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Yad Vashem listet 500.000 ungarische Holocaustopfer auf

Yad Vashem beendet ein Jahrzehnte langes Projekt, um jedem ungarischen Holocaust-Opfer einen Namen zu geben.

Im Yad Vashem, Israels Welt Holocaust Erinnerungs-Zentrum, gab es am Donnerstag eine Veranstaltung zum Abschluss eines jahrzehntelangen Projektes, um Namen von Holocaust-Opfern aus Ungarn zu sammeln.

Ankunft ungarischer Juden in Auschwitz. (screenshot)

Yad Vashem würdigte während der Veranstaltung Simone Veil, eine Holocaust-Überlebende und langjährige Unterstützerin von Yad Vashem und diesem Projekt, um die Namen und persönlichen Daten der ungarischen Holocaust-Opfer von Anfang an zu erfassen, zu kopieren, zu katalogisieren und aufzuzeichnen.

Der Yad Vashem-Vorsitzende Avner Shalev erklärte, dass dieses Projekt zur Namensfindung „das erfolgreichste Projekt ist, das Yad Vashems Archiv unternommen hat“.

Yad Vashem hat diesen Prozess auch auf die Wiederaufbaumaßnahmen in den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion, der Balkanländer und Polens angewandt.

Durch diese Projekte, wurden 80 Prozent der Gesamtzahl der ungarischen Holocaust-Opfer identifiziert.

„Etwa 600.000 Juden aus Großungarn wurden während des Holocaust ermordet“, erklärte Dr. Alexander Avram, Direktor des Namenssaals und der zentralen Datenbank der Namen der Shoah-Opfer im Yad Vashem. „Diese Zahl repräsentiert ungefähr jedes zehnte Opfer des Holocaust und jedes dritte Opfer der Gaskammern in Auschwitz-Birkenau, wo die überwältigende Mehrheit der deportierten ungarischen Juden ermordet wurden.“

Zu Beginn des Projekts waren nur etwa 260.000 Namen bekannt, die weniger als 40 Prozent der gesamten Opfer aus Ungarn repräsentieren. Nach jahrelanger intensiver Arbeit und Forschung wurden die meisten Namen der ungarisch-jüdischen Opfer, fast 500.000 Namen, die 80 Prozent der Gesamtzahl der Opfer repräsentieren, berücksichtigt.

Darüber hinaus hat das Projekt viel mehr als nur die Namen der ungarischen Opfer aufgedeckt, einen Teil ihrer individuellen Geschichten enthüllt und in einigen Fällen zum ersten Mal ein seltenes Foto mit dem Namen der gesichtslosen Ermordeten in Verbindung gebracht.

Das Projekt wurde von zwei professionellen Teams im Ausland durchgeführt, einem Team in Ungarn, das von zwei renommierten Experten mit 12 Forschern geleitet wurde und einer weiteren Gruppe in Siebenbürgen, unter der Leitung eines bekannten Experten mit drei Forschern.

Eine individuelle Geschichte

Das Projekt enthüllte mehr als eine Namensliste. Während des Projekts kopierte Yad Vashem 2.463.000 Seiten Dokumentation und katalogisierte fast 170.000 Dateien und erweiterte sein aktuelles Archiv mit einer Fülle von Informationen über die jüdischen Gemeinden, die einst in Ungarn existierten und gediehen.

Eine interessante Geschichte die das Projekt enthüllte, war die von Sámuel Léderer und seinem jüngeren Bruder Rezső, die in dem kleinen Dorf Magyarmecske im Komitat Baranya geboren wurden. 1940 lebten in Magyarmecske nur 13 Juden, darunter 185 römische Katholiken und 330 Calvinisten.

Sámuel nahm aktiv am öffentlichen Leben seines Dorfes und der Grafschaft teil. Seit Jahrzehnten war er ein Magistrat des Dorfes und war 40 Jahre lang Mitglied des Bezirksrates von Baranya. Beide Léderer Brüder bewirtschafteten ihr Land, das sie 1910 von ihrem Vater geerbt hatten.

1939 wurde das zweite antijüdische Gesetz in Ungarn verabschiedet, das die Einziehung der Güter jüdischer Grundbesitzer erlaubte. Die Brüder appellierten 1941 gegen die Beschlagnahme ihres Landes, insgesamt 310 Hektar. Ihr Anwalt war Dr. József Greiner, der Präsident der neologischen jüdischen Gemeinde von Pécs. Trotzdem konfiszierte der ungarische Staat das Léderers-Land. Sámuel Léderer und seine Frau Gizella wurden am 28. Mai 1944 in Auschwitz ermordet.

Informationen über Sámuel Léderer wurden während der Forschungsphase dieses Projekts aus zwei verschiedenen Sammlungen entdeckt: einem vom ungarischen Verteidigungsministerium erstellten Kartenkatalog der Arbeitsbataillone in Ungarn und einer Sammlung von Dokumenten des ungarischen Landwirtschaftsministeriums, über die Beschlagnahme von jüdischem Besitz in Ungarn.

Diese Tatsachen wurden nur durch eine gründliche Durchsuchung von Archiven in ganz Ungarn und durch die professionelle Anwendung einzigartiger Methodik und ausgefeilter Technologie entdeckt, die sie mit der umfangreichen Archivsammlung von Yad Vashem verband.

Gegenwärtig beherbergt das Yad Vashem-Archiv die umfassendste Sammlung von Holocaust-Ära-Dokumentationen in der Welt, zu der etwa 201 Millionen Dokumentenseiten gehören. Der Fall der Léderers zeigt, welche Informationen über ein Holocaust-Opfer gesammelt werden können, nachdem die Dokumente gefunden, gescannt, katalogisiert und indexiert wurden.

 

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Von am 26/10/2017. Abgelegt unter Israel. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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