In Israel leben mindestens 100.000 Menschen mit Deutschkenntnissen, wie Untersuchungen der Internationalen Medienhilfe (IMH) ergeben haben. Darunter sind nach einer aktuellen Erhebung des Auswärtigen Amtes und des Goethe-Instituts etwa 3.000 Schüler und Studenten, die momentan die Schulbank drücken, um Deutsch neu zu lernen. Das Interesse an der Sprache Goethes steigt. Um rund ein Drittel hat die Zahl der Studenten in den vergangenen Jahren zugenommen. Deutsch- bzw. Germanistik-Abteilungen existieren an fünf Hochschulen: an den Unis von Jerusalem, Tel Aviv, Haifa und Beer Schewa sowie am Technion, dem israelischen Institut für Technologie. In Tel Aviv und der Hauptstadt ist neben dem Spracherwerb auch das Studium deutscher Literatur möglich. Dafür wurde in Tel Aviv 2007 der Marcel-Reich-Ranicki-Lehrstuhl eingerichtet.
Die Studenten der Hebräischen Universität Jerusalem können sich am Franz Rosenzweig-Minerva-Forschungszentrum sogar speziell mit deutsch-jüdischer Literatur und Kultur beschäftigen. Israelis, die besonders an Landeskunde interessiert sind, bieten die Unis in Beer Schewa, Jerusalem, Tel Aviv und Haifa das Fach „Deutschland-Studien“. Dort kann man alles über deutsche Politik, Kultur, Wirtschaft, Rechtswissenschaft, Kunst, Geographie oder Geschichte erfahren. Gesonderte Abteilungen und Forschungszentren für „Deutsche Geschichte“ existieren in Jerusalem (Koebner Center for German History), Tel Aviv (Minerva Institute for German History) wie auch Haifa (Bucerius Institute for Research of Contemporary German History and Society). Wem deutsche Landeskunde allein nicht reicht, der kann sich am Helmut-Kohl-Institut der Jerusalemer Universität von zahlreichen deutschsprachigen Gastdozenten in „Europäischen Studien“ unterrichten lassen.
Für Studenten aus der Bundesrepublik gibt es zwei empfehlenswerte israelische Studienangebote auf Deutsch. Einerseits ist das die deutschsprachige Sommeruniversität der Ben-Gurion-Universität des Negev in Beer Schewa und andererseits ist dies das Ökumenische Theologische Studienjahr von deutschen Mönchen der Dormitio-Abtei in Jerusalem.
Die seit 1998 stattfindende sechswöchige Sommeruniversität umfasst einen intensiven Hebräisch-Sprachkurs, Lehrveranstaltungen in den Fächern „Jüdische Studien“ und „Israelwissenschaften“ sowie zahlreiche Exkursionen. Das Angebot will vor allem zur deutsch-israelischen bzw. christlich-jüdischen Verständigung beitragen – insbesondere durch die Förderung des Kontaktes zwischen deutschen und israelischen Studenten an der Ben-Gurion-Universität. Aber die europäischen Teilnehmer der Sommeruni sollen nicht zuletzt auch mit der Negev-Wüste, der südlichen Kulturregion Israels, bekannt gemacht werden. Anmeldungen und Fragen können Interessenten an die Adresse bguzis@bgu.ac.il senden.
Seit 1973 bietet das Theologische Studienjahr des Dormitio-Klosters evangelischen und katholischen Theologie-Studenten die Möglichkeit, zwei intensive Semester in Jerusalem zu verbringen. Inzwischen haben fast 1.000 weibliche und männliche Theologen aus dem deutschsprachigen Raum das Programm durchlaufen. Finanziert wird das einmalige Studienangebot vom Berliner Bundesbildungsministerium und vom Deutschen Akademischen Austausch-Dienst (DAAD). Die wissenschaftliche Schirmherrschaft liegt bei der Benediktiner-Hochschule Sant’Anselmo in Rom. Schwerpunkte des neunmonatigen Intensivstudiums am von Kaiser Wilhelm II. initiierten Kloster sind die Fächer Bibelwissenschaft (Altes Testament und Neues Testament), Ökumene, Judaistik, Islamwissenschaft und christliche Archäologie. Unterrichtet wird von Professoren aus Israel und ausländischen Gastdozenten. Mehr kann man hier erfahren: www.studienjahr.de.
Von Björn Akstinat
(zuerst erschienen in der „Jüdischen Rundschau“ aus Berlin)
Björn Akstinat unterrichtet an Hochschulen im In- und Ausland und ist Autor des Bestsellers „Deutschsprachige Studienangebote weltweit“/ISBN 978-3-00-012699-4
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