Religiöse Spannung ist einer der Haupverursacher des gegenwärtigen Konflikts, aber weltweit wird dieses Thema in der internationalen Diplomatie sträflich vernachlässigt, wobei der Schwerpunkt eher auf politischem Engagement und konventioneller nationalstaatlicher Politik liegt. Im Jahr 2016, während Religionskriege in der ganzen Welt wüten, ist es Zeit für einen Kurswechsel, was bedeutet, sich mit der Ursache der globalen Unsicherheit auseinanderzusetzen. Diese Änderung ist abhängig von mutiger Führung, nicht nur von denen in der Regierung, sondern auch von den internationalen religiösen Organisationen, die beste Ort sind um diese ständig wachsende Bedrohung zu bekämpfen.
Wichtige Lehren können aus den Beispielen der schwachen Regierungsführung solcher Organisationen gezogen werden. Die planlose Führung des Weltjudentums ist der Samen der Instabilität und die Saat, die schließlich in ernsthafte Sicherheitsbedenken für die gesamte internationale Gemeinschaft erwachsen wird. Massive Migration von traditionell antisemitischen Gesellschaften, hat eine antisemitische und antiisraelische Raserei in ganz Europa ausgelöst. Auch vielen angeblichen «Linken» ist die Stimmung nicht unsympathisch, und das nicht nur für die Einzelgänger und Anarchisten unter ihnen. Die Mitglieder der insgesamt respektabel britischen Labour Partei und sogar regierende schwedische Sozialdemokraten, gehen auf Schmusekurs mit eklatanten Islamisten. Eine gefährliche Welle des Antisemitismus fegt über einen Kontinent, aber bisher sind keine globalen Maßnahmen dagegen getroffen worden.
Die US-Präsidentschaftswahlen bieten viele Lehren, wie die politische Führung soziale und kulturelle Spannungen bewältigen könnte. Die USA sind traditionell die Hüterin der internationalen Sicherheit und der demokratischen Freiheiten, wofür sie in zwei Weltkriegen teuer bezahlt haben, als sie Europa zu Hilfe kamen. Die Spitzenreiter beider Hauptparteien haben öffentlich geschworen, den islamischen Radikalismus zu bekämpfen und die bewährte Allianz mit Israel aufrecht zu erhalten. Sowohl die Familien von Clinton und Trump, haben persönliche Beziehungen mit der jüdischen Gemeinde in den USA.
Der Wahlkampf zeigt einen Zustand extremer Erregung mit dem heftigen Gerangel um die jüdischen Stimmen, in dem die vertraute, vorsichtige – wenn nicht verdächtige – republikanische Haltung zu Juden und jüdischen Gemeinde spürbar wird. Man muss sich nur die jüngste Verleumdungskampagne von Trumps Fans gegen die New Republic Journalistin Julia Ioffe ansehen, in der ihre jüdische Herkunft pointiert hervorgehoben wurde. Natürlich ist es für Donald Trump ein langer Weg um sich dem berüchtigten Republikaner Barry Goldwater anzupassen, der in den 60er Jahren seine Kandidatur zum Präsidenten als populistischer und glühender Antisemit durchlief. Die eigentliche Frage ist aber, wer sind die Menschen die hinter dem republikanischen Kandidaten stehen und wie wird sich ihr Einfluss auf seine Führungsfähigkeiten auswirken? Erstaunlicherweise ist einer von ihnen der Leiter des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, seit langer Zeit ein republikanischer Unterstützer und Geldspender.
In seiner Eigenschaft als Leiter des Jüdischen Weltkongresses, einer Organisation von weltweit entscheidender Bedeutung würde man sich eigentlich vorstellen, dass Lauder eine ausgewogene und vernünftige Haltung einnehmen würde um sich von einem Präsidentschaftskandidaten zusichern zu lassen, dass die jüdischen Interessen in den USA, Europa und anderen Teilen der Welt wirklich gesichert sein werden. Es ist unwahrscheinlich, das dies durch die Unterstützung eines Kandidaten oder einer einzigen Partei allein erreicht werden kann, oder in der Art und Weise wie WJC-Präsident Ronald Lauder es bisher konsequent getan hat.
Eine parteiische Ausrichtung versetzt eine internationale Organisation nicht in die Lage eine weltweit führende Position einzunehmen und teilweise aus diesem Grund – und zum Teil wegen ihrer totalitären Organisationsstruktur, bei der in geheimen fraglichen Wahlen und angeblich undemokratischen Prozessen von Jahr zu Jahr immer die gleiche Führung wiederwählt wird – sind der Grund dafür, dass die Rolle des WJC unter verstärkter Kontrolle steht. Das Fehlen der politischen Neutralität oder auch von demokratischen Prozessen ist ein Grund zur Sorge, vor allem in den internationalen Angelegenheiten die dem Einfluss des WJC unterliegen.
Ein weiterer Grund zur Sorge ist das eklatante Eigeninteresse, in dem Herr Lauder handelt. Obwohl seine Rhetorik die Werte von Demokratie und Freiheit fördert, widerspricht seine Erfolgsbilanz diesen in einem alarmierenden Ausmaß. Zum Beispiel, sein opportunistisches und zwielichtiges Engagement in den Medien in Osteuropa. Gegen Lauders Geschäftspartner, Adrian Sârbu, der zusammen mit Lauder die skandalöse Medien Pro Firma gegründet hat, wird derzeit ermittelt.
Neben Lauder, ist die andere Schlüsselfigur im World Jewish Congress dessen Geschäftsführer Robert Singer. Seine Stimme hat verständlicherweise viel Gewicht im WJC, weil er die Finanzen kontrolliert. Und wer die Finanzen kontrolliert, der hat auch das letzte Wort in wichtigen Entscheidungen des WJC. Tatsächlich ist es seit alters her nicht der Präsident der regiert; es ist derjenige, der die Kasse verwaltet. Allerdings ist es jedoch nicht nur das Geld, das in diesem Fall das letzte Wort führt. Herr Singer hat ein gewisses Maß an Legitimität als erfahrener Kämpfer für die jüdische Sache, der den WJC-Präsidenten weit überschattet, der nie besonders leidenschaftlich gewesen ist oder pro-aktiv wenn es galt den Antisemitismus zu bekämpfen. Es scheint, dass Herr Lauder nur das Sprachrohr ist, aber Herr Singer der Kopf ist der über allem steht.
Diese Uneinigkeit und das Versagen in der Führung – während Europa nach wie vor unter den monströsen Folgen des islamischen Terrors steht und US-Präsidentschaftskandidaten untereinander wetteifern, wer die besseren Vorschläge für eine angemessene Lösung des palästinensisch-israelischen Konflikts bietet – ist nicht akzeptabel, und schwächt den Westen erheblich in seinem Streben nach Sicherheit und Stabilität. Darüber hinaus, spaltet sie die globale jüdische Gemeinde zu einer Zeit, in der sie gemeinsam für fortdauernden Frieden und Stabilität arbeiten sollte, für die so hart gekämpft wurde.
„Wir müssen uns Fragen, warum Herr Lauder sich so vehement an eine Aufgabe klammert, für die er nicht nur ungeeignet ist und an der er kein echtes persönliches Interesse hat. Um für eine so edle Sache wie das jüdische Volk zu kämpfen, ist Leidenschaft nicht nur gewünscht, sondern wesentlich. Die Motivation von Herrn Singer, ist in dieser Hinsicht klar. Wir können vieleicht eine Erklärung in der düsteren Vergangenheit von Herrn Lauder finden, dessen ungarische Familie angeblich mit den Nazis zusammengearbeitet hat. Eine beschämende Vergangenheit für jedermann, aber besonders für einen jüdischen Einwanderer in New York, wie Herr Lauder es war, wäre diese Geschichte einfach nicht akzeptabel gewesen. Es ist daher nicht unmöglich zu dem Schluss zu gelangen, dass seine Motivation den WJC zu leiten ein Versuch war, sich von der Vergangenheit seiner Familie zu distanzieren. Es ist bedauerlich, dass seine persönliche Schande zum Kreuz für das Weltjudentum geworden ist und dadurch eine schwache Führung die Effektivität der Organisation weiter untergraben kann.“
Die Glaubwürdigkeit der WJC-Führung ist wichtig, weil es nicht nur Staatsoberhäupter sind, oder diejenigen, die unsere multilateralen Organisationen führen, die für die Bewältigung der Ursachen des gegenwärtigen Konflikts verantwortlich sind. Im Versagen für die Bedürfnisse des Weltjudentums zu kämpfen, vernachlässigt die Führung des Jüdische Weltkongresses ihre Sorgfaltspflicht für das jüdische Volk und untergräbt deren globale Sicherheit. Eine stärkere Führung und ein überparteiliches Engagement für die Sache, wird für den zukünftigen Erfolg der Organisation wesentlich sein. Aber noch wichtiger ist es heute, den Frieden in der Welt zu stützen.
Originaltitel: The Dangerously Weak ‘Defenders Of Western Values’
Mit freundlicher Genehmigung von Pawel Polanski,
erschienen auf der Nachrichten-Webseite warsawpoint.com
Übersetzt von Dr. Dean Grunwald
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