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Berichterstattung aus London und Nazi-Propaganda aus München

Berichterstattung am Freitag, den 30. Juli 1943 aus London und Nazi-Propaganda in dem Blatt „Münchner Neueste Nachrichten“

„Die Zeitung“ aus London titelt: Was wusste Hitler?, dabei ging es um Mussolinis Sturz, der uns allen bestens bekannt ist. Viel interessanter ist ein Beitrag links auf der Titelseite, der hier im Original wiedergegeben wird:

WARNUNG AUS BERLIN

Das Schwarze Korps hat sich zu der Ansicht bekannt, Deutschland werde in zwanzig Jahren eine starke Wehrmacht brauchen. Man muss dem SS-Blatt für diese rechtzeitige Warnung dankbar sein. Mr. Churchills Erklärungen über die trotz allem noch bestehende Stärke Deutschlands sind so ernst und wörtlich zu nehmen, wie sie gesprochen sind. Ueber die Tatsache, dass der Krieg für Deutschland verloren ist, aber macht sich selbst die SS-Führung keine Illusionen. Andernfalls wäre der Hinweis auf die Wehrmacht von 1963 (!!) überflüssig. Wie alles in Deutschland wird auch die Niederlage rechtzeitig organisiert. Die Erfahrungen von 1918 sind zur Hand. Sie sollen genutzt werden mit dem festen Vorsatz: das nächste Mal besser machen! Die starke Wehrmacht in zwanzig Jahren ist für die Nazis nur ein Programmpunkt, ein Mittel zum Zweck, um die Weltherrschaft zu erobern.

Halten wir uns nicht bei den echten Nazis auf, das Brandmal der Verbrecher kennzeichnet sie, ihren Tricks kann niemand mehr zum Opfer fallen. Wie aber steht es mit den Gebietern über Kohle, Stahl und Eisen deren Patriotismus nur von ihrer Geschäftstüchtigkeit übertroffen wird, wie steht es vor allem mit den Generalen? Für sie wird die Rüstung, die neue Wiederaufrüstung d a s Programm sein; sie würden, wenn die Umstände es gestatten, wiederum dem folgen, der die Erfüllung ihres Ziels verheisst. Sie würden sich nicht um die Hand kümmern, die sie füttert. Sie würden marschieren, gleichgültig wohin, wenn sie nur marschieren dürfen. Nicht zum ersten Mal in diesem Krieg laufen Gerüchte um, dass deutsche Generäle – der Name Brauchitsch wird genannt – eine Systemänderung vorbereitet.
Die Gerüchte mögen wahr sein oder nicht – wahrscheinlich sind sie es nicht -, jedenfalls sind auch sie eine Warnung. Vielleicht möchte die Generalität vor dem letzten Akt abbrechen, anders als Ludendorff, der das Spiel erst absagte, nachdem er bereits die Stimme verloren hatte. Vielleicht rechnen deutsche Generäle darauf, dass die Melodie besticht, die sie bisher nicht gesungen haben:“… wir sind keine Nazis. Wir haben dem Vaterland gedient als Soldaten, die ihre Pflicht tun. Wir garantieren Ruhe und Ordnung, nur wir können sie garantieren..!“ – Sie werden nicht von dem sprechen was in zwanzig Jahren sein wird und sein m u s s, wenn ihnen erlaubt würde, Deutschland zu „retten“. Auch Hindenburg, der Marschall des Ersten Weltkrieges, wurde Deutschland „als Retter“ angepriesen; er ist nicht vergessen, die Verkörperung der Nibelungen-Treulosigkeit.

Die letzten Julitage sind, in Erinnerung an 1914, ewige Warnung aus Berlin vor verantwortungsfreien Militärherrschaft, die sich hinter zivilen Sündenböcken versteckt. Deutsche Generäle ändern sich nicht. Sie sind charmante Kavaliere auf dem gesellschaftlichen Parkett; sie sind Wölfe, wenn es gilt, Glanz und Vorrecht der Armee zu bewahren. Das Experiment Badoglio wird in Deutschland sorgfältig betrachtet werden und es mag unter Umständen sich zur Nachahmung empfehlen. Dann wird Deutschland fest und bestimmt zu belehren sein, dass des Glückes Unterpfand nie und nimmer eine Generalsherrschaft ist, die nach zwanzig Jahren die starke Wehrmacht benutzen würde, um Deutschland und die Welt in neues Unglück zu stürzen.

In ein ganz anderes Horn stoßen die „Münchner Neueste Nachrichten“, die sich mit amerikanischen Interessen beschäftigen und dies dem Leser auf ihre Art einzubläuen suchen; – wobei über die bestehenden Konzentrationslager nicht eine Silbe verloren wird. In der Ausgabe vn Donnerstag, 30. September 1943 titelt man: USA.-Imperialismus – II. Teil (von Günter Wirsing)

(…..) Der Fall Palästina: Palästina ist hier als rein jüdischer Staat bezeichnet. Tatsächlich scheinen sich die amerikanischen und jüdischen Ziele über die Zukunft des Nahen Ostens nun auf einen Plan hinzubewegen, der einen sehr viel weiteren Rahmen für den jüdisch-amerikanischen Einfluß bieten würde, als dies in der bisherigen Palästina-Diskussion der Fall war. In Jerusalem hat sich der Rektor der jüdischen Universität, Dr. Magnus, mit amerikanischer Unterstützung in den vordergrund gespielt. Er tritt für die Vereinigung Palästinas mit Syrien und Transjordanien ein, verlangt für dieses Gebilde freies Einwanderungsrecht der Juden und als Uebergang ein amerikanisches Mandat, wobei offenbar Roosevelts jüdischer Finanzminister Morgenthau als eine Art jüdisch-amerikanischer Regent vorgesehen ist.

Genau dieser Plan war es, dem Summer Welles widersprach. Welles stand nämlich mit einem in den USA. ebenfalls sehr einflußreichen jüdischen Kreis in Verbindung, der aus prinzipiellen Erwägungen die zionistische Politik ablehnt, weil er fürchtet, durch die Errichtung eines Judenstaates würde das Judentum in den USA, wie auch in anderen Ländern zu sehr kompromittiert werden. Ein Vertreter dieser jüdischen Richtung hat im Sommer in der Zeitschrift „Live“ einen sehr aufschlußreichen offenen Brief an die Zionisten veröffentlicht, in dem ohne Umschweife die Befürchtung dieser jüdischen Clique ausgesprochen wurde. Es heißt dort: „Viele jüdische Amerikaner sind gegen die Errichtung eines nationalen jüdischen Staates, weil ein solcher Staat immer nur klein sein könnte.

Man könnte niemals hoffen, eine entscheidende Macht in der Weltdiplomatie zu werden. („It could never hope to be a decisive force in the diplomacies of the world“.) Er müßte sich jederzeit für den einen oder anderen Block entscheiden. Jüdische Bürger anderer Nationen in der Welt würden durch diese Entscheidungen eines jüdischen Staates immer behindert werden (!), selbst wenn ein solcher jüdischer Staat Neutralität in den großen Fragen der Weltpolitik bewahren würde, wäre dies für die Juden in den anderen Ländern unangenehm. Das Ergebnis müßte unvermeidlich hier in Amerika wie auch für die Juden anderswo sein, daß sie eine doppelte Verpflichtung auf sich nehmen müßten. Dies würde besonders unglücklich in den USA. sein, wo der Jude eine sicherheit gefunden hat, die größer ist als man sie jemals in der langen Geschichte von Israel kennt. Der einzig sichere Weg, derartige Mißverständnisse zu vermeiden, besteht darin, daß man keinen nationaljüdiscxhen Staat errichtet.“

Hier werfen wir in der Tat einen interessanten Blick in innerjüdische und inneramerikanische Erörterungen. Wenn man diese Ausführungen genau liest, wird man erkennen, wie hoch darin die jüdische Rolle in der jetzigen Weltpolitik eingeschätzt wird. Innerhalb der führenden Kreise des Judentums hat diese Erörterung über die Zweckmäßigkeit des Zionismus übrigens schon die ganzen Jahre nach dem Weltkrieg eine bedeutende Rolle gespielt. Voraussichtlich ist mit dem Rücktritt Summer Welles nunmehr die Entscheidung gefallen, daß die amerikanische Nahostpolitik im Verein mit den Zionisten die palästinensisch-syrischen Gebiete als künftigen Mittelpunkt sowohl der amerikanischen wie der jüdischen Interessen ansehen will.

Der amerikanische Imperialismus stößt damit erneut in die bisherige britische Interessensphäre vor. Die Beobachter der Politik im Nahen Osten haben in den letzten Monaten einmütig festgestellt, daß es den Engländern gelungen war, die erste Welle des amerikanischen Vordringens, die etwa im Frühjahr 1942 anstürmte, dadurch abzufangen, daß sie die weitaus größere Erfahrung ihrer Verwaltungsbeamten gegen die tölpelhaft und oberflächlich vorgehenenden Amerikaner ausspielten. Nun ist aber mittlerweile ein dritter Partner außerordentlich aktiv ins Spiel gekommen, nämlich Moskau. Die Entsendung des stellvertretenden Außenkommissars Wyschinski in das Mittelmeerkomitee ist bemerkenswert. Wyshinski ist einer der engsten Vertrauten Stalins.

Bei der Serie der großen Prozesse im jahre 1937 war er der Staatsanwalt und Bluthund des Diktators. Er hat Tuchatschewski erledigt. Das Vordringen der kommunistischen Gruppen im de Gaulle-Komitee in Algier wird in der britischen Presse schon ziemlich offen besprochen. Das de Gaulle-Komitee ist ja im übrigen auch von den Sowjets als „französische Regierung“ anerkannt worden, von den Briten und Amerikanern dagegen nur als ein Übergangskomitee. All diese Vorstöße Moskaus haben zweifellos bei den Beratungen zwichen Roosevelt und Churchill eine bedeutende Rolle gespielt. England dürft sich gegenüber den sich nun von Woche zu Woche stärker äußernden Ansprüchen der Sowjets im Mittelmeerraum allein zu schwach fühlen.

Es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß Chruchill selbst diesmal die Amerikaner auch um den Preis neuer britischer Konzessionen zu Hilfe gerufen hat. Hierbei spielt aber abermald die Palästinafrage eine wichtige, ja fast eine entscheidende Rolle. In Washington betrachtet man die Juden als den einzigen zuverlässigen Bundesgenossen im Nahen Osten. Da andererseits aber auch innerhalb der Judenschaft in Palästina kommunistische Gruppen in den Vordergrund zu treten beginnen, will man sich offenbar nun beeilen, um im östlichen Mittelmeer ein fait accompli zu schaffen. Die amerikanisch-britische Politik ist damit in das Stadium der aus dem ersten Weltkrieg bekannten „Geheimabkommen“ eingetreten. Ein gewaltiger Schacher hebt an.

Die Verräter, ob sie nun de Gaulle oder Badoglio heißen, oder ob es sich um griechische und serbische Emigrantencliquen handelt sehen sich erneut nur als Bauern auf diesem Schachbrett hin und her geschoben. Dies alles sind Illustrationen dafür, was das Schicksal Europas wäre, wenn wir diesem Ansturm des westlichen und östlichen Imperialismus nicht standhielten.

Ist dem noch etwas hinzuzufügen? Ich denke: NEIN..!

Von Rolf von Ameln

Redaktion Israel-Nachrichten.org

 

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Von am 25/08/2015. Abgelegt unter Spiegel der Zeit. Sie knnen alle Antworten zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0. Kommentare und pings sind derzeit geschlossen.

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