Israels Minister für die Diaspora-Angelegenheiten, Naftali Bennett, nannte den Aufstieg der extremen Rechten in verschiedenen Ländern, die Flüchtlingskrise und das Internet als Hauptfaktoren für eine Zunahme antisemitischer Vorfälle auf der ganzen Welt, als er am Sonntag den jährlichen Antisemitismus-Bericht der Regierung vorlegte.
In seinen einleitenden Kommentaren merkte Bennett an, dass, während die Zahl der gewalttätigen antisemitischen Vorfälle auf der ganzen Welt zurückging, die Anzahl der allgemeinen antisemitischen Vorfälle zugenommen hätte.
„Antisemitismus ist der gefährliche Brennstoff, der unsere Feinde seit Generationen ernährt“, sagte er. „Wir müssen sicherstellen, dass jeder Jude auf der Welt ein sicheres und stolzes Leben führen kann.“
„Auch im Jahr 2017 sahen wir eine starke antisemitische Präsenz online“, sagte Bennett. „Ein Großteil dieses Diskurses war mit den Veränderungen in den Regierungen auf der ganzen Welt, der Flüchtlingskrise und der Sichtbarkeit von Antisemitismus in den sozialen Medien verbunden. Wir müssen mit allen verfügbaren Instrumenten gegen den gegenwärtigen Antisemitismus handeln, um die Sicherheit des jüdischen Volkes in Israel und in der Diaspora zu gewährleisten.“
Mit der Vorstellung des Berichts vor dem Internationalen Gedenktag für den Holocaust, der am 27. Januar stattfinden wird, hob das Ministerium die Rekordzahl antisemitischer Vorfälle hervor, die im ersten Halbjahr 2017 in Großbritannien registriert wurden – es gab eine Zunahme der körperlichen Angriffe um 78% und eine 30 % Zunahme der Gesamtzahl der antisemitischen Vorfälle.
Das Ministerium wies auch auf den Aufstieg der extremen Rechten in Deutschland und den Zustrom von Flüchtlingen in das Land als Faktoren hin, die sich negativ auf die jüdische Bevölkerung ausgewirkt haben.
Der Vorsitzende der Jewish Agency Natan Sharansky, der an der Kabinettssitzung teilnahm, ging auf die Verbindung zwischen der extremen Rechten und dem Antisemitismus ein. Er stellte eine Methode vor, um Antisemitismus von legitimer Kritik an Israel unter den Linken und den Extremisten von beiden Seiten des politischen Spektrums zu unterscheiden.
„Heute erleben wir ein neues und alarmierendes Phänomen: Der Aufstieg und die Ermunterung rechtsextremer politischer Parteien in Europa, die sich für Israel einsetzen und gleichzeitig antisemitische Maßnahmen wie das Verbot von Beschneidung sowie den historischen Revisionismus des Zweiten Weltkriegs unterstützen, wie die Rehabilitation von Nazi-Soldaten, sagte er.
„Auf der einen Seite proklamieren sie, dass sie zu Israel stehen, aber auf der anderen Seite zielen und sie auf die Juden um ihnen zu schaden. Wir sehen das zum Beispiel in Österreich, wo die örtliche jüdische Gemeinde angekündigt hat, dass sie die offizielle Holocaust-Gedenkfeier in Wien boykottieren wird, wenn Minister der rechtsextremen Freiheitspartei an der Veranstaltung teilnehmen. Ich habe mindestens sieben solcher politischen Parteien in ganz Europa gezählt.“
„Wir brauchen und sollten diese doppelseitige Unterstützung weder auf der rechten noch auf der linken Seite dulden und wir müssen wachsam bleiben und nicht zulassen, dass der Antisemitismus unter dem Vorwand günstiger diplomatischer Haltungen oder interkommunaler Brückenschläge ohne Opposition und Protest bleibt. Ich stelle beide Phänomene mit Besorgnis fest und fordere, dass wir nicht in die Hände von Antisemiten spielen, ungeachtet ihrer politischen Zugehörigkeit“, fügte Sharansky hinzu.
Der Aufstieg der extremen Rechten in den USA wurde auch in dem Bericht erwähnt und speziell die gewaltsame „Unite the Right“ Kundgebung, die im August in Charlottesville stattfand. Der Bericht wies auch darauf hin, dass „der Hass-Diskurs unter den linksradikalen Bewegungen weiter zugenommen hat, was vor allem auf den Universitätsgeländen zu spüren ist“.
Auch in der Ukraine kam es zu beunruhigenden Statistiken, die laut dem Bericht doppelt so viele antisemitische Vorfälle im Vergleich zum Vorjahr aufwiesen. Dazu gehörten Dutzende von Vandalismus Vorfällen gegen Denkmäler, Museen und Synagogen.
Weitere vom Ministerium hervorgehobene Ergebnisse wurden einer PEW-Umfrage entnommen, die in 18 mittel- und osteuropäischen Ländern durchgeführt und im Mai 2017 veröffentlicht wurde. Das Ministerium betonte, dass die Umfrage ergab, dass 20% der Bürger dieser Länder nicht bereit sind Juden zu akzeptieren. 26% der Bürger würden keine Juden als Nachbarn wollen und nur 42% wären bereit, Juden als Familie zu akzeptieren. Die Einstellung gegenüber Muslimen und Roma war negativer.
Etwa 57% der Befragten gaben an, dass sie bereit wären, Roma als Mitbürger zu akzeptieren, 37% wären bereit, sie als Nachbarn und nur 19% als Familienmitglieder zu akzeptieren.
65% würden Muslime als Bürger akzeptieren, 55% würden sie als Nachbarn und 27% als Familie akzeptieren.
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