Über Norwegen, Israel und das Erzgebirge zur Bundesgartenschau in Brandenburg: Die Band Sacred Hope rockt mit Jesus und trägt dabei unübersehbare Davidsterne um den Hals. Wird der Davidstern übersehen? Nein. Die Mitglieder der Band denken darüber nach, einen Antrag auf Asyl in Israel zu stellen. Die Begründung: „Wir fühlen uns nicht mehr sicher in Deutschland, weil wir uns offen zu Israel und zu den Juden bekennen.“
Olbernhau (Sachsen)/ Bustan (Israel)/Premnitz (Brandenburg). Krachender Rock dringt aus einer alten Villa mitten im Erzgebirge. Zwischen Marshall-Boxen und Verstärkern in einem zum Proberaum umfunktionierten Wohnzimmer wuseln fünf Hunde wuseln rum. An den Wänden stehen Wörter wie: „Vergebung“, „Erweckung“, „Heiligkeit“. Christliche Fundamentalisten aus dem Hinterwald? Da passen weder Hunde noch Sound. Der Bass pumpt, das Schlagzeug groovt, die E-Gitarre dröhnt.
Über Amerika ins Erzgebirge
Der Odenwälder Udo Grau (Foto), Ex-Elite-Soldat und Boxer, zog um die halbe Welt, bevor er Mitte der Neunziger für zwei Jahre in einem Garten mitten im brandenburgischen Cottbus sein Tipi aufstellte. Dass der abenteuerfreudige Hüne damit auf sein Hilfsprojekt für einen Indianerstamm aufmerksam machen wollte und dabei seine christliche Motivation radikal offenlegte, sorgte schon damals für Kontroversen. Die anschließende Odyssee führte dann doch nicht nach Amerika, sondern über den Umweg Norwegen ins sächsische Erzgebirge. In Olbernhau bildete sich eine Lebensgemeinschaft, die mit urchristlichen Wurzeln kompromisslos viel, mit kirchlichen Strukturen jedoch nichts am Hut hatte. Als Berufung sah man die Aufnahme und Pflege von suchtkranken Menschen. Udo Grau: „Glaube ist nicht Reden, sondern Tun.“
Geist und Muskeln durchtrainiert
Neben familiärer „Bibelschule“ trimmte er seine Söhne in Kampfsport, gejoggt wurde stundenlang durch erzgebirgische Wälder. Das Resultat: Geist wie Muskeln sind durchtrainiert. Von Frömmelei keine Spur, stattdessen ist echter Zusammenhalt spürbar. Aus der Begleitung der hausinternen Andachten entwickelte sich eine eigenständige Band. Alle lernten autodidaktisch, so wurden unverhofft Talente freigelegt. „Man kann alles trainieren“, lacht Udo Grau, der äußerlich eher dem Chef einer Rockergang entspricht als dem (Klischee-)Bild eines Evangelisten. Sacred Hope, deren Mitglieder ausschließlich Familienmitglieder sind, probt täglich. Eine Band, die von Null auf 100 nach einem Jahr bereits zum ersten Mal auf der Bühne stand und begeisterte.
Der Weg ins Heilige Land
Wer Sacred Hope (dt.: geheiligte Hoffnung) heißt, den führt der Weg natürlich auch ins Heilige Land. Bei einem Aufenthalt in Israel trat die Band in einem Club auf dem biblisch bedeutsamen Berg Karmel auf. „Der Clubchef war total begeistert!“, erzählt Udo Grau und lacht. „Er war auch der einzige Gast. Aber wir haben auf dem Karmel gespielt. Wer kann das schon von sich behaupten.“
DisraeliS: Terroropfer zu Gast bei deutscher Familie
Zustande kam der Kontakt zu Israel über das Projekt DisraeliS, eine private Initiative, die 2002 von Ilan Brunner in Tel Aviv gegründet wurde. Der Holocaust-Überlebende verfolgt damit das Ziel, Verständigung und Freundschaft zwischen Israelis und Christen zu fördern. Ilan Brunner, Israeli und im Mai 2015 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, vermittelt persönliche Kontakte, um dadurch Vorurteile abzubauen und Verständnis für die Situation Israels zu wecken. Dazu gehört unter anderem, verwaiste Ehepaare, die durch Terror ihr Kind verloren, in deutsche Familien einzuladen. Eine dieser Familien waren die Graus in Olbernhau. Eines dieser verwaisten Ehepaare waren Amiram und Tilda Goldin, die ihren Sohn Omri durch einen Anschlag verloren hatten.
Zwischen den Graus und den Goldins entwickelte sich eine Freundschaft, die Familienband wurde nach Israel eingeladen.
Bustan Nof Meshutaf: Verständnis zwischen Juden und Arabern in Israel
Die Goldins gründeten in Erinnerung an ihren Sohn die Omri-Stiftung und damit das Projekt Bustan Nof Meshutaf in Galiläa, dass Juden und Araber in gemeinsamer Arbeit zusammenbringen und Verständnis für einander wecken soll. (www.nofmeshutaf.org)
Regenbogen-Projekt als Hoffnungszeichen in Brandenburg
Im vergangenen Jahr gastierte bei Bustan Nof Meshutaf das Regenbogen-Projekt aus Deutschland. Dessen Leiter, der Pfarrer Rolf Martin, bezieht sich damit auf die Tora, Wajikra, das 3. Buch Mose: „Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; er soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. …„Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allen lebendigen Seelen…“ (9. 13,16) Es findet an Orten statt, die ein Zeichen der Hoffnung auf Zukunft brauchen können. Jugendliche kommen aus allen Himmelsrichtungen dieser Erde zu Workcamps zusammen und bauen ein Spielgerät für Kinder in Gestalt eines Regenbogens als Hoffnungszeichen. (www.rainbowproject.de)
Ein Hoffnungszeichen auf der Bundesgartenschau in Deutschland
Im August dieses Jahres war das Regenbogen-Projekt Gast auf der Bundesgartenschau Havelland im brandenburgischen Premnitz. Beteiligt waren auch israelische Jugendliche, die von Amiram Goldin betreut wurden. Der Israeli Goldin lud die Band aus Olbernhau dazu ein, zur Eröffnung in Premnitz zu spielen.
Sacred Hope: Eine Rock-Mission?
Für manch Gläubigen ist Rock die Musik der Sünde. Bandleader Ruben Grau (21) wehrt ab: „Musik ist ein Gefäß. Der Geist, der dahinter steht, bestimmt, ob das, was im Gefäß, rein ist oder nicht.“ Bruder Jonas (21) ergänzt: „Rock wurzelt im Blues und der im Gospel. Also kann man Rock für Gott benutzen. Das muss man ja nicht dem Teufel überlassen.“ Eine Rock-Mission? Beide lächeln. „Unsere Songs handeln von dem, was unser Leben bestimmt und das ist halt Jesus. Jesus steht für uns nicht für Religion, sondern für Widerstehen, sich nicht Manipulieren lassen. Keep on rocking!“
Christen mit Davidstern: Jesus war Jude
Was das Widerstehen betrifft, ist Sacred Hope konsequent. Sie sind Christen, tragen aber einen Davidstern um den Hals. Warum kein Kreuz? „Jesus war Jude, seine ersten Jünger waren Juden. Jesus hat die Lehren der Thora ernstgenommen und nie aufgehoben. Insofern sind uns die Juden sehr nahe. Uns prägt natürlich auch das Evangelium, die Botschaft von Kreuzigung und Auferstehung Jesu. Aber unter dem Symbol des Kreuzes sind furchtbare Dinge passiert, vor allem mit den Juden. So erscheint uns das öffentliche Tragen des Kreuzes unmöglich. Außerdem wird das Kreuz auch von Esoterikern, kriminellen Rappern und Zuhältern oder einfach als Modeschmuck getragen. Als öffentliches Bekenntnis taugt es nicht mehr, zu mindestens in der westlichen Welt. Der Davidstern ist ganz sicher noch ein Bekenntnis. Wir stellen uns damit auf die Seite der Juden und Israels.“
Der Davidstern eine Provokation in Deutschland?
Die Davidsterne um den Hals der drei männlichen Bandmitglieder von Sacred Hope sind so groß, dass sie sofort ins Auge fallen. Warum? „Warum nicht? Wir setzen damit bewusst ein Zeichen. Was nützt das Bekenntnis, wenn es keiner weiß. Wir wissen, dass es auch in Deutschland wieder gefährlich(er) geworden ist , sich öffentlich zu den Juden zu bekennen. Gerade deshalb tun wir das.“ Dass es gefährlich geworden ist, erfährt Sacred Hope seit einigen Monaten zunehmend. Die Fragen nach dem Davidstern werden immer aggressiver und enden nicht selten in Beschimpfung, bisher noch meist verhalten. Ruben Grau wurde jedoch kürzlich von einer Gruppe Nazis, begleitet mit den Worten „Solche wie Dich wurden früher vergast!“, bedroht. Es gelang, eine gewaltsame Auseinandersetzung zu vermeiden. Ruben weiß, dass weitere Bedrohungen folgen werden.
Antrag auf Asyl in Israel
Fazit: Familie Grau denkt nun über einen Antrag auf Asyl in Israel nach.
Die Begründung: In Deutschland könne man sich wegen des Bekenntnisses zu den Juden nicht mehr sicher fühlen. Eine Verfolgung ist nicht mehr auszuschließen.
Keep on rocking?
Gastbeitrag von C.M. Schwab
(c) Redaktion Israel-Nachrichten.org
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie uns bitte mit einer Spende, oder werden Sie Mitglied der Israel-Nachrichten.
Durch einen technischen Fehler, ist die Kommentarfunktion ausgeschaltet!
Leserkommentare geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Wie in einer Demokratie ueblich achten wir die Freiheit der Rede behalten uns aber vor, Kommentare nicht, gekuerzt oder in Auszuegen zu veroeffentlichen. Anonyme Zuschriften werden nicht beruecksichtigt.