Yad Vashem, Israels nationale Holocaust-Gedenkstätte, veranstaltete am Donnerstag eine Zeremonie, in der der ägyptische Arzt Dr. Mohamed Helmy als Gerechter unter den Völkern posthum geehrt wurde.
Der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, überreichte Dr. Nasser Kotby, Helmys Neffen im Namen von Yad Vashem, dem Staat Israel und dem jüdischen Volk, im Rahmen einer Feierstunde in der Akademie des Auswärtigen Amtes die Medaille und Ehren-Urkunde.
Die Bezeichnung „Gerechte unter den Völkern“ ist ein Titel, der den Nichtjuden verliehen wird, die während des Holocaust Juden gerettet haben.
Helmy, ist der erste Araber der diese höchste Auszeichnung erhielt und wurde von Yad Vashem im März 2013 gemeinsam mit Frieda Szturmann ausgezeichnet. Ihre Namen sind auf der Ehrenmauer im Garten der Gerechten unter den Völkern, in Yad Vashem eingraviert.
Nachdem er sich zunächst weigerte die Ehre in Israel zu empfangen, stimmte Helmys Familie zu nach Deutschland zu reisen, um den Preis vom israelischen Botschafter in Deutschland zu erhalten.
Irena Steinfeldt, Direktorin der Abteilung für Rechtschaffene unter den Völkern in Yad Vashem bemerkte, dass „Dr. Helmy, obwohl er vom Nazi-Regime ins Visier genommen wurde und trotz der großen Gefahr sein Leben zu riskieren, seinen jüdischen Freunden half. In einer Zeit, in der die Juden nur verfolgt und ermordet wurden, weil sie Juden waren, sah er die Verfolgten als Menschen und fühlte, daß es seine Pflicht war aufzustehen und zu handeln.
Steinfeldt stellte ferner fest, dass Helmys Geschichte ein einzigartiger Fall eines muslimischen ägyptischen Einwanderers in Deutschland war, der mutig auf die Rettung von Menschen einer anderen Religion und einer anderen Nationalität setzte.
„Dr. Helmys Menschlichkeit zeigt, dass jeder Mensch, egal wie von der Gesellschaft marginalisiert, einen Unterschied machen kann“, betonte sie.
Gerettet von einem Ägypter in Berlin
Helmy wurde 1901 in Khartum in Ägypten geboren. 1922 ging er nach Deutschland um Medizin zu studieren und ließ sich in Berlin nieder. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete er im Robert-Koch-Krankenhaus in Berlin (später Moabit-Krankenhaus), wo er zum Leiter der Urologieabteilung ernannt wurde. Helmy war im Jahr 1933 Zeuge der Entlassung jüdischer Ärzte aus dem Krankenhaus.
Helmy selbst wurde nicht gefeuert, aber nach der nationalsozialistischen Rassentheorie wurde er als Hamit oder Hamitic (die Nachkommen von Ham, Sohn von Noah) definiert – ein Begriff aus der Rassenwissenschaft des 19. Jahrhunderts. Nicht von arischer Rasse, wurde Dr. Helmy diskriminiert; Er wurde 1938 aus dem Krankenhaus entlassen und konnte seine deutsche Verlobte, Annie Ernst, nicht heiraten.
1939 und noch einmal 1940 wurde er zusammen mit anderen ägyptischen Staatsangehörigen verhaftet, aber ein Jahr später aufgrund gesundheitlicher Probleme wieder freigelassen.
Obwohl er vom Nazi-Regime ins Visier genommen wurde, sprach sich Helmy gegen die NS-Politik aus und trotz der großen Gefahr riskierte er sein Leben und half seinen jüdischen Freunden.
Als die Deportationen der Juden aus Berlin begannen und Anna Boros (Gutman nach dem Krieg), ein freundin der Familie, ein Versteck brauchte, brachte sie Helmy in eine Laube, die er im Berliner Stadtteil Buch besaß, sie wurde bis zum Ende des Krieges zum sicheren Hafen für Anna Boros.
„Ein guter Freund unserer Familie, Dr. Helmy, hat mich vom 10. März 1942 bis zum Ende des Krieges in seiner Laube in Berlin-Buch versteckt. Ab 1942 hatte ich keinen Kontakt mehr zur Außenwelt. Die Gestapo wusste, dass Dr. Helmy unser Hausarzt war und sie wussten auch, dass er eine Laube in Berlin-Buch besaß“, schrieb Anna (Boros) Gutman nach dem Krieg.
„Es gelang ihm, alle Gestapo-Verhöre zu umgehen. In solchen Fällen brachte er mich zu Freunden, wo ich mehrere Tage bleiben konnte und stellte mir seine Cousine aus Dresden vor. Wenn die Gefahr vorbei wäre, würde ich in seine Laube zurückkehren … Dr. Helmy hat alles aus der Großzügigkeit seines Herzens heraus getan und ich werde ihm für die Ewigkeit dankbar sein.“
Helmy half auch Anna Gutmans Mutter Julie, ihrem Stiefvater Gerog Wehr und ihrer Großmutter Cecilie Rudnik. Er sorgte für sie und kümmerte sich um ihre medizinischen Bedürfnisse. Er veranlasste Cecilie Rudnik, sich im Haus von Frieda Szturmann zu verstecken. Über ein Jahr hat Szturmann die ältere Dame versteckt und beschützt und ihre Essensrationen mit ihr geteilt.
Ein Moment großer Gefahr ereignete sich, als die Wehrs im Jahr 1944 gefangen wurden und während ihres Verhörs enthüllten, dass Helmy ihnen half und dass er Anna versteckte. Helmy brachte Anna sofort zu Frieda Szturmanns Haus und nur dank seines Einfallsreichtum gelang es ihm, der Strafe zu entgehen, indem er der Polizei einen Brief vorlegte, den Anna angeblich an ihn geschrieben hatte und besagte, sie wohne bei ihrer Tante in Dessau.
Zwei Dokumente, die nach dem Zweiten Weltkrieg in deutscher und arabischer Sprache gefunden wurden, enthüllten, dass Helmy alle möglichen Mittel einsetzte, um Anna Boros zu schützen. Er konnte schließlich seine Verlobte Frieda Szturman heiraten erhielt sogar eine Urkunde des Zentralen Islamischen Instituts in Berlin unter der Leitung des Mufti von Jerusalem und eine Heiratsurkunde auf Arabisch die besagte, dass sie mit einem ägyptischen Mitmenschen in einer Zeremonie verheiratet wurde, die in Helmys Zuhause stattfand.
Dr. Helmy blieb in Berlin und verstarb 1982.
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