rede behalten uns aber vor, Kommentare nicht, gekuerzt oder in Auszuegen zu veroeffentlichen. Anonyme Zuschriften werden nicht beruecksichtigt.