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Forschung: USA wussten von Nazi-Euthanasie und Vergasungen aber blieben stumm

Vor dem diesjährigen Internationalen Holocaust-Erinnerungstages am 27. Januar wurden neue Details darüber bekannt, wie viel die Franklin D. Roosevelt-Regierung über die Euthanasie-Politik der Nazis wusste und warum die USA nicht reagierten.

Der deutsche Historiker Thorsten Noack, beschreibt in der letzten Ausgabe der wissenschaftlichen Zeitschrift „Holocaust and Genocide Studies“, wie der berühmte Journalist William Shirer die systematische Durchführung der Tötung von Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen durch die Nazis öffentlich machte. Auf den Seiten des Life-Magazins und Reader’s Digest enthüllte Shirer Anfang 1941 schreckliche Details des Programms, das als Prototyp für die Massenmordtechniken des Holocaust dienen würde.

Zur Zeit von Shirers Artikel, waren Zehntausende von Deutschen mit körperlichen Behinderungen vom Hitlerregime hingerichtet worden. Insgesamt wurden schätzungsweise 200.000 „untaugliche“ Personen als Teil des von den Nazis genannten T-4-Programms vergast.

Auf der Grundlage der 1999 durch das Simon Wiesenthal Zentrum unternommenen Forschung verfolgte Noack Shirers Entwürfe und Notizen, um erstmals die Quelle der schauerlichen Nachrichten zu identifizieren, die er der amerikanischen Öffentlichkeit mitteilte. Noack schließt, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass Jacob Beam, der als dritter Sekretär in der US-Botschaft in Berlin diente, die Informationen an Shirer weitergegeben hatte.

Beam (1908-1993) war einer von einer Handvoll amerikanischer Diplomaten in Deutschland, die von deutschen Anti-Nazi-Dissidenten über das Euthanasie-Programm informiert wurden. Er und seine Kollegen übermittelten zwischen dem März 1940 und dem März 1941 mindestens zehn Berichte über das Thema an das US-Außenministerium. Beam war der einzige Beamte, der nach Ansicht der Archivquellen dafür bekannt war, auf eine Reaktion des Staatsekretariats auf die NS-Euthanasie Tötungen gedrängt zu haben“, schreibt Noack.

Das US-Außenministerium ignorierte Beams Vorwurf, den Massenmord öffentlich zu verurteilen. Diese Haltung stand im Einklang mit der Vorkriegsstrategie von Präsident Franklin D. Roosevelt, die Politik Hitlers nicht ausdrücklich zu kritisieren, um die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen Amerikas zu Nazi-Deutschland nicht zu gefährden.

Roosevelt unternahm in jenen Jahren alles, um die Nazis nicht zu beleidigen. Zum Beispiel bat er seinen Botschafter in Berlin, William Dodd, seine jüdischen Bekannten in Chicago davon abzuhalten, Pläne für einen öffentlichen Prozeß gegen Hitler aufzugeben. 1938 verbot Roosevelt dem Innenminister Harold Ickes eine Rede zu halten, in der Ickes geplant hatte, über das Leid der Juden in Europa zu berichten, unter Verweisen auf Hitler und den Nazismus. Die Regierung blockierte Kongress-Resolutionen die Kritik an den Nazis übten und entschuldigte sich sogar bei Hitler, als der Bürgermeister von New York City, Fiorello LaGuardia, ihn „einen Fanatiker, der den Frieden der Welt bedroht“ genannt hatte.

Die Roosevelt-Regierung war nicht nur gegen den Boykott Nazi-Deutschlands durch amerikanische jüdische Gruppen in den 1930er Jahren, sondern ging weiter. Sie erlaubte es, deutsche Waren mit dem Namen einer bestimmten deutschen Stadt oder Provinz zu etikettieren, anstatt dass sie mit „Made in Germany“ gestempelt wurden, in der Hoffnung, die Verbraucher über ihre Herkunft zu täuschen. Erst nachdem jüdische Führer gedroht hatten Klage zu erheben, unterbrach die US-Regierung diese Praxis.

Möglicherweise trat das ungeheuerlichste Beispiel für die Unterwerfung der US-Regierung auf, nachdem wütende deutsche und Vichy-französische Beamte sich gegen Ende 1940 in Washington beschwerten, dass der US-Journalist Varian Fry jüdische Flüchtlinge aus Frankreich schmuggelte.

Staatssekretär Cordell Hull warnte Fry, “ nicht die Gesetze der Länder zu umgehen, mit denen die Vereinigten Staaten freundschaftliche Beziehungen unterhalten.“ Als Fry die Warnung ignorierte, weigerte sich die US-Regierung den Pass von Fry zu erneuern und zwang ihn, Frankreich zu verlassen und seine Rettungsmission zu beenden.

Man könnte sagen, dass die Sabotage von Frys Rettungsarbeit, sowie das Schweigen der USA in Bezug auf das Euthanasie-Programm, in gewisser Weise die Antwort der Roosevelt-Regierung auf den Holocaust selbst voraussah.

Von Dr. Rafael Medoff

Der Autor ist Direktor des David S. Wyman Instituts für Holocaust-Studien in Washington, DC. Dieser Artikel wurde zuerst in JNS.org veröffentlicht.

 

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Von am 27/01/2017. Abgelegt unter Featured. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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