Mit einem siebenbürgischen Bauernjungen floh Paul Celan von Bukarest nach Wien im Jahr 1947. Der Bauernjunge wusste nicht, mit welchem Genie er auf der Flucht war, mit wem er unterwegs in Kuhställen auf Stroh schlief. In Wien kamen sie beide an, doch der Bauernjunge hatte Heimweh und ging zurück nach Siebenbürgen. Paul Celan hingegen blieb und begann sein großes literarisches Leben im Westen Europas. Frieder Schuller, der Siebenbürger aus Katzendorf/Cata, hat vor Jahren einen genialen Film „Im Süden meiner Seele“, gedreht und ließ die beiden Jahre 1945 bis 1947, in denen Paul Celan in Bukarest lebte, vorbeiziehen. Vor 26 Jahren drehte Schuller den Film unter schwierigen Bedingungen mit westlichen Schauspielern in Bukarest, zu Zeiten Ceaucescus. Eine schöne Hommage an die beiden Bukarester Jahre Celans war ihm gelungen.
Sechsundneunzig Jahre alt wäre Paul Celan im letzten November geworden, doch bereits mit fünfzig Jahren war sein Leben in Paris mit einem gewollten Sturz in die Seine beendet. 1920 wurde er als Paul Anchel in Czernowitz am Pruth, der Hauptstadt der Bukowina, geboren. Aus Anchel wurde im Rumänischen Ancel, woraus Celan entstand. Nach Beendigung der Jüdischen Schule und des Gymnasiums entschied er sich kurzfristig für ein Medizinstudium in Tours in Frankreich, kehrte zurück in die Bukowina und begann mit dem Studium der Romanistik. 1940 kamen die Sowjets in die Nordbukowina, transportierten willkürlich Juden, Intellektuelle und Geschäftsleute nach Sibirien. Danach, 1941, besetzte die Deutsche Wehrmacht das Buchenland. Die jüdische Bevölkerung wurde in das schnell installierte Ghetto getrieben, für andere begannen bereits die Deportationen in die Lager nach Transnistrien. Paul Celan kam zur Zwangsarbeit in die Südmoldau, seine Mutter wurde jenseits des Bugs erschossen, sein Vater starb an Typhus. Celan überlebte, kam zurück nach Czernowitz. 1945 besetzten die Sowjets die Nordbukowina und er floh vor den Besetzern nach Bukarest, wie so viele Einwohner der Nordbukowina damals.
Noch in den beiden Bukarester Nachkriegsjahren bejahte Paul Celan das Leben, hatte die Judenverfolgung überlebt, war jung, verehrte Ruth und andere schöne Frauen, befreite sich die Seele mit seiner Dichtkunst, führte Dialoge mit Frau Ausländer aus Czernowitz. Die kommunistische Zeit begann in Rumänien, der König musste das Land verlassen und täglich wuchs der Wunsch des jungen Dichters in einem freien westlichen Land zu leben. Die Mitglieder der Gruppe 47 verstanden seine Gedichte nicht, fanden sie zu pathetisch, die Liebesbeziehung zu Ingeborg Bachmann war kurz.
Von Wien zog er weiter nach Paris, heiratete und bekam einen Sohn. Depressionen und Lebenszweifel verfolgten ihn und mit fünfzig Jahren, im April 1970, beendete er sein inzwischen weltberühmtes Dichterleben.
Von Christel Wollmann-Fiedler
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