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Heimatpflege in Sachsen: Die Nazi-Wehrmacht marschiert auf

Anlässlich der mehrtägigen Feierlichkeiten zur Ersterwähnung des Örtchen Colmnitz im Ost-Erzgebirge/Sachsen im Jahr 1346, hatte der Heimatverein Colmnitz e.V. zum „Schul- und Heimatfest“ eingeladen.

Beim Festumzug am 29. Mai, marschierte auch eine Gruppe in originalen Wehrmachtsuniformen und Krankenschwestern in Wehrmachtstracht durch den Ort. Ein VW-Kübelwagen in Tarnfarben und mit aufmontiertem Maschinengewehr, sowie auch Utensilien mit Hakenkreuz versehen, komplettierten den Aufmarsch der Nazi-Wehrmacht.

Festumzug in Colmnitz 29. Mai 2016. Foto: Marcus Fischer/Facebook/Twitter

Festumzug in Colmnitz 29. Mai 2016. Foto: Marcus Fischer/Facebook/Twitter

Der Fotograf Marcus Fischer hielt die Szenerie für einen Bericht in der „Leipziger Internetzeitung“ fest. Auch auf Twitter und Facebook wurden Fotos von dem Umzug veröffentlicht. „Manche der Schaulustigen haben den Aufmarsch eher bejubelt und beklatscht“, schreibt Fischer auf Facebook. „Irritiert zeigte sich – soweit vor Ort nachvollziehbar – erst einmal quasi niemand über den merkwürdigen Aufzug. Auch nicht darüber, dass gegen bestehende Verbote das Hakenkreuz öffentlich präsentiert wurde.“

Der 22 Mitglieder zählende Heimatverein von Colmnitz, der den Festumzug am Sonntag vorbereitete, schreibt über seine Grundsätze: „Weiterhin verfolgt unser Verein das Ziel Heimatpflege, Heimatkunde und Heimatgeschichte sowie das heimatliche Brauchtum zu fördern und zu pflegen. Dabei wollen wir Überliefertes und Neues sinnvoll vereinen, pflegen und weiterentwickeln, damit die Kenntnis, die Verbundenheit und die Verantwortung für unsere Heimat in der Bevölkerung auf allen dafür in Betracht kommenden Gebieten geweckt, erhalten und gefördert werden.“

Festumzug in Colmnitz 29. Mai 2016. Foto: Marcus Fischer/Twitter

Festumzug in Colmnitz 29. Mai 2016. Foto: Marcus Fischer/Twitter

Die „Leipziger Internetzeitung“ kommentiert den Wehrmachts-Umzug vom Wochenende mit den Worten: „So geht sächsische Heimatliebe. Ein bisschen Waffen spazieren fahren, Hakenkreuze zeigen und augenzwinkernd an die Nazizeit erinnern. Halt, Überliefertes und Neues sinnvoll vereinen, pflegen und weiterentwickeln.“

Ob man beim Colmnitzer Heimatverein auch an den bekanntesten Sohn des Ortes Horst Böhme gedacht hat, ist unklar. Böhme war SS-Oberführer und unter anderem auch Befehlshaber der Sicherheitspolizei in Prag und einer der engsten Mitarbeiter von SS-Chef Reinhard Heydrich.

Im „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“ hatte er in seiner Prager Zeit immerhin nahezu uneingeschränkte Befehlsgewalt, plante Deportationen von Juden und beteiligte sich eifrig an den Vorbereitungen und Durchführungen unzähliger Säuberungs- und Erschießungskommandos.

Wikipedia schreibt: In der Nachkriegszeit stand er einige Jahre lang als Kriegsverbrecher auf der internationalen Fahndungsliste, es wird jedoch angenommen, dass er bei Kampfhandlungen im Raum Königsberg gefallen ist oder sich selbst getötet hat.

Nun, der Anfang in Sachen Heimatpflege, Heimatkunde und Heimatgeschichte in Sachen Verherrlichung der Nazi-Wehrmacht ist zumindest im sächsischen Örtchen Colmnitz gemacht.

Es bleibt abzuwarten, bis beim nächsten Heimat, Schützen oder Sonstwasfest ganze Gruppierungen in Nazi-Wehrmachts oder SS-Uniformen mit VW-Kübelwagen und aufgepflanztem Maschinengewehr, unter dem Jubel der Bevölkerung durch irgendein Kaff oder Stadt in Deutschland marschieren.

Es gibt eben Dinge in Deutschland, die ändern sich nie!

Gastbeitrag von Sven Wieland

 

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Von am 30/05/2016. Abgelegt unter Europa. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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