„..der Mensch braucht eine Heimstatt, um sich heimisch zu fühlen.“ Diese Worte stammen aus der Feder von Paul Hefty, Alumni des Ungarischen Gymnasiums Burg Kastl in Bayern.
Diese katholische Internatsschule sollte für den jungen Miklós die Startbasis für ein akademisches Leben werden. Das zumindest war der Plan seiner Eltern.
Im September 1954 in Budapest geboren, erlebte der zweijährige Miklós zusammen mit seiner vier Jahre älteren Schwester Olga den Ungarnaufstand. Das bürgerliche Ungarn lehnte sich gegen die Regierung der kommunistischen Partei und die Besatzungsmacht Sowjetunion auf. Es herrschten kriegsähnliche Zustände. Die beiden Kinder mussten in der Wohnung der Eltern erleben, wie eine Panzergranate in ihr Elternhaus einschlug und dieses ausbrannte. Zum Zeitpunkt des Einschlages waren die beiden Kinder allein in der Wohnung. Sie wurden von russischen Soldaten in letzter Minute in den Keller des Hauses gebracht, wo sie bange Tage verbringen mussten.
Miklós’ Vater Egon, ein Holocaustüberlebender, der Auschwitz überlebt hatte und im April 1945 von der US Armee in Dachau befreit wurde und seine Mutter Livia, der zwar das KZ erspart geblieben war, die aber fast ein Opfer der faschistisch-antisemitischen Pfeilkreuzler geworden wäre, beschlossen, dass Ungarn, ihr Heimatland und das ihrer Kinder nicht länger ein sicherer Ort sei, und flohen in die Schweiz.
Diese Flucht markierte den ersten Wendepunkt im Leben von Miklós. Die ungarische Regierung, oder besser, das was von ihr noch übrig war, entzog allen illegalen Flüchtlingen – und legale Flüchtlinge gab es nicht – die Staatsbürgerschaft. Familie Rózsa wurde staatenlos. Ein Status, der sich für Miklós erst nach 44 Jahren wieder ändern würde.
Staatenlose dürfen Steuern zahlen. Staatenlose dürfen aber nicht frei und unbeschränkt reisen. Vor allem dieses Faktum beeinträchtige Miklós für viele Jahre.
Für Familie Rózsa begannen harte Jahre.
Miklós begann seine typisch Schweizer Schulkarriere: Kindergarten, Primarschule und die Entscheidung, wohin der Weg gehen soll. Das Schweizer Schulsystem machte es den Kindern noch nie leicht, gemeinsam mit den Eltern, geschweige denn, allein, die beste Entscheidung zu treffen. Heute spricht man von einem „durchlässigen“ System. Das soll denen, die es im ersten Anlauf nicht gewollt oder geschafft haben, helfen den Weg zu einer Matura zu ebnen. Miklós wollte nicht. Trotzdem bestand er die Prüfungen, die den Weg zu einer höher bildenden Schule freimachten, wenn auch mit Verspätung.
Sein Vater hatte mittlerweile von Deutschland eine „Wiedergutmachungszahlung“ in Höhe von 30.000 DM erhalten. Ein lächerlicher Betrag für etwas, was nicht mit Geld abzugelten ist: Demütigungen, Qualen, Angst und ein nie wieder heilbares Trauma.
Aber eine für damalige Zeiten unglaubliche Summe. Die Eltern, Egon und Livia konnten ihre wirtschaftliche Situation dahingehend verbessern, dass sie die kleine Boutique „Livia“ in einem gutbürgerlichen Quartier von Zürich eröffneten und auch ihren Wohnsitz dorthin verlegten.
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von Esther Scheiner
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