Die „National Zeitung“ schreibt am 13. Januar 1937 in seinem Beilageteil „Junge Nation“, Amtliches Nachrichtenblatt der Hitlerjugend, Gebiet Ruhr folgenden Artikel:
Landdienst ist Ehrendienst am Volk. Im Dezember sind sie zurückgekommen, Jungen und Mädel, die ein halbes Jahr dem deutschen Bauern geholfen haben. Nun sitzen wir mit ihnen zusammen und sie erzählen, alte Briefe, die von der Landdienstarbeit erzählen, werden ausgekramt, lustige Bilder vom Feierabend kommen zum Vorschein. Man hat ja auch so viel erlebt in den sechs Monaten, wie schnell doch die schöne Zeit vorbei war. Da waren drei Mädel aus dem BDM., sie kannten sich schon lange, es war ein richtiges Kleeblatt. Als sie davon hörten, daß sie die Möglichkeit hatten, einmal für einige Monate aufs Land zu fahren um dort zu arbeiten, stand ihr Plan fest.
Sie gingen zu ihrer Führerin, und schon bald bekamen sie einen Einberufungsschein für den Landdienst. Das größte Interesse hatten sie natürlich für den Ort, in dem sie arbeiten sollten, da stand groß auf dem Schein: Calbe a.d. Saale (Sachsen-Anhalt). Daß es einen Ort Calbe gab, lasen sie heute zum ersten Mal. Nun sollten sie uns erzählen, mit welchen Gedanken sie hinausfuhren und was sie erlebten: „Es war morgens 6 Uhr, als wir drei in den Zug einstiegen, der uns weit weg von der Großstadt aufs Land bringen sollte. Unsere Stimmung war ja prima, daran konnte auch der Regen nichts machen, der den ganzen Tag nicht aufhörte. Wir waren sogar ganz feine Leute und fuhren D-Zug.
Gespannt waren wir alle wie ein Regenschirm, denn Landdienstarbeit war ja für uns ein vollkommen fremder Begriff. Wenn man zu dreien ist, dann vergeht die Zeit noch mal so schnell; Dortmund, Hannover, Braunschweig und Magdeburg durcheilte unser Zug. Mittags um vier Uhr waren wir da. Der Ortsbauernführer empfing uns. Um zu unserer neuen Arbeitsstätte zu gelangen, mußten wir noch mit dem Omnibus fahren. Wir wurden auf drei Arbeitsplätze verteilt. Müde von der langen Fahrt legten wir uns frühzeitig zu Bett in gespannter Erwartung, was uns die kommenden Tage bringen würden.“ – „…4.30 Uhr! Aufstehen! Ach, jetzt raus, und in dem Bett war es doch so angenehm.
Eine Stunde später stand ich schon auf dem Feld und versuchte Weizen aufzustellen. Das war ja eine Sache! Alle Arbeit muß erlernt sein, und darum war das Erstaunen der anderen auch gar nicht so groß, als ich die Garben zuerst immer auf den Kopf stellte. Gelacht haben die natürlich, darum bemühte ich mich, den anderen möglichst viel abzusehen, und dann hat es natürlich auch geklappt. Mittagessen war eine ganz große Sache. Die Arbeit war ja in der ersten Zeit nicht sehr leicht, dafür aber war der Hunger groß. Die Ruhepause tut ordentlich gut, denn ich muß mich ja erst an die Arbeit gewöhnen. Die Gruppenführerin besuchte mich auch, wir hatten nämlich noch kein geschlossenes Lager, wie es in anderen Orten vielfach ist.
Abends fanden wir uns dann im Dorf zusammen und hielten unseren Heimatabend. Das waren immer lustige Stunden. Unsere Kameradinnen waren aus allen Gauen Deutschlands; Saarpfalz, Berlin, Magdeburg und das Ruhrgebiet waren vertreten.“ Dorfgemeinschaftsabend: „Eines Tages flatterte mir ein Zettel auf den Tisch: Einladung zum Dorfgemeinschaftsabend. Da war die ganze Einwohnerschaft unseres Dorfes vertreten, alt und jung. Zur Feier des Tages hatten wir unser Volkstanzkleid angezogen. Es war wie eine große Familienfeier und wir gehörten mit zur Familie. Manche Bäuerinnen kamen in ihren alten Trachten: schwarze Röcke, blaue Mieder und dazu große weiße Hauben.
Wir hatten uns schnell eingelebt, wenn wir auch die Volkslieder, die in bunter Reihenfolge auf Platt gesungen wurden, nicht verstanden. Ein Treckjack spielte zum Tanz auf, und wir erzählten den Bauern von unserer Heimat. Schön war vor allen Dingen, daß uns die Bauern nicht als Außenseiter betrachteten, wir gehörten einfach mit zu der großen Dorffamilie.“ Viele Briefe sind aus dem Landdienst an uns geschrieben worden. Einige Auszüge sind interessant, die unseren Volksgenossen, die teilweise eine falsche Auffassung haben, was denn eigentlich der Landdienst ist, ein rechtes Bild zu geben: „…die Erntezeit war eine anstrengende Zeit, aber es gab viel Freude dabei.
Ich steche die Fuhren ab und werfe sie in die Dreschmaschine. Auf unseren Feldern arbeiten auch Jungen vom Hitler-Jugend-Landdienst, die einige Kilometer von hier zu 25 Jugendgenossen in einem Lager zusammengefaßt sind. Beim Dreschen kam ich so richtig ins Schwitzen, und Staub habe ich auch viel geschluckt, aber es macht nichts, „im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen“, so sprach mein Bauer. Bei dem muß man flink sein. Mit den Rüben sind wir im Oktober fertig geworden. Mensch, das war eine dumme Sache, die Erde war schon teilweise gefroren, aber man ist mutig und sagt sich immer wieder: Du bist ein BDM-Mädel und darfst hier kein Frosch sein, und dann ging es ganz gut.“
So urteilen Jungen und Mädel, die in den vielen Gruppen des HJ-Landdienstes untergebracht sind. Der Landdienst ist heute eine Berufsmöglichkeit geworden, denn die Jungen und Mädel bekommen den Lohn als Landarbeiter. Dem Landdienstler steht die Erlernung des landwirtschaftlichen Berufes offen, z.B. Melker, Schäfer, Pferdeknecht usw.. Bewährte Jungen und Mädel bekommen Freistellen in den Bäuerlichen Werkschulen. Einem Teil steht später auch der Weg zur bäuerlichen Siedlung offen. Diese Tatsachen sind noch Millionen unseres Volkes unbekannt, ebenso wissen viele Volksgenossen noch nicht, was für ein Wert in Landdienstarbeit steckt für die Wiedergesundung unseres Bauerntums. Die Rückführung der Stadtjugend, die in der Stadt nur wenig Möglichkeit hat, einen Beruf zu ergreifen, aufs Land ist eine Pionierarbeit der Hitler-Jugend. Landdienst ist Ehren- und Pflichtdienst am deutschen Boden.
Aus dem Wort „Pflichtdienst“ resultiert wahrscheinlich auch das Wort „Zwangsverpflichtung“, als die Nazis infolge des von ihnen angezettelten Krieges die deutsche Jugend für andere Aufgaben missbrauchte: Flakhelfer/innen, Meldegänger/innen, und vieles andere mehr. Und sie alle glaubten an den „Führer“, der sie in den Untergang schickte.
Von Rolf von Ameln
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