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The ultimate mission to Israel 10/10

Ganz anders verlief der Besuch des Kibbuz „Misgav Am“ (Festung des Volkes), der am 2. November 1945, dem Tag der Balfour Deklaration gegründet wurde. Der Kibbuz nennt sich „Kibbuz am Ende der Welt“.

Das ist, wenn man den Blick ringsum schweifen lässt nicht unberechtigt. 50 Km westlich bis zum Mittelmeer, das man an klaren Tagen sogar sehen kann, auf der Höhe von Tyre im Libanon, 80 östlich nach Damaskus, 150 Km südlich bis Tel Aviv und 150 nördlich nach Tripolis. Vielleicht sollte man besser sagen: der Kibbuz in der Mitte der Welt.

Ayea Ben Yaacov, Kibbuz Misgav Am. Foto: E. Scheiner

Ayea Ben Yaacov, Kibbuz Misgav Am. Foto: E. Scheiner

Ein Kibbuznik, den man sich besser im Wilden Westen der USA vorstellen kann, als hier ganz oben im Norden Israels, zwanzig Meter entfernt von der libanesischen Grenze, Ayea Ben Yaacov, geboren in Cleveland, Ohio, trifft uns im Vortragsraum. Der kann nicht verbergen, worin eine der Hauptaktivitäten des Kibbuz besteht: Vorträge halten über den Kibbuz, über seine Geschichte in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Libanesen. Der Raum steht, und das ist eine der Besonderheiten dieses Kibbuz, auf dem Dach einer Militärunterkunft. Der Beobachtungsraum und das Kontrollzentrum der IDF befinden sich unmittelbar daneben. Hier leben permanent Soldaten der IDF, um die Grenze zu bewachen. So abgesichert ihre Unterkunft ist, so provokant „einladend“ ist dieser Raum, er ist nach drei Seiten hin verglast und bietet einen wunderbaren Panoramablick auf eine scheinbar heile Welt im Süden des Libanon.

1961 ist Ayea im Alter von 21 Jahren nach Israel gekommen, hat von 1962 – 65 seinen Militärdienst bei den Fallschirmspringern gemacht und sich dann seinen neuen Platz im Leben gesucht.

Gefunden hat er ihn hier im Kibbuz, wo er seither als Landwirt arbeitet. Unterbrochen wurde die Zeit hier von den vier Kriegen, in denen er ab 1967 teilnahm, die beiden Letzten waren die zwei Libanonkriege. Ayeas Hand beschreibt einen weiten Bogen über das malerische Tal, das uns gegenüberliegt.

„Die da drüben haben alle gut bezahlte Jobs bei der Hisbollah, die haben für den Rest ihres Lebens ausgesorgt. Das Land hat ihnen vielleicht einmal gehört, dann haben sie ihre Häuser dort gebaut. Wenn man genau hinschaut, erkennt man, dass es keine Fensterscheiben gibt. Die Fenster können nur von innen mit einem Laden verschlossen werden. Warum? Bei jeder Detonation würde das Glas zerbrechen. Und man weiss nie, wann die nächste Kampfrunde kommt. Das Erdgeschoss und der Keller gehören in jedem Haus der Hisbollah, was weiter oben gebaut wird, interessiert sie nicht.“

Den Staat Libanon gibt es nicht mehr, alles, was vor der UNO aufgeführt wird, sind nur Schattenspielereien. Den Staat gibt es nur mehr auf dem Papier. Im Norden leben die Sunniten, im Süden die Schiiten und im Osten die Drusen. Früher lebten hier im Süden bis zum 50 % Christen, sie sind weggezogen, ca. 10 % leben noch in der Umgebung von Beirut. Es gibt keine Infrastruktur mehr, keine Polizei, keine Gerichte, keine Schulen.

Im Kibbuz leben heute ca. 300 Personen: 75 Kibbuzniks, 40 Dauermieter, ca. 120 Studenten der nahe gelegenen Tel Chai Hochschule. Dort studieren zwar einige Tausende junge Menschen, dürfen aber dort aus Sicherheitsgründen nicht leben. Während der Libanonkriege gingen im Ort bis zu 200 Raketen täglich nieder. Der landwirtschaftlich ausgerichtete Kibbuz leidet unter permanenter Geldnot, die Studenten sind gerne gesehene Gäste, die noch dazu für ein regelmässiges Einkommen sorgen.

Weiterhin tragen sie auch dazu bei, dass die demografische Durchmischung erhalten bleibt. Vor Jahren noch, als die Landwirtschaft eine rein manuelle Arbeit war, wurde jede Hand benötigt. Angebaut werden: Baumwolle, Industrietomaten, Avocados, Weizen, Mais, Sonnenblumen, und Wein. Die Hühnerfarm befindet sich innerhalb des Kibbuz, und in den Fischteichen im Tal werden „gefillte Fisch“ gezüchtet. Heute, wo sehr viel computergesteuert abläuft, gibt es keine Arbeit mehr für alle. Die Jüngeren verlassen daher oft den Kibbuz. Die so entstandene Lücke zwischen den „ganz Jungen“ und „den Alten“ wird mit den Studenten gefüllt, eine win-win Situation.

Das zweite Standbein im Norden Israels ist der Tourismus. Während des ersten Libanonkrieges, Juni bis September 1982, besetzte Israel den Südlibanon, zog sich aber im Jahr 2000 wieder zurück. Die eingerichtete Sicherheitszone erwies sich als Flop. Es gab weitere Angriffe, vor allem seitens der Hisbollah, die das Gebiet übernommen hatte. Nachdem für die Sicherheit der Touristen nicht mehr garantiert werden konnte, wurde jeglicher Besuch von Touristen in dieser Region untersagt.

Der zweite Libanonkrieg, 2006, endete mit einer massiven Zerstörung der terroristischen Infrastruktur der Hisbollah, die bei der UNO einen Antrag auf sofortigen Waffenstillstand stellten. Israel stimmte dem zu, und, erstaunlich genug, er wurde noch nicht nennenswert gebrochen.

„Keiner holt uns hier von unserem Hügel runter!“, betont Ayeah, „Das ist mein Staat, mein Land, meine Freunde, mein Heim und meine Familie. Wer immer uns angreift, wird getötet. Und es ist mir so was von egal, wer er ist, ob das dann gerecht oder ungerecht sein wird, was seine Probleme sind. Das interessiert mich nicht! Wenn er uns angreift, wehren wir uns. Und glaubt mir, ich schlafe nachts sehr, sehr gut! 2006 wurde unser Kibbuz, der ja genau zu erkennen ist, mehrfach während der 34 Tage, die der Krieg dauerte, angegriffen, Tag und Nacht. Wir haben den Kibbuz nicht evakuiert, nur die Frauen und Kinder haben wir in den Bunker geschickt.“

Und dann, so erzählt er weiter, haben sie ganz normal weitergearbeitet. Nur nachts wurden Wachen aufgestellt.

„Zweimal haben sie versucht, in den Kibbuz einzudringen, zweimal haben wir ihnen aufgelauert, sie kamen weder in den Kibbuz, noch kehrten sie nach Hause zurück. Ein drittes Mal haben sie es erst gar nicht versucht.“

Wer, vielleicht aufgrund eigener positiver Erfahrungen, hier ernüchtert ist, was das Leben in einem Kibbuz angeht, dem muss klar werden, dass es die Aufgabe der ersten Kibbuzim in Israel war, das Land zu schützen. Begonnen hat die Kibbuzbewegung mit der Gründung von Degania Aleph am südlichen Ende des Kinnereth am 28. Oktober 1910. Prominentester Kibbuznik dieser Urmutter aller Kibbuzim war der spätere General Moshe Dayan.

Heute gibt es nicht mehr viele Kibbuzim, die nach dem „alten Modell“ geführt werden. Diese meisten wurden privatisiert. Misgav Am gehört noch zu den traditionellen Kibbuzim, die nach dem alten Muster existieren.

Sie sind stolz auf ihr Land, das sie als ihre private Welt empfinden, das sie gekauft haben, das sie erschlossen und aufgebaut haben. Sie werden es weiter verteidigen, um fast jeden Preis.

Dass sie es können, die Kibbuzniks, haben sie immer wieder gezeigt. Die Kinder wurden an jedem Tag in ihre Schulen gebracht, die Elementarschüler kamen hinauf auf den Hügel, die grösseren fuhren mit den gelben Schulbussen hinunter ins Tal und abends wieder hinauf. Frische Milch, frische Eier, frisches Brot und auch die Post kam zuverlässig an jedem Tag an. Und auch der Müll wurde regelmässig abgeholt.

Als Ayea, nachdem alle den Raum verlassen haben, davongeht und mit seinem Freund, einem Altrocker, im Kiosk einen Café trinkt, wirken die beiden ein wenig wie aus der Welt gefallen. Aber, man mag sich nicht täuschen, wenn es noch einmal darum geht, Israel und den Kibbuz zu verteidigen, dann werden aus den beiden „Alten“ ganz schnell wieder junge, höchst aktive Kämpfer werden!

Von Esther Scheiner

 

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Von am 06/12/2015. Abgelegt unter Israel. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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