Am Mittwoch, den 14. Januar 1934 schreibt der „Hannoversche Kurier“ einen geschichtlichen Beitrag, der hier wiedergegeben werden soll: Kostbarkeiten und Kleiderluxus einer orientalischen Fürstin vor 5000 Jahren. Vor fünftausend Jahren, wenn es nicht noch etwas länger her ist, lebte in einer Residenzstadt am Euphrat, in Ur in Chaldäa, eine Königin namens Shub-Ad. Wenn sie bei feierlichen Gelegenheiten am Hof vor allem Volk erschien, war sie kostbar angezogen und herrlich geschmückt. Die schminkte sich. Türkisblaugrün ließ sie sich von ihren Hofdamen das Gesicht anmalen. In kinderhandgroßen goldenen Schalen, in Form geriefelter Muscheln wurde ein parfümierter Farbstoff aufbewahrt.
Um die mächtige künstlich geformte Staatsperücke trug sie ein goldenes Diadem, ein breites Goldband mit großen goldenen Ringen daran, einen Kopfputz dazu mit goldenen ganz naturlalistisch geformten Erlenblättern und Blumen aus Gold, Bergkristall, Carneol und Lapislazuli. Darüber thronte ein riesiger Kamm, wie ihn die Spanierinnen tragen, auch aus Gold mit ebensolchen Blumen, vornüber knickend daran. In den Ohren doppelte sehr dicke Ohrringe in Bananenform, um den Hals eine dreifache Schnur aus Perlen und Halbedelsteinen mit einem kreisrunden Schmuckstück in der Mitte, eine stilisierte Blüte, geometrisch geschnittene Blätter, Halbedelstein auf Goldgrund.
An jedem ihrer Finger ein goldener Ring. Ihr Gewand bestand aus Perlschnüren, dicht an dicht, eine Schnur neben der anderen, sonst nichts, nur Perlenschnüre aus kleinen Kugeln, immer abwechselnd eine aus Gold, eine Muschelperle, eine aus Carneol, eine aus Bergkristall, eine aus Lapislazuli. Es muss sehr geklirrt haben, wenn sie ging. An einer Seite war das Kleid offen. Im Bedarfsfalle konnte es geschlossen werden durch eine große Spange, geschnitten aus einem Stück Bergkristall und einem Stück Lapislazuli. Ihr Strumpfband, ziemlich weit übigens, war einfacher. Es bestand aus einem ähnlichen Band wie die Perlenschnüre ihres Kleides. Ob Shub-Ad schreiben konnte, weiß man nicht.
Vielleicht überließ sie dies den Priestern und Sternguckern. Die konnten schreiben und ihr Name steht auf einem Siegel verzeichnet, das man in ihrem Grabe gefunden. Keine Hieroglyphenschrift oder sonstige Bilderschrift, auch nicht Ideogramme, sondern in richtiger Silberschrift, in Keilschrift. Begraben hat man die Königin tief unten in einem steilen Schacht, zwölf Meter unter dem heutigen Erdboden, in einem aus Ziegelsteinen gemauerten Grabschrein. Eine Kuppel wölbt sich darüber, aber keine Scheinkuppel mit überkragenden Steinringen, wie sie zweitausend Jahre später an den sogenannten Schatzhäusern in Mykenä, die aber auch Gräber sind, vorkommt, sondern ein echtes richtig konstruiertes Gewölbe aus schräg geschnittenen Ziegeln, mit Schlussstein und allem, was dazu gehört.
Also wölben konnten die Baumeister am Euphrat auch damals schon, und hier haben es dann die anderen Völker alle gelernt. In dies Grab nun, in dem ihre Mumie beigesetzt wurde, schüttete man einen Reichtum von kostbaren Dingen: Eine silberne Barke für die Fahrt über den Todesfluss, ihren Trinkbecher, aus Gold getrieben, geriefelt und gehämmert, Gefäße mit Fischgrätenmustern verziert, dies alles in Formen, die aufs Haar genau so aussehen wie englische Silber aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts, im sogenannten „Königin-Anna-Stil“, oder Goldgefäße wie frühes Empire, aber mit Griffen aus Bergkristall und Lapislazuli. Den Knopf ihrer Haarnadel bildet das Figürchen eines sitzenden Affen, fingernagelgroß nur, aber so schön als Kunst, wie nur irgendein ägyptischer Pavian aus der besten Zeit ägyptischer Kleinskulptur.
Natürlich gab man ihr auch ihre Harfe mit, ein riesiges Instrument aus Holz mit goldenen gemeißelten Tierköpfen daran, Löwe und Stier, und mit Bildern in eingelegtem Perlmutter, Tierfabeln darstellend, aber sehr nobel gezeichnet und fein bewegt. Ihr hölzerner Schlitten war ähnlich geschmückt, die goldenen Tierköpfe daran haben Augen aus Lapislazuli. Aber man fuhr damals nicht nur im Schlitten, sondern kannte auch schon den Wagen mit richtigen Rädern. Die Zügel für die Maultiere oder Esel liefen durch silberne Führungsringe. Auf denen stehen kleine Figuren, silbergetrieben, ein Stier und ein Esel. Die sind als Kunstwerke im Aufbau, Modellierung und Bewegung so meisterhaft wie das beste Ägyptische und so lebendig wie noch zweitausend Jahre jüngeren Dinge in Kreta und Mykenä.
Auch ihres Hofstaates durfte die Königin im Jenseits nicht entbehren. Als sie starb, musste eine Schar ihrer Hofdamen mit ins Grab. Sie wurden köstlich geschmückt in der Gruft bei der Bestattungsfeier erdolcht oder vergiftet. Menschenopfer beim Tode der Fürsten waren im ganzen Orient, außer vielleicht bei den späteren milden Ägyptern, durchaus üblich. Achill verbrannte bei der Leichenfeier seines Freundes Patrokolos eine anzahl Gefangener und noch als die Goten dem Alarich sein Grab im Fluss schaufelten, musste mancher seiner Leute, der eben noch im Licht atmete, mit ihm hinüber ins Jenseits. Wie jener König hieß, dem Shud-Ad ihre Hand als erste Gemahlin gereicht hatte, ist nicht bekannt.
Sein Grab hat man vollkommen ausgeplündert. Auch ihm waren Menschenopfer gebracht worden unten im Schacht, seine Garde, seine Kurtisanen, seine Wagenführer. Zwei seiner Edlen haben sich den Tod abgekauft durch teure Skulpturen, Widder aus Gold und Silber, Lapislazuli und Perlmutter, im Dornbusch. Er muss aber, dieser König des vierten vorchristlichen Jahrtausends in Mesopotamien, der Herr eines sehr mächtigen und ausgedehnten Reiches gewesen sein, dieses ältesten Reiches der Sumerer. Nachfolger von ihm führten den Titeil „König der Könige, König der vier Weltgegenden, Herr von Aklod und Sumer“. Wahrscheinlich ein Mann aus nichtsemitischem Blut, und vielleicht auch Oberpriester seines Reiches, in dem der höchste Gott in Gestalt eines Stieres verehrt wurde.
Ein mächtiges goldenes Stierhaupt mit einem Bart aus Lapislazuli ward bei den Gräbern gefunden, so schön wie das schönste aus Kreta, sechzig Menschenalter später. Mindestens über weitreichende gesicherte Handelsbeziehungen muss dieses Reich verfügt haben. Das so reichlich am Königshof verwendete Gold gab es nur in Kleinasien, den damals womöglich noch kostbareren Lapislazuli-Stein nur im Hindukusch-Gebirge. Der Esel, der hier zuerst auftaucht, stammt aus Turkestan und das gelegentliche Vorkommen des Bären in den bildlichen Darstellungen lässt an die Einwirkung nordischer Elemente auf diese künstlerisch so hoch stehende Kultur denken, diese Kultur, die in der Epoche des vordynastischen Ägypten ihre blüte schon erlebt hatte.
Woher aber diese Alt-Sumerer stammten, weiß man noch nicht. Urbevölkerung im Zweistromland scheinen sie nicht gewesen zu sein, sondern Zugewanderte, hier sesshaft geworden in den ewigen Kämpfen zwischen Wüste und Flusstal, zwischen Steppe und Oase. Viele Spuren weisen auf eine Herkunft aus dem Osten, aus einem gebirgigem Lande. Und die Hochebene von Iran, in Mittelasien, rückt als Kulturwiege wieder in das Blickfeld der Menschheit. Dort, wo das Paradies gelegen haben soll.
Ob dieser Beitrag der Wahrheit entspricht, kann hier s o nicht bestätigt werden.
Von Rolf von Ameln
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie uns bitte mit einer Spende, oder werden Sie Mitglied der Israel-Nachrichten.
Durch einen technischen Fehler, ist die Kommentarfunktion ausgeschaltet!
Leserkommentare geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Wie in einer Demokratie ueblich achten wir die Freiheit der Rede behalten uns aber vor, Kommentare nicht, gekuerzt oder in Auszuegen zu veroeffentlichen. Anonyme Zuschriften werden nicht beruecksichtigt.