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Die Terroranschläge und das SAT 1 Frühstücksfernsehen

Seit Jahrhunderten gelten wir als Sündenböcke für alles Nicht-Fassbare, Bedrohliche, was in der Welt geschieht. Früher waren es die grossen Naturkatastrophen, die uns angelastet wurden, die Seuchen, die im Mittelalter Europa überzogen und ganze Landstriche menschenleer hinterliessen.

Beim Terrorattentat in Istanbul vor zwei Wochen kamen auch drei Israelis um und einige weitere wurden verletzt. Schnell belegten Überwachungskameras und Zeugenaussagen, dass der Terrorist den Israelis bereits von ihrem Hotel aus gefolgt war, um den tödlichen Anschlag an einem spektakulären Ort auszuführen. Fünf Menschen starben, 36 wurden verletzt.

Am Morgen nach dem Attentat twitterte Irem Aktas, eine Mitarbeiterin der Regierungspartei AKP auf ihrem privaten Twitter Account: „Ich wünsche mir, dass die israelischen Staatsbürger nicht verwundet, sondern getötet worden wären.“

Dass der Tweet recht schnell gelöscht wurde und dass sie ihren Job noch am selben Tag verlor, macht die ungeheure Brüskierung nicht ungeschehen!

Gewöhnen werden wir uns daran wohl nie, aber im Laufe der Zeit haben wir uns eine Art Teflon Haut zugelegt, die die andauernden An- und Vorwürfe von uns abperlen lässt. Ganz so, wie es in der Amida, einem unserer Hauptgebete steht: „Mein Gott, bewahre meine Zunge vor Bösem und meine Lippen, Falsches zu reden, denen gegenüber, die mir fluchen, schweige meine Seele, und es sei meine Seele wie Staub allem gegenüber. Öffne mein Herz deiner Lehre, und deinen Geboten jage meine Seele nach, und alle, die Böses gegen mich sinnen, bald vereitle ihren Rat und zerstöre ihre Pläne.“

Die letzten 14 Monate haben Europa fast in die Schizophrenie getrieben. Zuerst waren wir alle Charlie, dann Paris, dann Ankara, anschliessend Istanbul und nun Brüssel. Fast könnte man glauben, die westliche Welt sei auf einmal von einem kollektiven Wir-Gefühl überflutet worden, das gemeinsam dem Bösen trotzt. Die sozialen Medien und die aufgeregt zwitschernden Kurznachrichten schienen auf einmal fast uniformiert zu sein. Statt der ansonsten bekannten Bilder oder Avatare sahen die Profile so aus:

Je suis Bruxel

Je suis2

 

 

 

 

 

 

Und dann wurden, als Kontrapunkt zum trauernden Schwarz die Städte auf einmal sehr bunt (v.l.n.r. Rom, Jerusalem, Dortmund), um nur ganz wenige zu zeigen.

Rom

Jerusalem3

suisse charlie

 

 

 

 

 

Kann man so die Trauer, das blanke Entsetzen oder auch die Angst besser verarbeiten? Trauern Menschen heute anders? Ist nicht mehr die Familie oder der Freundeskreis der Ort, Gefühle zu verbalisieren und langsam neu einordnen zu können? Spätestens seit dem Tod von Lady Diana wissen wir, dass die anonyme Masse eine gewisse Macht hat. Dass die Flagge am Buckingham Palast auf Halbmast ging, dass HM Elizabeth II sich für wenige Sekunden auf die Strasse begab, um ihrer toten, ungeliebten Schwiegertochter die letzte Ehre zu erweisen, wäre ohne das Blumenmeer als Ausdruck der kollektiven Trauer gar nicht möglich geworden.

In Brüssel nutzten pro-palästinensische Aktivisten zwei emotional hochbesetzte Augenblicke des öffentlichen Gedenkens, um ein politisches Statement abzugeben: Das Entfernen und Zerstören der Israelfahne, um sie anschliessend durch eine Palästinafahne zu ersetzen. Ein Millionenpublikum konnte ihnen gewiss sein, denn niemand würde sie aufhalten. Im Gegenteil, zahlreiche Kameras haben dieses schändliche Tun festgehalten und blitzschnell über die sozialen Medien verbreitet. So, dass jeder das sehen und verstehen kann, was er sehen und verstehen will. Und das kann durchaus beides sein. Pro-israelisch oder anti-israelisch.

Und dann das grosse Staunen. Ebenfalls blitzschnell, aber sicher nicht mit einem so hohen Verbreitungsgrad wurde ein pro-israelisches Interview geteilt. Leider ist der Film nicht kopierbar, hier aber der Link, sowie der Text:

„Paris, Istanbul, Brüssel, wo schlagen die islamistischen Terroristen wohl als Nächstes zu? Die Antwort lautet: Es kann jederzeit und überall passieren. In Berlin, Hamburg, Frankfurt und es kann jeden von uns treffen. Denn das Signal der Mörder vom Dienstag lautet: „Wenn wir es in Brüssel machen können, können wir es überall machen.“

Ausgerechnet in der europäischen Hauptstadt, dem Ort mit der höchsten Alarmstufe, den meisten Fahndern, der grössten Sicherheit.

Seit Dienstag ist klar, wir leben in israelischen Verhältnissen. Angst und dauernde Bedrohung inklusive.

Die wichtigste Aufgabe des Staates ist es, die Sicherheit seiner Bürger zu gewährleisten. Deshalb müssen wir uns jetzt eher an Israel orientieren, als an unseren naiven Vorstellungen vom friedlichen Miteinander der Kulturen. Das bedeutet, im Zweifel geht Sicherheit vor Freiheit. Das Eine ist die Voraussetzung für das Andere.

Konkret heisst das: Europa braucht endlich eine gemeinsame konsequente Antiterror Strategie nach israelischem Vorbild.

Und sofort mehr Geld für Polizei und Grenzschutz. Und mehr Rechte für Ermittler und Geheimdienste.

Wir brauchen mehr und bessere Personenkontrollen an den zentralen, öffentlichen Orten, wie Behörden, Bahnhöfen und Flughäfen. Vielleicht so wie in Tel Aviv schon vor den Gebäuden und auf den Anfahrtswegen.

Wir alle werden uns umstellen, und ein paar bequeme Gewohnheiten aufgeben müssen. Wir werden mehr Wartezeiten brauchen und manchmal genervt sein.

Das ist der Preis der Freiheit in Zeiten des Krieges.“

Von Esther Scheiner

 

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Von am 30/03/2016. Abgelegt unter Israel. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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