Die Negev Wüste macht etwa 60 % unseres Staatsgebietes aus. Trotzdem leben nur ca. 10 % der Bevölkerung in diesem kargen Dreieck zwischen dem Mittelmeer auf der Höhe von Ashkelon und dem Toten Meer und auf der Höhe von En Gedi im Norden und Eilat im Süden.
Beer Sheva ist der Hauptort, eigentlich muss man heute von Hauptstadt sprechen, des grössten Gebietes von Israel. Mit mehr als 200.000 Einwohnern gehört sie zu den grössten Städten des Landes. Im Laufe der letzten Jahrzenten gelang es Beer Sheva, sich zu einer pulsierenden Stadt zu entwickeln. Im Süden hat sich ein Industriegürtel angesiedelt. Die Ben Gurion Universität im Negev ist eine der modernsten Universitäten in Israel. Perspektivisch steuert die Stadt 500 bis 600.000 Einwohner an. Die räumliche Vergrösserung der Stadt ist problemlos möglich, nachdem sich im Umfeld kaum besiedelte Gebiete befinden und nur der Süden der Industrie vorbehalten werden soll.
Teile des Stadtgebietes, so belegen die Ausgrabungen, gehen auf das 4. Jahrtausend BCE zurück. Den Namen Beer Sheva erhielt die Stadt, nachdem dort Abraham und Abimelech, der König von Gerar, einen Vertrag geschlossen hatten:
Bereshit 21:27 – 31
27 Da nahm Abraham Kleinvieh und Rinder und gab sie Abimelech, und sie schlossen beide einen Bund. 28 Und Abraham stellte sieben junge Schafe der Herde besonders. 29 Und Abimelech sprach zu Abraham: Was sollen diese sieben jungen Schafe, die du besonders gestellt hast? 30 Und er sprach: Die sieben jungen Schafe sollst du von meiner Hand annehmen, damit es mir zum Zeugnis sei, daß ich diesen Brunnen gegraben habe. 31 Daher nannte man diesen Ort Beerseba, weil sie beide daselbst geschworen hatten.
In Richter 20,1 findet man einen Hinweis, dass in Beer Sheva die südliche Siedlungsgrenze der Israeliten war. „Alle Israeliten von Dan bis Beerscheba und auch die Bewohner von Gilead kamen herbei und die Gemeinde versammelte sich einmütig beim Herrn im Mizpa.“
Der Norden der Negevwüste kann noch als recht fruchtbar bezeichnet werden. Hier findet man eine dünne Lössschicht, die die permanente landwirtschaftliche Nutzung ermöglicht. Durch die gezielte und schonende Tröpfchenbewässerung und den Einsatz von entsalztem Wasser wird die Trockenwüste immer weiter nach Süden verschoben. Beer Sheva darf sich noch über 200 mm Niederschläge im Jahr freuen.
Hier beginnt die Trockenwüste, die südlich von Sde Boker, dem Altersrefugium von David Ben Gurion und seiner Frau Paula, in eine Extremwüste übergeht. Eilat, der südlichste Ort in Israel, bekommt, wenn überhaupt, nur mehr 30 mm Regen. Überflutungen, wie im heurigen Winter sind wirklich ein Jahrhundertereignis.
Im Süden der Stadt wachsen Beduinensiedlungen immer mehr den Aussenbezirken der Stadt entgegen. Der Industriegürtel und die Ureinwohner der Wüste kämpfen hier um Expansionsmöglichkeiten.
34 % der Bevölkerung des Süddistrikts sind Beduinen. Sie leben hier seit Jahrhunderten. Aus dem ehemals nomadischen Volk hat sich im Laufe der Zeit ein halbnomadisches entwickelt. Traditionell leben die Stämme von Viehzucht, obgleich sie sich selber überwiegend vegetarisch ernähren. Neu hinzugekommen als Berufszweige sind Web- und Stickarbeiten bei den Frauen und Arbeitsplätze im Tourismus für Männer. Bereits in den 60er Jahren wurden vom Staat Israel Versuche unternommen, die Beduinen in eigens für sie erbauten Städten anzusiedeln. Nicht immer gelang diese vielleicht gut gemeinte, aber an der Tradition der Menschen vorbeilaufende Planung. Nach wie vor gibt es im Dreieck Arad-Dimona-Beer Sheva 35 unbewilligte Beduinen Siedlungen. Und leider gibt es immer wieder unschöne Szenen, wenn die Bulldozer kommen und die Wellblechhütten abreissen. In den letzten Jahren stieg die Akzeptanz der Beduinen für die neuen Siedlungen langsam an. Fährt man entlang des Beduinendreiecks, ist auffallend, wie sauber die neuen Siedlungen aussehen und wie man sich auch in den kleineren Siedlungen bemüht, den Anschluss an das moderne Leben nicht zu verpassen. Sonnenkollektoren sichern die Stromversorgung, Sonnenboiler garantieren Warmwasser rund um die Uhr. Nur das Wasser selbst muss mit Tankwagen in die unbewilligten Siedlungen gebracht werden, Israel schliesst diese nicht an die kommunale Infrastruktur an.
Immer sind NGO Aktivisten vor Ort, die das Geschehen dokumentieren. Und immer wieder folgt die laute Klage gegen Israel. Bilder, die von den NGOs über das Internet verbreitet werden, zeigen ein hässliches Bild von Israel. Dass es eben immer auch eine zweite Seite gibt, die verschwiegen wird, liegt in der Natur der Israel-feindlichen NGOs.
Aber warum haben sich die Beduinen bereits zur Zeit der Ottomanen geweigert, ihre Landstücke eintragen zu lassen? Sie haben zwar die Zeichen der Zeit erkannt, wurden halbnomadisch und irgendwann auch sesshaft, aber den Anspruch auf ihr Land haben sie nie dokumentiert. Böse Zungen behaupten, sie wollten sich vor der Zahlung der Grundstück Steuern drücken. Sollte das so sein, so hat man sie schlecht beraten.
Beduinen gehören zu Israel wie alle anderen Bürger auch. In der IDF sind sie voll integriert, obwohl sie keinen Militärdienst ableisten müssen. Ihr Leben in der Wüste, aber auch ihre spezielle halbnomadische Lebensweise hat sie dazu prädestiniert, als Spurensucher eingesetzt zu werden. In diesem Bereich sind sie einfach unschlagbar.
Wie weit die Integration der Beduinen in das israelische Leben vorangeschritten ist, zeigt ein gerade heute veröffentlichter Zeitungsartikel. Ein Beduinenpaar mit drei Kindern wurde als vollwertiges Mitglied eines traditionellen Kibbuz im Norden des Landes aufgenommen. Vor wenigen Jahren wäre das noch undenkbar gewesen.
Doch sind die Beduinen die einzigen Wüstenbewohner, die einen Anspruch erheben dürfen, „schon immer“ dort gewesen zu sein?
Das „schon immer“ ist das, was die UNESCO notorisch versucht, gegen Israel einzusetzen. Keine Verbindung zu Jerusalem, keine zum Tempelberg und nun als Neuestes, keine zu Hebron. Obwohl, wie wir in Bereshit, 23; 15 lesen können: „Mein Herr, höre doch mich! Das Feld ist vierhundert Lot Silber wert; was ist das aber zwischen mir und dir? Begrabe nur deinen Toten! 16 Abraham gehorchte Ephron und wog ihm das Geld dar, das er gesagt hatte, daß zuhörten die Kinder Heth, vierhundert Lot Silber, das im Kauf gang und gäbe war. 17 Also ward Ephrons Acker, darin die zwiefache Höhle ist, Mamre gegenüber, Abraham zum eigenen Gut bestätigt mit der Höhle darin und mit allen Bäumen auf dem Acker umher, 18 daß die Kinder Heth zusahen und alle, die zu seiner Stadt Tor aus und ein gingen. 19 Darnach begrub Abraham Sara, sein Weib, in der Höhle des Ackers, die zwiefach ist, Mamre gegenüber, das ist Hebron, im Lande Kanaan. 20 Also ward bestätigt der Acker und die Höhle darin Abraham zum Erbbegräbnis von den Kindern Heth.“
Wessen Zeugnis, dass Hebron das jüdische Erbe par excellence ist, könnte mehr gelten, als das unseres Stammvaters Abraham? Die Abraham-Erzählungen der Thora lassen den Rückschluss auf ein Entstehen um 2000 BCE zu.
Der Zin Fluss, an den grünen Ufern erkennt deutlich das vorhandene Restwasser
Am Machtesch Ramon, dem grössten Erosionskrater im Negev
Um 1000 BCE, zurzeit König Salomons, bewohnten israelitische Stämme die Negev Wüste. Dies wurde durch Ausgrabungen von kleineren Siedlungen um Beer Sheva herum nachgewiesen.
Um das 6. Jahrhundert BCE eroberten die aus Arabien stammenden Nabatäer das Gebiet und vertrieben die Israeliten. Gesichert ist die Anwesenheit der Nabatäer in der Zeit von 312 BCE bis 328 CE. Woher dieses Volk stammte, wird nur vermutet. Gesichert ist jedoch, dass sie sich um 500 BCE auch im heutigen Petra und in Edom, am südlichen Toten Meer und heute auf jordanischem Boden gelegen, niederliessen.
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von Esther Scheiner
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