Meine Seite

Abonnieren

  • Subscribe via Email
  • Facebook
  • Twitter

Czernowitzer Köstlichkeiten: Der Totsch

Eine Laudatio zum 97. Geburtstag von Hedwig Brenner in Haifa
In wünsche mir noch viele Totschs? Totsches?, egal wie, bei Dir in Haifa, liebste Hedy

Symbiotisch ist Czernowitz und Essen, Czernowitz und Totsch, Czernowitz und Schmettentorte. Täglich werden bei Hedwig der Czernowitzerin in Haifa diese Genüsse zelebriert. Ob Speisen aus Deutschland, der Bukowina, verfälschte aus Wien, dem alten Österreich, arabische Speisen sind hinzugekommen, russische sowieso, die nun israelisch sind. Ja, die Völker, die Ethnien, haben die Speisen in Israel vereint. Sie werden zusammengeworfen, zusammengerührt und niemand kennt nach Jahrzehnten so richtig die Herkunft. Auch Herkunft wird verfälscht, in einen Topf wird alles geworfen und heraus kommt etwas Fades oder Gutschmeckendes, ganz so, wie gewünscht oder gekonnt!

Aus der Bukowina stammt der Totsch, wir sagen schlicht und hart Kartoffelpuffer. In verschiedenen deutschsprachigen Landschaften gibt es den Reibekuchen, den Reiberdatschi, klingt ein wenig heiterer, die Plinsen aus Ostpreußen nicht zu vergessen, die Erdäpfelkrapferl im Österreichischen, im Schwäbischen sogar die Kartoffelküchle. Die Czernowitzer werden aufspringen und mir entgegen schreien und aufklärend sagen, dass das gewiss nicht dasselbe ist. Kleinlaut muss ich ihnen ein wenig recht geben, doch nur ein wenig!

Alte Synagoge Czernowitz, Postkarte. Wikipedia

Alte Synagoge Czernowitz, Postkarte. Wikipedia

Ach, wo liegt denn nur die Bukowina? Hinter den Bergen erkannte ich sie im Atlas, nur der Totsch war nicht eingezeichnet. Ich muss ihn nicht sehen, nur kosten. Nein, international ist der Totsch nicht, doch schmecken tut er köstlich!

Hedwig, meine uralte Czernowitzer Freundin, weiß um die Köstlichkeit. Czernowitzer und andere versorgt sie mit dem Totsch im Land an der Levante unter Palmen. Mutter und Großmutter aßen ihn unter Apfel- und Pflaumenbäumen in und um Czernowitz. Verschoben hat sich das Weltbild, verschoben hat sich der Geschmack. Für alle Totschesser hat sich das Weltbild und auch die Heimat des Totsches verschoben.

Der Überfall Hitlers, die Besetzung fremder Landschaften hat den berühmten Totsch, den platten Kartoffelpuffer, in die eigentlich fremde Landschaft, ins sonnige Wüstenland verlegt.

Auch in Utah oder in New York hat der Totsch seine Heimat gefunden, sicherlich auch in Australien und Sibirien? Er ist aus Czernowitz ausgewandert und mitgewandert in fünf Kontinente. Wird er aussterben, der Totsch? Nein, ich glaube nicht! Hedwig backt ihn für uns, 60 Grad haben wir in der Kochecke, das Wüstenland hält durch. In Nevada oder Alaska wird der Totsch ebenfalls weiterleben, das Rezept ist um die Welt gegangen.

Von Christel Wollmann-Fiedler

 

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie uns bitte mit einer Spende, oder werden Sie Mitglied der Israel-Nachrichten.

Von am 11/10/2015. Abgelegt unter Europa. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

Durch einen technischen Fehler, ist die Kommentarfunktion ausgeschaltet!

Leserkommentare geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Wie in einer Demokratie ueblich achten wir die Freiheit der Rede behalten uns aber vor, Kommentare nicht, gekuerzt oder in Auszuegen zu veroeffentlichen. Anonyme Zuschriften werden nicht beruecksichtigt.