Adolf Hitler hatte Benito Mussolini die absolute Überlegenheit und das Übergewicht an Macht zugestanden. Es blieb jedoch bei dieser Ankündigung, denn die Deutschen hatten besonders wirtschaftlich schnell alle Fäden in Händen. Und obgleich der Feldzug auf dem Balkan nur geführt wurde, um dem Bündnispartner Italien zu Hilfe zu kommen, wurde das Land unmittelbar zum Schauplatz grausamer Kriegsverbrechen. Griechenland hatte erst im Jahre 1827 seine Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich erreicht, garantiert wurde diese hauptsächlich von den Engländern. Die Großmächte aber wollten ein unabhängiges Griechenland aber nur als Monarchie akzeptieren, weshalb die Nationalversammlung am 17. März 1832 Prinz Otto von Bayern, den zweitgeborenen Sohn König Ludwigs I. von Bayern, zum König machte; – Otto I. Griechenland sollte bis 1974 Monarchie bleiben.
Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an bis nach dem Ende des Ersten Weltkrieges versuchte der griechische Staat, sein Territorium zu vergrößern. Man ging davon aus, dass ein großer Teil der Balkanländer sowie Kreta, Rhodos, Thessaloniki, Zypern, die Ägäischen Inseln, Thrakien und Konstantinopel zu befreien und Griechenland einzuverleiben seien. Zahlreiche Konflikte mit Bulgarien, Albanien und dem Osmanischen Reich waren die Folge. 1922 wurde die griechische Armee vor Ankara vernichtend geschlagen. 1923 wurde als direkte Folge ein radikaler Bevölkerungsaustausch vereinbart: 1,1 Millionen als Christen geltende Griechen wurden von Kleinasien nach Griechenland übersiedelt; 380.000 Moslems wurden aus Griechenland in die Türkei geschickt. Die seit der Antike existierende griechische Besiedelung Kleinasiens war damit Geschichte.
Nach den wechselhaften 1920-er und 30-er Jahren ernannte der König 1936 Ioannis Metaxas zum Regierungschef. Dieser suspendierte das Parlament, nachdem er Arbeiteraufstände blutig hatte niederschlagen lassen, und installierte ein autoritäres Regime. Nach der Kapitulation Griechenlands am 23. April 1941 gründeten die Deutschen eine Besatzungsbehörde. Unterstellt war diese dem „Bevollmächtigten des Reiches für Griechenland“, Günther Altenburg. Am 9. Juni bestellte Hitler Generalfeldmarschall List zum „Wehrmachtsbefehlshaber im Südosten“. Dadurch konnte die Übernahme aller entscheidenden Positionen in der griechischen Wirtschaft für deutsche Vertreter gesichert werden, bevor große Teile Griechenlands von Italien und Bulgarien besetzt wurden.
Die Aufteilung des Landes gestalte sich wie folgt: Über 70 Prozent, darunter Athen, der Peloponnes sowie die meisten griechischen Inseln, kamen unter italienische Besatzung. Bulgarien besetzte Ostmazedonien, die Inseln Thasos und Samothrake und annektierte einen Landstreifen westlich des Strymon. Bis zum Sommer 1941 hatte die Wehrmacht in Jugoslawien und Griechenland über 12.000 Soldaten verloren, das Kriegsziel, der Rückzug der Briten aus Griechenland, war erreicht worden. Die griechische Regierung war nach London geflohen, das Besatzungsregime war allerdings bald mit starkem Widerstand konfrontiert. Auch gegen die deutschen und italienischen Besatzungsmächte im territorial neu gegliederten Jugoslawien tobte ein für beide Seiten verlustreicher Partisanenkrieg.
Allerdings waren nicht alle Griechen den deutschen Besatzern feindlich gesinnt. In der deutschen Presse wurde von „Jubel und Blumen“ für die neuen Herren berichtet – die griechischen Nachkriegsquellen wiederum behaupten, dass das gesamte griechische Volk für die Okkupanten nur Hass, Wut und Abscheu übrig gehabt habe: lediglich eine Hand voll Kollaborateure hätten ihre Gesinnung verkauft..! Tatsächlich jedoch war es so, dass die Griechen den deutschen Eroberern weit wenige feindlich gegenüber standen als ein halbes Jahr zuvor den Italienern. Auch in Griechenland wurde die deutsche Wehrmacht ob ihrer Erfolge bewundert, für die Deutschen arbeitete auch die Kriegsmüdigkeit der Griechen.
Vielfach war man der Meinung, mit dem Krieg gegen Italien habe man genug an Widerstand geleistet, jetzt sei es keine Schande, der „furchtbarsten Kriegsmaschinerie der Welt“ ehrenvoll zu unterliegen. All diese Meinungen aber mündeten in den weinigsten Fällen in eine konkrete Zusammenarbeit. Die rücksichtslose Herrschaft der deutschen Besatzer, deren Verschwendung von Ressourcen, deren Völlerei, während die Bevölkerung Hunger litt, besonders aber deren grausamer Vergeltungskrieg führte bald zur Bildung von Widerstandsgruppen. In den deutsch, italienisch und blugarisch besetzten Gebieten Griechenlands begannen Partisanen noch im Frühjahr 1941, gegen die Besatzer vorzugehen.
Maßgeblich für die griechische Partisanenbewegung waren – abgesehen von kleineren Widerstandsgruppen – zwei Gruppen mit unterschiedlich politischem Hintergrund: Aus der linksgerichteten Widerstandsgruppe EAM ging im Frühjahr 1942 die paramilitärische kommunistische Organisation ELAS unter Führung von Aris Velouchiotis hervor. Im Epirusgebirge gründete der ehemalige Oberst der griechischen Armee Napoleonas Zervas die national-republikanische EDES. 1942 verfügten beide Gruppen, ELAS und EDES gerade einmal über wenige hundert Kämpfer und waren nur schlecht mit Waffen ausgerüstet. Auch die Unterstützung aus der Bevölkerung war verhalten.
Die sollte sich jedoch rasch ändern: Im Sommer 1943 verfügte die ELAS über rund 16.000 Kämpfer, die EDES über 7.000. Ein Jahr späte hatte sich die die Anzahl bei der ELAS verdreifacht, bei der EDES verdoppelt. Die Engländer versorgten beide Partisanenverbände mit Waffen, Kleidung, Schuhen und Nahrungsmitteln. Hunderttausend Griechen unterstützten bald auf irgendeine Art und Weise die ELAS bzw. ihre Dachorganisation EAM, die nationale Befreiungsfront, obgleich die Partisanen auch bei den eigenen Landsleuten aufgrund ihrer Rücksichtslosigkeit vielfach verhasst waren. 1943 landeten die Alliierten auf Sizilien, Mussolini wurde gestürzt, die Achse Rom-Berlin zerbrach und 270.000 Italiener kapitulierten. Deren Waffen und Ausrüstung fielen hauptsächlich der ELAS in Händen.
Die konkurrierenden Partisanen-Verbände nutzten diesen Vorteil aber nicht, sondern kämpften im Winter 1943/44 gegeneinander um die Vorherrschaft in Griechenland. Die ELAS hatte die EDES-Truppen Ende 1943 angegriffen. Diese Fehde nutzte wiederum die deutsche Wehrmacht für einen umfassenden Schlag gegen die griechischen Partisanen, was den fast gänzlichen Zusammenbruch der EDES zur Folge hatte. Die Kluft, die sich durch Griechenland zog, wurde mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht geschlossen. Bis 1949 forderte ein erbitterter Bürgerkrieg weitere Opfer. In den Jahren der deutschen Besatzung in Griechenland (1941-1944) wurden zahlreiche Verbrechen an der Zivilbevölkerung begangen.
So wurde etwa am Nachmittag des 10. Juni 1944 die Dorfbevölkerung von Distimo, die nicht rechtzeitig in die Berge fliehen konnte,, schwer misshandelt, die Frauen und Mädchen vergewaltigt und 218 Menschen grausam ermordet. Meist wurden derartige Verbrechen der „Großdeutschen Wehrmacht“ als „gerechte Vergeltungsmaßnahmen“ deklariert, so auch im Dorf Kalavryta. Nach griechischen Angaben verübte die Wehrmacht hier am 13. Dezember 1943 ein bestialisches Massaker. Rund 1.200 Bewohner wurden ermordet, weil Partisanen der ELAS 80 deutsche Soldaten gefangen genommen und rücksichtslos erschossen hatten. Insgesamt wurden etwa 70 – 80.000 Griechen im Partisanenkrieg oder bei Vergeltungsaktionen von deutschen, italienischen und bulgarischen Truppen getötet, rund 1.700 griechische Dörfer zerstört. Die Massaker in den Orten Distomo, Kalavryta, Saloniki und über 100 anderen Orten waren keine Ausnahmen. Ebenso war die Ermordung der griechischen Juden – 60.000 von 72.000 – Bestandteil der „Endlösung“.
Von Rolf von Ameln
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