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Die Kunst jüdischer Silberschmiede und Medailleure ist Jahrhunderte alt

Funde aus ältesten Zeiten lassen darauf schließen, dass es vor allem die Natur in ihrer unermesslichen Vielfalt war, die frühe Talente anregte, Tiere und Pflanzen in Felswände zu ritzen, vielleicht auch aus primitivem Totenglauben, um wilde Tiere von der Heimstatt zu bannen. Die Furcht vor den Naturkräften, vor Donner, Blitz, sintflutartigen Regen, liess den Glauben entstehen an wohlgesinnte Mächte und damit das Bedürfnis, sie dauernd vor Augen zu haben, in Bildnis und plastischer Gestaltung, im Heim oder an besonderer Gebetsplätzen. Langsam wollte man, dank der Entwicklung des ästhetischen Gefühls, Heim und Gebetstätte aus schmücken.

Auf dem Boden Israels sind aus prähistorischer Zeit besonders viele Funde freigelegt worden, beispielweise in Hatzor eine kanaanitische Göttin aus dem 13. Jh. vr. Ch., in Beth Shean eine Basaltplatte mit Basrelief, den Kampf eines Löwen mit einem Hund darstellend, in Meggido das Basrelief eines hethitischen Königs und einer Schar seiner Krieger, ebenfalls aus dem 13 Jh. oder 14. Jh. v. Ch. und andere.

Noch frühere Zeugnisse primitiver Kunst fand man in den Höhlen der Judäischen Wüste (um Quatafa): Wandzeichnungen von Elefanten, Nilpferden und Nashörnern oder in der Höhle El Wad am Karmel Halsketten und Tierköpfe aus Knochen und Kieselstein.

Alle diese Funde stammen von den Kanaanitern und ihnen verwandten Nomadenstämmen, die damals das Gebiet zwischen Mesopotamien, Arabien und Ägypten bewohnten.

Gegen Ende des 13. Jh.v.Ch. begannen jüdische Stämme an beiden Ufern des Jordans ansässig zu werden und führten durch ihren völlig wesensverschiedenen Glauben auch eine entscheidende Wende in der bildenden Kunst herbei. Durch das verbot des Dekalogs , Bildnisse zu machen von dem, was im Himmel, auf Erden oder unter Wasser ist, war die Kunst in das enge Gewand geometrisch stilisierter Formen gezwängt und musste sich auf Ornamentierung der Keramik oder künstlerische Ausbildung von Kultgeräten beschränken.

So beschreibt die Bibel die künstlerische Ausführung der Stiftshütte (des Zeltheiligtums während der 40 jährigen Wüstenwanderung) durch Bezalel, den ersten namentlich erwähnten jüdischen Künstler, und in den folgenden Jahrhunderten fanden jüdische Künstler immer neue Motive stilisierter Ornamentik für den Schmuck des Heiligtums, die Pracht der Königspaläste und die Zier ihrer Heime.

Zur Zeit des Herodes und des zweiten Tempels macht sich der hellenistische Einfluss bemerkbar, ohne aber im geringsten die Entwicklung der jüdischen Kunst von ihren im Dekalog festgelegten Prinzipien abzubringen. Herodes war ein grosser Freund der schönen Künste, beschäftigte viele jüdische Künstler beim Tempelbau und bei der Ausschmückung seiner Paläste, und seine Zeit kann als eine Blütezeit der jüdischen Goldschmiedekunst, Mosaiklegung und Architektur bezeichnet werden. Ein Zeugnis dieser Leistung ist die Darstellung der grossen Menora auf dem Titusbogen in Rom, die die siegreichen Römer vom Tempel in Jerusalem geraubt hatten.

Münzen der Hasmonäer

Gefundene Goldmünze. Foto: Israel Antiquities Authority

Gefundene Goldmünze. Foto: Israel Antiquities Authority

Die erwähnten Grundlinien bewahrten ihre Gültigkeit für kommende Jahrhunderte auch auf dem mehr praktischen Zwecken dienenden Gebiet der Münzprägung. Die ersten jüdischen Münzen, von Juden für Juden geprägt, stammen aus der Zeit der Hasmonäer. Die in Hellas und Rom üblichen Bildnisse der Kaiser, Generäle oder anderer Persönlichkeiten sind durch symbolisierte Tiere, Pflanzen, Früchte oder Kulturobjekte ersetzt. Allerdings weisen Münzen aus der Zeit des Idumäers Herodes auch Porträts auf, aber es ist anzunehmen, dass diese Münzen für von Nichtjuden besiedelte Gebiete bestimmt waren.

Aus der Zeit des Bar-Kochba-Aufstandes (132-135n Ch.) sind von jüdischen Künstlern entworfene und geprägte Münzen erhalten geblieben, die eine Variation von Motiven aufweisen, wie z.B. die Fassade des zerstörten Tempels, die in ihm vorhanden gewesenen Kultgegenstände, wie Gefässe, Vasen, die Menora, aber auch Weinreben und Palmenblätter. Auch in den islamischen Ländern Asiens und Nordafrikas fand man aus der Zeit der Vertreibung stammende ziselierte und gravierte Leuchter mit hebräischen Inschriften, ebenso in den Katakomben von Rom.

Aus der Übergangsperiode zwischen Antike und Mittelalter, gekennzeichnet durch Völkerwanderungen und tiefgreifende nationale und soziale Umwälzungen, haben sich nur die Namen zweier jüdischer Münzpräger erhalten: Domnulus und Priscus, letzterer späterhin Hofschmied des Frankenkönigs Chilperic I. In Chalons-sur-Saone ( um das Jahr 555 n. Ch.) In den östlichen Kalifaten soll der Jude Sumair als Münzpräger gewirkt haben . In Nordafrika und im Yemen entstand im frühen Mittelalter eine besonders entwickelte Juwelierkunst mit feinster Filigranarbeit, die fast ausschliesslich von anonym gebliebenen Juden ausgeübt wurde.

Aus dem 12. und 13.JH. sind Münzen erhalten geblieben, die in Polen von jüdischen Künstlern und Prägern geschaffen wurden und deren Besonderheit in den hebräischen Inschriften besteht, die auf den Namen des Königs Mechislaw deuten. Die Namen der Präger sind: Abraham ben Isaak Nagid und Josef Kalisch; die Münzen befinden sich im British Museum, London. Gleichzeitig mit der Prägung von Münzen entwickelten jüdische Juweliere und Künstler auch das Steinschneiden (Gemmen und Kameen) sowie Siegel und Petschafte.

Weltweite Anerkennung

Durch die Diaspora in dauernden Kontakt mit der sich stürmisch entwickelnden Kunst Andersgläubiger gebracht, konnten sich die jüdischen Talente dieser Einflüsse nicht mehr erwehren und so gingen jüdische Künstler in ihren Werken für ihre Auftraggeber zu freiem künstlerischen Ausdruck über. Es wurden Porträts in Kupfer gestochen oder auf Münzen und Gedenkmedaillen geprägt.

In Italien wirkte Ende des 15 Jh. ein gewisser Moses de Castelazzo, Sohn eines jüdischen Emigranten aus Deutschland, der mit der prägung einer Gedenkmedaille für den Herzog von Ferrara, Ercole I. de ‚ Este, beauftragt wurde und auch für Kardinal Bembo arbeitete. Andere berühmte Gold-und Silberschmiede aus dem 15. Jh. in Italien waren Isaac aus Bologna, der am Hof von Neapel wirkte sowie Jeschurun Tovar, der in Ferrara meisterhaft ziselierte Schatullen schuf, (die teilweise im Bezalel Museum Jerusalem, zu sehen sind).

Die schönsten Schwertgriffe, meisterhaft verziert, verdankt man dem Hofschmied Salomone de Sasso, der dann die Taufe annahm und unter dem Namen Ercole dei Fideli auch die Familie Borgia belieferte. Ein anderer berühmter Silberschmied war Moses Jacob aus Perpignan, der ungefähr um 1350 lebte und an den Hof des Königs von Aragon berufen wurde, um die Kirchenglocken zu ziselieren. Unbeschadet eines Verbots der Königin Isabella von Kastilien, Bestellungen christlicher Kultgegenstände an Juden zu vergeben, wurden immer wieder jüdische Künstler an die Fürstenhöfe Deutschlands und Italiens berufen, und sogar hohe kirchliche Würdenträger bevorzugten jüdische Meister.

Aus dem Jahre 1642 stammt das Porträt eines berühmten Juden, Menasse ben Israel, von dem damals sehr bekannten Graveur Salom Italia. Um das Jahr 1735 prägte Joel ben Lipman Levi ein Porträtmedaillon, anlässlich der Ernennung von Elieser ben Samuel Schmelka zum Rabbiner von Amsterdam, mit hebräischer Inschrift. Für König Friedrich der II. von Preussen prägte der aus Polen eingewanderte Jude Jacob Abraham (1723-1800) verschiedene Medaillons und Gedenkmünzen während sein Sohn und Erbe seines Gewerbes Abraham Abramson (1754-1811), als erster jüdischer Künstler in die Preussische Akademie der Künste in Berlin aufgenommen wurde. Er verfertigte Medaillen mit den Köpfen berühmter Männer seiner Zeit, wie Kant, Herder, Moses Mendelssohn, Markus Herz.

Um dieselbe Zeit wirkten als Medailleure am dänischen Hof Aaron Jacobsen und am schwedischen Hof Abraham Aaron. In Italien schuf Jesi Samuel (1789-1853) seine bekannten Medaillen nach Gemälden Raffaels. Der aus Polen stammende Graveur, Medailleur und Kupferstecher Bennet Salomon Yomtow (1761-1841) kam nach Berlin, wo er ein Porträt König Friedrich Wilhelms III. Gravierte, den Staatspreis erhielt und Mitglied der königlichen Akademie wurde. Seine letzten Jahre verbrachte er in London. In Polen wirkte auch Zwi Hirsch Leibowitsch als Graveur am Hof des Fürsten Radziwill.

Der erste Präsident der Silberschmiedgilde in den Vereinigten Staaten war der aus England eingewanderte jüdische Silberschmied Mayer Mayers( 1723 – 1794). In Frankreich brachte es zu Ruhm der Medallieur Napoleons, Simon Jean Henri, der anlässlich des 1807 einberufenen Sanhedrins eine Erinnerungsmedaille mit dem Kopf Napoleons prägte. In Belgien schufen die Brüder Jacob-Leopold und Charles Wiener Gedenkmedaillen während im zaristischen Russland Samuel Judin (1744-1824) Hofmedailleur in St. Petersburg wurde und eine Medaille anlässlich des Siegs der russischen Armee bei Poltawa über die Schweden prägte.

Heutige ruhmreiche Namen

Ende des 19 Jh. emigrierte der Medailleur David Viktor Brenner aus Russland in die USA (1871-1924). Er war ein Meister des Basrelief-Porträts und Designer von Medaillons, Tassen und Plaketten. Unter anderen gravierte er auch Goldmünzen mit dem Kopf Lincolns. 1941 kam der in Polen geborene Ilya Schorr nach Amerika, wo er durch religiöse Kunstschmiedearbeiten berühmt wurde.

Es sei auch erwähnt, dass jüdische Künstler des Mittelalters und der Neuzeit häusliche Kultgegenstände, wie herrlich verzierte Chanukka Lampen, silberne Gebetbucheinbände mit Basrelief-Darstellungen aus der biblischen Geschichte, Weinpokale mit symbolischen Gravüren und Silberfiligrantürmchen als Gewürzbüchsen (Bessamimbüchsen oder Hadasse) sowie Mesusot und Sabbatleuchter schufen.

Über die Jahrhunderte hinweg blieb bis heute im jüdischen Volk das Talent und der Hang zu den oben beschriebenen Kunstrichtungen lebendig, wenn auch der Ausdruck oft allermodernste Formen annimmt. Boris Schatz (1866-1932) , der Begründer der Kunstakademie in Jerusalem, prägte auch Medaillen, ebenso wie die Bildhauer Benno Elkan (1877-1960) und A. Zadikow (1844-1943) . Die Kunst der Metallschmiedearbeit wurde von Elkan fortgesetzt, der die grosse Menora vor dem Knessetgebäude in Jerusalem sowie den Bronzekandelaber in der Londoner Westminster Abbey schuf.

Die israelische Regierung gibt alljährlich zum Unabhängigkeitstag eine Befreiungsmedaille mit der Inschrift ISRAEL LIBERATA heraus, als Gegenstück zu den vor 2000 Jahren von den Römern geprägten Münzen mit der Inschrift JUDAEA CAPTA. Auch aus anderen Anlässen werden Gedenkmünzen und Erinnerungsmedaillen in Gold geprägt. Erwähnt seien die Gedenkmünze an Theodor Herzl (1960) und die Erinnerungsmedaille „Exodus“. Die Kunst der jüdischen Ritualien sowie die moderne Medaillen- und Münzprägung feiern, wie vieles andere, heute eine Wiedergeburt in ihrer altneuen Heimat.

Von Hedwig Langhaus-Brenner

Frau Langhaus-Brenner wurde 1918 in Czernowtz, Bukowina, damals noch Donaumonarchie, geboren und lebt heute in Haifa. Sie ist eine deutschsprachige israelische Lexikografin und Schriftstellerin.

 

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Von am 17/11/2016. Abgelegt unter Featured. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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