Was haben wir nicht alles schon über Gaza gehört.
Gaza ist von Israel besetzt. Falsch! In Gaza lebt kein einziger Israeli.
Gaza ist das grösste Freiluftgefängnis der Welt. Falsch! Der Grenzübergang Erez ist tagtäglich geöffnet, rund um die Uhr.
Israel verhindert die Einreise aus Gaza nach Israel. Falsch! Die Terrororganisation Hamas verhindert die Ausreise auch in humanitär oder medizinisch notwendigen Fällen.
Israel blockiert jeden Warenfluss nach Gaza. Falsch! Israel lässt tagtäglich Dutzende von Tonnen an Baumaterial, Lebensmitteln, Koch- und Heizgas, Medikamenten und anderen Gütern über den Übergang Shalom nach Gaza.
In Gaza ist das Leben ohne jede Frage vielerorts sehr viel schwieriger, als wir es gewohnt sind. Immerhin drängeln sich auf 360 km2 knapp 1.9 Millionen Einwohner. Eine durchschnittliche Bevölkerungsdichte von 5.300 p/km2. Das ist viel.
Von der Gesamtbevölkerung werden 1.3 Millionen den von der UNWRA betreuten Flüchtlingen aus den Jahren 1948/49 zugerechnet. Sie leben in acht Flüchtlingslagern, von denen das „Beach Camp“, auch Al-Shati Camp genannt, mit knapp 82.000 Bewohnern auf 1 Km2 (!) das am dichtesten besiedelte ist.
In Gaza City leben auf 45 km2 mehr als 550.000 Menschen, was einer Bevölkerungsdichte von über 12.000 entspricht. Das moderne Gaza gehört sicher zu den am dichtesten bevölkerten Städten der Welt und unterscheidet sich kaum von einer anderen modernen Grossststadt. Bei den Operationen der IDF gegen den Terror der Hamas kam es zu keinerlei Schäden an den Gebäuden oder der Infrastruktur. Das ist erstaunlich!
Die Mehrheit der Bevölkerung des gesamte Gaza Streifens verteilt sich auf Gaza City, Kfar Yunis und Rafah. Diese Zahl darf allerdings nicht absolut gesehen werden. Zwischen den dicht besiedelten Gebieten gibt es Regionen, die fast menschenleer sind. Doch dahin will niemand ziehen: entweder, weil sie so dann wahrscheinlich ihren vererbbaren Flüchtlingsstatus verlieren würden, oder weil eben das Land dort noch nicht erschlossen ist und den Ansprüchen an ihren Lebensstandard nicht entspricht.
Zum Vergleich. In Bnei Brak, einer vorwiegend von Orthodoxen bewohnten Stadt neben Tel Aviv, leben 22.400 Menschen pro km2, in Monaco sind es 18.000, in Hongkong knapp 6.500, in München 4.600, in London 5.400, in Zürich in etwa 4.000 und in Berlin in etwa 3.900.
Wo also liegt das Problem? Zu viele Menschen oder zu wenig Platz?
Gaza ist einfach anders. Es scheint eine Parallelgesellschaft zu geben. Die Schere zwischen Arm und Reich, gebildet und ungebildet, scheint sich immer mehr zu öffnen.
Jeder, der kann, wandert aus, oder hat zumindest einen zweiten Wohnsitz im Ausland. Katar ist das Lieblingsland. Von dort fliessen die Gelder an die Hamas, dort können die Oberterroristen in Saus und Braus leben.
Hamasapologeten erhalten die finanziellen Mittel, um sich Baustoffe für den Wiederaufbau kaufen zu können. Gratis von Israel in den Gazastreifen geliefert und von der Hamas beschlagnahmt. Und nicht nach Dringlichkeit, sondern nach Gutdünken von der Hamas weiterverkauft. Eine Tonne Zement kostet US$ 15. Viel Geld für diejenigen, die nichts haben.
Wer nicht ganz oben in der Hierarchie steht, der hat sich zumindest eine supermoderne Wohnung in Gaza City gekauft. Das Geld hierfür stammt grossteils aus dem Verkauf von Waren, die über die Schmuggeltunnel von Ägypten aus eingeführt wurden. Auch die wurden gewinnbringend mit 20%iger Steuer verkauft. Es hat lange gebraucht, bis Ägypten begann, die Tunnel systematisch zu zerstören. Gänzlich gestoppt werden konnten aber die Lieferungen nicht.
Das Immobiliengeschäft in Gaza boomt. Auch hier sind es Hamasgetreue, die das Geschäft unter sich aufteilen. Die Rosinen picken sich die Oberhamasniks heraus. Hamasführer Ismael Haniyeh hat ein Grundstück im prosperierenden Rimal an der Küste mit 2.500 m2 zum Preis von US$ 4 gekauft und es gleich auf seinen Sohn eintragen lassen. Weitere Liegenschaften sind auf die Namen von Verwandten eingetragen.
Ausgenommen von seiner Grosszügigkeit dürften nur seine drei Schwestern und deren Kinder sein. Sie sind israelische Staatsangehörige und leben in der Beduinen Stadt Tel as-Sabi. Einige ihrer Kinder haben den Militärdienst bei der IDF absolviert.
Wer in Gaza im oberen Mittelstand oder Luxus lebt, der möchte auch eine entsprechende Infrastruktur vorfinden. Hotels bis hinauf in den 5* Bereich sind deshalb vorhanden.
Das Al Mashtal Hotel, 2011 mit grossem Brimbamborium eröffnet, dümpelt vor sich hin. Immerhin gibt es einen Eintrag im Tripadvisor vom 16. Mai 2016. Ob es noch geöffnet ist, oder schon geschlossen, wurde, Informationen dazu findet man nicht.
Die Homepage des Grand Palace Hotel verspricht viel , einige Seiten sind, obwohl bereits seit 2004 in Betrieb im Aufbau. Letzter Tripadvisor Eintrag 13. Juli 2011.
Das Blue Beach Resort scheint immerhin noch in Betrieb zu sein, der letzte Eintrag bei Tripadvisor stammt von Oktober 2016.
Reger Beliebtheit hingegen erfreut sich das Al Deira. Aufgrund seiner Nähe zum Strand und dem guten Preis-/Leistungsverhältnis war und ist das Hotel bei ausländischen Journalisten sehr beliebt. Ob es Mythos oder Wahrheit ist, dass das Hotel und seine Umgebung währen, der letzten Gaza Operation für die IAF eine No-go-Area war, kann ich nicht belegen.
Hier kommt die Frau ins Spiel, über die ich berichten möchte. Mona Adnan Ghalayini wurde im Beach Camp, also dem Lager, in dem die schlechtesten Lebensbedingungen herrschen, geboren.
Auch dort scheint es eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zu geben, auf der einen Seite die, die nichts, wirklich gar nichts haben und die auch über keinerlei Zukunftsperspektive verfügen. Und dann auf der anderen Seite die, die nicht nur über regelmässiges, durchaus nennenswertes Einkommen verfügen, sondern auch eine liberale Weltanschauung. Eltern, die es erlauben, dass ihre Tochter sich in der Berufswahl frei entscheiden darf und, mehr noch, die Ausbildung im Ausland absolvieren kann. Die in muslimischen Familien akzeptieren Berufe wie: Lehrerin, Krankenschwester oder Verwaltung sind nicht das, was Mona als Traumberufe vorschwebt. Besonders wichtig und hilfreich ist für die junge Frau, die einen für eine Muslima ungewöhnlichen Weg geht, die familiäre Unterstützung, die sie, ebenso wie ihre Schwester spürt und die auch nach dem Tod des Vaters weitergelebt wird.
Mona verrät im Interview mit Palestine Pulse ihr Alter nicht, ein Hinweis kann sein, dass sie 1992 ihr Buchhaltungsdiplom in Jordanien erhält. Heute könnte sie in etwa Mitte 40 sein.
Warum Jordanien? Die von Arafat gegründete Al-Azhar University bietet doch sowohl Studiengänge als auch postgraduate Studien in allen Wirtschaftsfächern an. Aber, aufgrund der speziellen Situation in Gaza haben die Studenten nur stark eingeschränkten Zugang zu anderen wissenschaftlichen think tanks.
Mona hat ihre einmalige Chance genutzt. Heute ist sie in Gaza die prominenteste Businessfrau und die Einzige, die CEO von einer Gruppe ist, die Hotels, Restaurants und Hypermärkte betreibt.
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von Esther Scheiner
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