1878 wird Janusz Korczak als Henryk Goldszmit in eine assimilierte jüdische Familie in Warschau geboren. Der Vater stirbt als er siebzehn war und Henryk muss Mutter und Schwester ernähren. Medizin wird er in Warschau studieren, später in einer Kinderklinik arbeiten. Neben der Medizin betreibt er pädagogische Studien und schreibt seine Berichte und Erfahrungen unter einem neu zugelegten Namen und wird Janusz Korczak. Seine Zukunft ist die Kinderpädagogik, bis 1942 wird er das Jüdische Waisenhaus „Dom Sierot“ in Warschau leiten. Als Arzt, Schriftsteller und Pädagoge wird Korczak bekannt, ebenfalls durch sein soziales Engagement. Nach dem Überfall Polens im Jahr 1939 durch die deutsche Wehrmacht, müssen jüdische Bürger ihre Wohnungen verlassen und mit wenig Hab und Gut im neu eingerichteten Ghetto der Stadt unter miserablen Bedingungen ihr zukünftiges Leben fristen. Auch Dr. Janusz Korczak und seine Waisenkinder sind im Ghetto angekommen. Selbst unter diesen schrecklichen Lebensbedingungen versucht er den Kindern eine gute Heimstatt zu geben. Bereits im August 1942 deportiert die SS die 200 Waisenkinder, Janusz Korczak und die Erzieherin Stefanie Wilczynska in die Gaskammern Treblinkas.
Seit 2009 gibt es in München die Europäische Janusz Korczak Akademie, weitere Gründungen folgten in Berlin und Duisburg. Im Münchner Stammhaus dieser Akademie begann am 7. Dezember 2017 eine wunderbare Ausstellungen mit Gemälden der Künstlerin Mina Gampel aus Stuttgart. Mina Gampel, die Umtriebige, die sich vor nichts scheut, die eine Vergangenheit hat, die einem den Atem verschlägt. Sie ist voller Leben, voller künstlerischer Inspiration. Die jüdische Seele ist ihr Zuhause, der jüdische Glaube ist ihr wichtig. Wir erleben und sehen dieses in ihren Kunstwerken, ihren jüdischen Themen. Ihre Blumenmotive gehören ebenfalls dazu. Die Künstlerin möchte mit ihrer Malerei Menschen zum Strahlen bringen und sie glücklich machen!
„Mina Gampel ist eine eindrucksvolle talentierte, urwüchsige Künstlerin, die gerade wegen dieser Qualitäten als die Schöpferin der die Seele anrührenden „Bilder aus dem Schtetl“, einen hohen Bekanntheitsgrad in Deutschland erlangte“, las ich.
1940 wurde sie in Pinsk, einem kleinen Schtetl in Polen, heute Weißrussland, als jüngstes von acht Kindern in eine jüdische Handwerkerfamilie geboren. 1941 überfiel die Deutsche Wehrmacht die Sowjetunion und die jüdische Familie Juszkiewicz flieht in den asiatischen Teil der Sowjetunion, weiter nach Samarkand in Usbekistan, nach Taschkent und Frunse in Kirgisien, heute Bishkek, wo Mina von 1941 bis 1945 ihre frühe Kindheit verbrachte, immer auf der Flucht vor den Nazis. 1945 kam die Familie in Stettin/Szczecin an der Oder in der Woiwodschaft Westpommern, im neugegründeten Polen, an. Von 1946 bis 1957 ging sie dort in die Schule, verbrachte Kindheit und Jugend. Eine schöne Jugend soll es gewesen sein, wie sie in ihrem Buch geschrieben hat, 1957 durfte sie von Polen nach Israel ausreisen. Nach zehn Jahren, 1967, ging sie mit Ehemann und Kindern nach Deutschland auf die Schwäbische Alb in eine nicht gute Zukunft. Ihre Zeit in Israel möchte sie nicht missen, hat ihren Kindern dort ein gutes Zuhause geben können, las ich im Buchmanuskript. Seither lebt und arbeitet die Künstlerin in Baden-Württemberg, in der Landeshauptstadt Stuttgart. Von 1980 bis 1993 begann sie ihre künstlerische Ausbildung an der Esslinger Akademie und der Europäischen Akademie für Bildende Künste in Trier, seit 1993 arbeitet sie als Dozentin an der Kunstakademie in Esslingen. Nach dem Abschluss des Studiums erfüllte sie sich endlich ihren Traum: Sie wollte eine echte Künstlerin werden und wurde es.
Die Künstlerin Mina Gampel war mit Ausstellungen in Frankreich, Belgien, der Schweiz, in den Niederlanden und in Polen in den Jahren unterwegs. In Tel Aviv-Jaffa war sie vor sieben Jahren mit sechzig anderen Künstlerinnen aus der gesamten Welt vertreten. Die Ausstellungskuratorin, Sina Bercovic, suchte vor sieben Jahren die Künstlerinnen aus den Lexika der in Czernowitz geborenen Lexikographin Hedwig Brenner aus, die im Januar 2017 in Haifa mit achtundneunzig Jahren starb. Ilse Maria-Dorfstecher, die Galeristin der Inselgalerie in Berlin-Mitte, lud ebenfalls vor Jahren aus den Lexika von Hedwig Brenner für eine große Ausstellung jüdische Künstlerinnen nach Berlin ein. Mina Gampel aus Stuttgart war ebenfalls dabei.
Die Präsidentin der Europäischen Janusz Korczak Akademie, Eva Haller, begrüßte mit freundlichen Worten in München die Gäste, die zahlreich und gerne zur Ausstellung gekommen waren. Imola Nieder-O’Neill, die gebürtige Budapesterin, Kuratorin und Kunsthistorikerin, sprach über Mina Gampels Kunstwerke und über die Kunst der verschiedenen Epochen überhaupt.
„Die Weitergabe der jüdischen Seele, in ausdrucksstarken Szenen das alte jüdische Leben aufleben und mit Farbigkeit umspielen lassen, erfüllt mich auf ganz besondere Weise“ (Mina Gampel)
Die Ausstellung „Belichtet“ in München erhellt und schmückt die Chanukkazeit, das Lichterfest.
Von Christel Wollmann-Fiedler
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